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100 Jahre Fußball in Groß-Karben

Einer der bekanntesten Groß-Karbener Fußballer beim Kopfball: Jakob Drescher. Er spielte später sechs Jahre bei Bayern München und stieg mit der Mannschaft in die Bundesliga auf. Sechs Söhne der Familie Drescher kickten für die Zwanziger. Repro: Schenk
Einer der bekanntesten Groß-Karbener Fußballer beim Kopfball: Jakob Drescher. Er spielte später sechs Jahre bei Bayern München und stieg mit der Mannschaft in die Bundesliga auf. Sechs Söhne der Familie Drescher kickten für die Zwanziger. Repro: Schenk

Karben. Vor kurzem erst mussten die Fußballer der KSG Groß-Karben eine Entscheidung treffen. Dabei war das Ergebnis eigentlich schon vorher klar gewesen: Aus dem Sportwochenende Mitte September im Stadion an der Waldhohl wird in diesem Jahr nichts. Die Feiertage zum 100-jährigen Bestehen des Vereinsfußballs in Groß-Karben wurden auf 2021 verschoben.
Fast hätte es auch die Festschrift »100 Jahre Fußball in Groß-Karben« erwischt. Die ersten Wochen der Corona-Pandemie und die letzten Schritte vor der Fertigstellung hatten sich überschnitten. Doch es funktionierte: Vor einigen Wochen lag in jedem Groß-Karbener Briefkasten ein Exemplar des 88 Seiten umfassenden Heftchens. 2500 Stück wurden insgesamt ausgetragen.
Viele Freunde des lokalen Fußballsports werden sich über die Aktion gefreut haben. Bilder, Namen und ein umfangreicher Chronikteil illustrieren die Geschichte des Sportvereins (SV) 1920 und der Kultur- und Sportgemeinschaft (KSG) Groß-Karben vor und nach ihrer Fusion. Anekdotenreich wird über Lokalderbys berichtet, die am Ende doch unerwartet glimpflich ausgingen. Oder über die großen Erfolge in den 50er und 60er Jahren, als den Zwanziger-Senioren mehrere Meisterschaften und Aufstiege glückten.
Um das alles ansehnlich zu gestalten, arbeiteten Werner Schmitt, Herbert Dietz, Harald Ruhl und Horst O. Halefeldt Hand in Hand zusammen. Man traf sich oft auch nur zu zweit und füllte Seite um Seite mit Inhalten. »Das hat alles reibungslos geklappt«, resümiert der KSG-Vorsitzende Werner Schmitt. »Im April ist die Festschrift in den Druck gegangen. Die Zusammenarbeit funktionierte quasi auf Zuruf.« Chronologisch etwas schwierig sei es gewesen, die Zeit von 1952 bis zur Fusion 1991 darzustellen. Den Werdegang der zwei Fußballvereine SV und KSG habe man parallel betrachten wollen.
Harald Ruhl besorgte die Anzeigen für die Festschrift. Jedes Geschäft in Karben steuerte er dafür persönlich an.
Viel Lob, aber auch
Ärger mit der Post
Layout und Inhalt machen eine solche Lektüre aus. Darüber waren sich die Verantwortlichen im Vorfeld einig. Nachfragen nach Rest-Exemplaren aus Wöllstadt, Rosbach und Okarben scheinen die Beliebtheit des Heftchens zu belegen. »Bisher waren alle Rückmeldungen sehr positiv«, berichtet Herbert Dietz, der wie immer viele Bilder aus seinem historischen Fotoschatz beisteuern konnte.
Die grafische Gestaltung hatten Horst und Elke Halefeldt übernommen. Werner Schmitt freut sich aktuell über einige Anfragen wegen Jugend- und Damenfußball in Groß-Karben. Das könne unter Umständen auch auf die gelungene Festschrift zurückzuführen sein, meint er.
Als nicht ganz so gelungen bezeichnet er dagegen die Anlieferung der Drucksachen. Elf Pakete seien von der DHL hin- und her geschickt worden, ehe sie endlich kleckerweise bei seiner Privatadresse eintrudelten. Termindruck habe es deswegen aber nicht gegeben.
In der Rubrik »Unser Verein« wird ein Punkt angerissen, auf den man näher eingehen könnte: Von der Nachkriegszeit bis heute spielt das Thema Integration eine wichtige Rolle im Groß-Karbener Vereinsfußball. Zuerst waren es Flüchtlingssöhne nach dem Zweiten Weltkrieg, dann spanische und türkische Gastarbeiter und jetzt deren Nachkommen – Fußballverrückte im positiven Sinne mit ihrer ganz eigenen Mentalität. »Wir haben nie ein Problem daraus gemacht«, merken Dietz und Schmitt an. Die Bayrams, Sahins und Bakahans seien alle Groß-Karbener Jungs. »Aus der KSG 1920 sind sie nicht mehr wegzudenken«, heißt es in der Festschrift.
Fest eingeplante Programmpunkte wie das Freundschaftsspiel gegen eine Traditionsmannschaft von Eintracht Frankfurt und die Festtage sollen übrigens auf jeden Fall nachgeholt werden.