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Angekommen

Einfach ist es für die Flüchtlinge in Bad Vilbel sicherlich nicht: Sie müssen sich in einem neuen Land mit einer fremden Kultur und einer unbekannten Sprache erst einleben. Das ist ihnen von der Stadt nun etwas leichter gemacht worden.

Bad Vilbel. Etwas schüchtern betreten die Flüchtlinge nach und nach den Pfarrsaal der St.-Nikolaus-Kirche. Dort warten bereits die ersten Bürger darauf, mit den Männern und Frauen ins Gespräch zu kommen. Im Hintergrund erklingt leise afrikanische Musik und auf der langen Tafel stehen allerlei internationale Köstlichkeiten bereit, die Stimmung ist entspannt.

Susanne Förster, von den Flüchtlingen Susi gerufen, koordiniert die Flüchtlingshilfe in Bad Vilbel. Sie hofft, dass die Bad Vilbeler und die Flüchtlinge aufeinander zugehen und vielleicht auch in Kontakt bleiben. So könnten noch mehr Paten für die Asylbewerber gefunden werden, die sie in ihrem Alltag unterstützen. „Natürlich muss die Chemie stimmen“, weiß Förster.

Zwei dieser potenziellen Paten sind Katrin und Arndt Faludi. Dem jungen Ehepaar aus Bad Vilbel liegt etwas daran, die Flüchtlinge zu unterstützen. „Wir haben während einer Predigt in der Kirche von dem Fest erfahren“, erzählt Arndt Faludi. „Es ist eine tolle Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen.“ Das Paar kann sich gut vorstellen, mit den Flüchtlingen in Kontakt zu bleiben und zu helfen: „Wir würden gerne eine Patenschaft übernehmen. Mal sehen, mit wem wir ins Gespräch kommen.“

Mit Händen und Füßen

Nach einem etwas schleppenden Beginn des Festes mischen sich die Flüchtlinge immer mehr unter die Leute: Die Gespräche werden teils in Englisch, in Deutsch aber vor allem mit Händen und Füßen geführt. Dass sie bisher nur bruchstückhaft Deutsch sprechen, würden Yidnekachew aus Äthiopien und Olol aus Somalia gerne schnell ändern. „Wir sind so glücklich hier zu sein“, betonen die beiden. Den jungen Männern ist es damit sehr ernst: „Wir wollen nie wieder zurück, es gibt dort zu viele Probleme.“ Auch ihre Familien seien froh, dass die beiden nach Deutschland kommen konnten. Eines haben sie jedoch zu bemängeln: Ein Deutschkurs in der Woche sei zu wenig, sie wünschen sich noch eine weitere Unterrichtseinheit. „Es ist wichtig, dass wir Deutsch lernen.“

Bad Vilbels Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn ist das bewusst, doch es sei schwierig, noch mehr Kurse mit den bisherigen Ehrenamtlichen zu stemmen. Deshalb sei man händeringend auf der Suche nach noch mehr ehrenamtlichen Lehrkräften: „Es müssen keine ausgebildeten Lehrer sein“, betont Freund-Hahn. Einige Schwierigkeiten in Sachen Flüchtlinge gebe es noch zu meistern, sagt sie: „Der Wetteraukreis ist aufgrund mangelnder Erfahrung genauso ratlos wie alle anderen auch.“ Wichtig sei, die Flüchtlinge zu integrieren, ihnen die Sprache näher zu bringen und somit eine „Ghettoisierung zu verhinden.“

Freiwillige gesucht

Das findet auch Klaus Splittdorf wichtig, der zwar in der evangelischen Kirche Massenheim engagiert ist, aber nicht nur deshalb gekommen ist: „Ich bin hier, um die Kultur des Willkommenheißens zu unterstützen“, erklärt der Bad Vilbeler. „Das Fest ist eine super Sache. So werden auch mehr Leute auf das Thema aufmerksam.“

Neben einer Patenschaft oder den Deutschkursen gibt es für die Bad Vilbeler noch viele weitere Möglichkeiten sich einzubringen und die Flüchtlinge zu unterstützen. So wird beispielsweise für zwei Asylbewerberinnen ein Freiwilliger gesucht, der die beiden jungen Frauen zwei Mal in der Woche nach Friedberg fährt. „Der Sohn einer der beiden Frauen kommt bald in die Schule. Sie möchte ihn natürlich gerne unterstützen, deshalb ist es ihr wichtig, möglichst schnell Deutsch zu lernen“, erklärt Förster.

Eine anonyme Spenderin habe deshalb das Geld für einen Intensivkurs an der Friedberger Volkshochschule bereitgestellt. Jedoch seien die Fahrtkosten nach Friedberg beinahe doppelt so hoch wie die Kosten für den Kurs selbst, denn bezuschusst oder gar finanziert würden die Fahrtkosten nicht. „Der Kurs findet montags und mittwochs von 14.30 Uhr bis 16 Uhr statt und dauert bis Juli“, berichtet Förster. „Es wäre toll, wenn sich für die Fahrten jemand finden würde.“

Wer sich engagieren und Auskunft erhalten möchte, kann sich melden per E-Mail an susanne.foerster@bad-vilbel.de oder telefonisch unter (0 61 01) 60 23 14.