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Altes Becken ist marode

Thomas Stöhr und Klaus Minkel im Freibadbecken bei der Entnahme der Bohrkerne durch eine Fachfirma. Nach der Auswertung stand fest, dass das Becken in absehbarer Zukunft abgerissen werden muss. Foto: Privat
Thomas Stöhr und Klaus Minkel im Freibadbecken bei der Entnahme der Bohrkerne durch eine Fachfirma. Nach der Auswertung stand fest, dass das Becken in absehbarer Zukunft abgerissen werden muss. Foto: Privat

Gutachten zum Freibad: Beton zu brüchig – Neubau des Freibads erst nach Errichtung des Kommunalbades

Bad Vilbel. Das städtische Freibad ist nach dem Abriss des Hallenbades das einzige Schwimmbad in der Stadt. Da es vielen Bad Vilbelern ans Herz gewachsen ist, möchten sie nicht nur, dass es erhalten bleibt, sondern auch, dass es saniert wird. Beim Magistrat rennen die Bürger damit offene Türen ein. Doch ganz so einfach wird es nicht.

In der nächsten Sitzungsrunde der städtischen Gremien wird ein gemeinsamer Antrag von SPD, Grünen und Frei Wähler aufgerufen, der die Erhaltung und »behutsame Sanierung« des alten Freibades fordert. Darin heißt es: »Die Stadtverordnetenversammlung setzt sich dafür ein, das Freibad in Bad Vilbel schnellstmöglich zu sanieren und langfristig zu erhalten. Der Magistrat wird beauftragt, bis zum Beginn der Freibadsaison 2020 eine Machbarkeitsstudie zur behutsamen Sanierung und Modernisierung des Freibads als Traditionsbad vorzulegen. Darin sollen – basierend auf einer baulich-technischen Bestandserkundung (u. a. Beton- und Statikgutachten des Beckens) – der kurz- und mittelfristige Sanierungsbedarf, mögliche Sanierungs-/Modernisierungsalternativen und deren geschätzten Investitionskosten sowie die zugehörigen Zeitpläne vorgelegt werden, sodass mit den Sanierungsmaßnahmen nach Abschluss der Badesaison 2020 begonnen werden kann.»
Weiterhin werde der Magistrat beauftragt, die erforderlichen Schritte zur Beantragung von Fördermitteln aus dem SWIM-Programm der Hessischen Landesregierung einzuleiten.
Beton unter der Lupe

Doch der Magistrat hatte längst gehandelt. Denn nachdem die Badesaison Mitte September beendet und das Wasser abgelassen worden war, begutachteten Bürgermeister Thomas Stöhr und Stadtrat Klaus Minkel (beide CDU) gemeinsam das trockengelegte Becken. Und das hatte seinen Grund: Eine Spezialfirma war angerückt und entnahm aus dem Schwimmerbecken Betonproben. Es wurden sogenannte Bohrkerne herausgeholt und analysiert. »Die entnommenen Betonteile dienen dem angekündigten Gutachten für das Becken, das Grundlage für den Plan zur Vitalisierung unseres Freibads sein wird«, erklärte der Bürgermeister. Minkel betonte, dass das Gutachten der wichtigste Stützpfeiler für alle weiteren Überlegungen zum Freibad sei. »Auf Basis des Ergebnisses werden wir dann entscheiden, wie mit dem Becken verfahren werden kann. Darauf aufbauend werden wir Maßnahmen zur Vitalisierung unseres Freibads treffen«, kündigt Minkel an.

Freibad als Puffer
Seit Ende der vorigen Woche steht nun fest: »Eine Sanierung des Beckens kommt nicht mehr infrage«, sagte der Stadtrat. Details kenne er noch nicht, aber das Ergebnis sei eindeutig. Das hieße normalerweise: Abriss und Neubau. Da Bad Vilbel aber dann bis zum Neubau des Kommunalbades im Zuge der Wund-Therme ganz ohne Bad dastünde, strebe die Stadt eine Übergangslösung an. Das alte Schwimmbecken werde wieder saniert und so ertüchtigt, dass es noch für einige Jahre nutzbar sein werde. Angestrebt sei, das Freibad erst dann neu zu bauen, wenn das Kommunalbad errichtet sei.

Minkel erinnerte daran, dass er sich mit Josef Wund einig gewesen sei, dass das alte Freibad erhalten bleiben solle. Der Grund liegt auf der Hand. Als Josef Wund von den hohen Tagesspitzen des Vilbeler Freibades von 3000 Besuchern erfahren habe, sei es ihm klar gewesen, dass solch ein Ansturm auf sein Bad die gewinnbringenden Teile sehr stark beeinträchtigen würde. »Wenn von 4000 Spinden 3000 ganztags überwiegend von Kindern belegt werden würden, hätten Besucher von Therme und Saunen das Nachsehen«, hieß es in der Magistratskolumne »Der direkte Draht«.

Deswegen sei bereits am 6. Juli 2018 folgende Pressemitteilung herausgegeben worden: »Über das Freibad ist der Stab noch nicht gebrochen. Der Neubau des Freibades war ohnehin erst für den zweiten Bauabschnitt vorgesehen. Bis dahin bleibt das Freibad in Betrieb. Wegen der enormen Besucherspitzen an heißen Tagen ist es aber vorstellbar, dass das alte Freibad zur Pufferung weiter betrieben wird. Dabei ist auch eine noch engere Kooperation mit der DLRG denkbar, die dann auszuhandeln wäre.«
Deswegen habe die Initiative für das Freibad offene Türen bei der Stadt eingerannt. Minkel: »Die Stadt war schon pro Freibad, als es die Initiative noch lange nicht gab.« Zu dem Antrag der Oppositionsfraktionen gab es einen Änderungsantrag der Koalition aus CDU und FDP. Darin heißt es kurz und knapp: »Die Stadtverordnetenversammlung bekennt sich zum Erhalt und zur Sanierung des Bad Vilbeler Freibades und unterstützt dabei alle Maßnahmen des Magistrats, wie er sie in seinem Schreiben vom 15. Juli an die Freibad-Initiative aufgeführt hat.«

Parlament entscheidet
Das Thema Freibad steht auf der Tagesordnung bei der Stadtverordnetenversammlung, die am kommenden Dienstag, 12. November, ab 18 Uhr im Sport- und Kulturforum am Dortelweiler Platz tagt.

Stadt bringt Bad auf »neuzeitlichen Stand«

Bad Vilbel.   CDU und FDP beziehen bei ihrem Änderungsantrag zum Antrag der Opposition auf ein Schreiben, das Bürgermeister Thomas Stöhr und Stadtrat Klaus Minkel an Ralf Knirsch und die Initiative FreiBad geschickt haben. Darin heißt es, »ganz persönlich kenne, nutze und mag ich unser Freibad von Kindesbeinen an. Daher kann ich mich gut mit Ihrer Initiative solidarisieren und bin gern bereit, Sie zu unterstüzen«. Ein neues Freibad an einem neuen Standort sei wegen des Zeitverlustes durch den Tod von Herrn Wund nicht geplant, »weil die rasche Herstellung des im Gegensatz zum Freibad ganzjährig nutzbaren Hallenbades Vorrang erhalten musste«. Das Freibad solle auf einen »neuzeitlichen Stand« gebracht werden, was        eine Lebensfähigkeit für mindestens eine Generation bedeute.

Minkel und Stöhr verweisen auf das Betongutachten fürs 1937 erbaute Bad. Danach sei zu klären, ob im Sprungbereich die Beckentiefe von 3,20 Meter auf die Normtiefe von 3,80 Meter gebracht werden könne, um einen Drei-Meter-Turm errichten zu können. Zudem müsse die Wassertechnik untersucht, die Hochbauten saniert und attraktive Bodenbeläge im Außenbereich angebracht werden. Die Stadt beabsichtige zudem, das Landesprogramm SWIM zu nutzen, sobald das Sanierungskonzept stehe. (pe)