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„Die Belastung ist sehr groß“

Assistent soll ehrenamtlichen Vorstand der Flüchtlingshilfe unterstützen

Sucht dringend nach Unterstützung für die als Verein organisierte Bad Vilbeler Flüchtlingshilfe: die stellvertretende Vorsitzende Myriam Gellner. Foto: Fauerbach
Sucht dringend nach Unterstützung für die als Verein organisierte Bad Vilbeler Flüchtlingshilfe: die stellvertretende Vorsitzende Myriam Gellner. Foto: Fauerbach

Der ehrenamtliche Vorstand der Flüchtlingshilfe Bad Vilbel erhält durch Hilfe der Stadt eine vorerst auf zwei Jahre befristete Vorstandsassistenzstelle. Jetzt sucht die stellvertretende Vorsitzende Myriam Gellner nur noch jemanden, der die Stelle überimmt.

 

Bad Vilbel. Myriam Gellner ist erleichtert über die neu getroffene Vereinbarung mit der Stadt Bad Vilbel, eine Vorstandsassistenzstelle zu schaffen. Die Kosten der Teilzeitstelle werden je zur Hälfte von Verein und Stadt getragen. Zwar ist diese Teilzeitstelle vorerst auf zwei Jahre befristet, doch sie wird die ehrenamtliche Arbeit des Vorstands der „Flüchtlingshilfe – Willkommen in Bad Vilbel“ spürbar entlasten. Da ist sich die stellvertretende Vorsitzende Myriam Gellner sicher.

Ab sofort sucht der Vorstand in den Reihen der Mitglieder nach einem geeigneten Bewerber für die Stelle, da im Mitgliederbereich von einem Wissen um die Thematik, die Vereinsstrukturen und die aktiven Personen auszugehen sei. „Die Vorstandsassistenz soll zur Entlastung bei allen administrativen Tätigkeiten in der Vorstandsarbeit beitragen. Dazu zählen die Unterstützung bei der Postbearbeitung, die Pflege der Mitglieder-, Adress- und Termindatenbank des Vereins, die Vor- und Nachbereitungen von Vorstandssitzungen und -terminen sowie die Tätigkeit als Schaltzentrale für interne und externe Anfragen an den Vorstand“, informiert Gellner. Bewältigen soll der Stelleninhaber diese Aufgaben in 15 Stunden pro Monat auf Homeoffice-Basis.

Sich aktiv einbringen

„Wir möchten durch diese personelle Unterstützung feste Zeiten für eine Erreichbarkeit bei Vereinsangelegenheiten, sei es bei internen Anliegen oder externen Anfragen erreichen.“ Nötig sei die Unterstützung des Vorstandes auch deshalb, weil viele der Vereinsmitglieder aktiv in den unterschiedlichsten Bereichen der Flüchtlingsarbeit in Bad Vilbel mitarbeiteten. „Eine weitere zeitliche Belastung durch ein Vorstandsamt steht für die meisten Helfer neben ihrer Erwerbstätigkeit nicht zur Debatte.“ Zudem erhofft sich das Vorstandsteam, dass durch Assistenz auch ein Bewerber für den seit längerem vakanten Posten des Vorsitzenden gefunden wird.

Mit Blick auf das Engagement von Bürgern, sich aktiv einzubringen, sagt Gellner, dass die Wirkung des Anstiegs von fremdenfeindlichen Stimmungen im Land nicht unterschätzt werden dürfe. Diese schreckten viele Bürger ab, sich in verantwortungsvoller Position – wie bei einem Vorstandsamt – für eine Willkommenskultur und die Integration von Geflüchteten und Asylsuchenden Menschen
einzusetzen.

„Das persönliche Risiko dafür, Anfeindungen zu erleben, ist in den vergangenen Jahren gestiegen, und es verlangt Zivilcourage, hier mit klarem Bekenntnis sprichwörtlich Gesicht zu zeigen.“ In Deutschland würden sich Bürger durchschnittlich fünf Stunden ehrenamtlich engagieren. „Das geht bei uns zeitlich weit darüber hinaus. Deshalb sind viele Helfer nicht mehr bereit, noch mehr Arbeit als bisher schon in ihrer Freizeit zu schultern.“ Sie selbst übernehme Koordinations- und große Teile der Verwaltungsarbeit des Apparates. Gellner beschreibt auch die Arbeitsbelastung der fünf Vorstandsmitglieder: Dazu gehörten Vorstandssitzungen im zweiwöchigen Rhythmus.

Kleines Unternehmen

Bei den Versammlungen stünden so unterschiedliche Themen wie die Prüfungen von Förderanfragen und die Bearbeitung von Anfragen aus den einzelnen Vereinssäulen sowie von externer Seite auf der Tagesordnung. Hinzu kämen Koordinationstätigkeiten mit der Stadt, die Steuerung eines Jahresbudgets, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – und das mit einem derzeit fünfköpfigen Vorstandsteam. „Der Aufwand ist so hoch wie bei einem kleinen Unternehmen.“ Hinzu käme die Verantwortung als Arbeitgeber für einen vollzeitbeschäftigten Angestellten im Bereich Ausbildung, Arbeit und im Sektor Wohnraumsuche. Auch hier werde eine Assistenz sicherlich zur Entlastung beitragen.

Die Beispiele zeigten, wie viele unterschiedliche Gesichter die ehrenamtliche örtliche Flüchtlingsarbeit habe. Nur selten würden Außenstehende das enorme Zeitpotenzial erkennen, welches viele der Freiwilligen in ihre unterschiedlichen Tätigkeiten investierten. Im Verein „Flüchtlingshilfe – Willkommen in Bad Vilbel“ sind derzeit 180 Bürger aktiv, die sich für 458 Flüchtlinge und Asylbewerber einsetzen.


Erreichbar ist der Flüchtlingshilfeverein im Haus der Begegnung, Marktplatz 2 in Bad Vilbel oder im Internet auf der Homepage www.fhbv.de.