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Disput Seniorenheim – Bürgerinitiative trifft sich mit Kommunalpolitikern auf dem Heilsberg zum Ortstermin

Landrat Joachim Arnold (Mitte) und SPD-Ortsvorsitzender Udo Landgrebe (rechts daneben) im lebhaften Gespräch mit Bürgern. Foto: Niehoff
Landrat Joachim Arnold (Mitte) und SPD-Ortsvorsitzender Udo Landgrebe (rechts daneben) im lebhaften Gespräch mit Bürgern. Foto: Niehoff

Sachlichen Umgang miteinander prägte die Ortsbegehung auf Einladung der Bürgerinitiative „Seniorenpflegeheim Am Hang“ im Ortsteil Heilsberg. Ziel ist es, einen Aufschub für das Projekt zu erreichen.

Bad Vilbel. Die Bürgerinitiative, die sich aus Anwohnern der Alten Frankfurter Straße und der Straße Am Hang zusammensetzt, hatte am Samstagmittag zu einem Treffen auf dem Gelände auf der Alten Frankfurter Straße, auf dem demnächst das Seniorenheim errichtet werden soll, sämtliche Vertreter der zuständigen Gremien der Stadt eingeladen. Ziel war es, von den Gremien einen zeitlichen Aufschub zu erhalten. „Denn wir sind bisher immer noch nicht über die genaue Planung unterrichtet worden“, erklärte Wolfgang Neubauer, einer der Sprecher der Initiative die Zusammenkunft.

Auf Schrifttafeln hatten sie ihre Einwände gegen die Konzeption eines Bebauungsplans formuliert, der auf einer 4470 Quadratmeter großen Grünfläche den Bau einer Senioreneinrichtung mit Schwerpunkt Pflege sowie auf 540 Quadratmetern 27 Stellplätze vorsieht.

So monierten sie, dass die Projektfirma Domicil einen viergeschossigen Neubau plane, der länger und kompakter als das gegenüber liegende City Hotel sein werde. Und während die angrenzende Bebauung heute eine Höhe von etwa acht Metern aufweise, würden durch den vorgesehenen Bebauungsplan 15,20 Meter im oberen und bis 18 Meter im unteren Teil des Grundstücks genehmigt.

Diese Planung lasse jede Rücksichtnahme auf die umliegende Bebauung vermissen und werfe Probleme auf, kritisieren die Anwohner. Sie befürchten die Zunahme des Lärms, Verschattung und Verlust an Grünflächen. Außerdem erachtet die Initiative die Verkehrsplanung in diesem Bereich als unzureichend, genauso wie die Parkplatzsituation für die 100 Bediensteten und den Anlieferverkehr. „Wir richten uns nicht gegen das Seniorenheim an sich, sondern nur gegen die Dimension, die es einmal einnehmen soll“, wandte sich Ulrich Sopp an die Gremienmitglieder, darunter Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und Bauamtsleiter Erik Schächer.

200 Unterschriften

Das geplante Gebäude passe nicht an diese Stelle und ein Vergleich mit dem nahe gelegenen City-Hotel im Hinblick auf die Größenordnung sei unzulässig, weil das Hotel außerhalb des Wohnbereiches liege und dazu noch eine untergliederte Fassade besäße. 27 Einzeleinwendungen sowie 200 Unterschriften liegen gegen das Vorhaben vor. Und die wollen die Anwohner Stück für Stück und mit der ausreichenden Zeit beraten wissen. Auskunft verlangten sie auch, warum für das Grundstück nicht die Methode des vorhabenbezogenen Bebauungsplans gewählt worden sei. In diesem Falle könne der Käufer nämlich anschließend nicht das Grundstück wieder frei verkaufen, ohne dass der Dritte an den Bau eines Altenheims gebunden sei.

Besonders geeignet

Nachdem die wesentlichen Argumente gegen das Projekt vorgetragen waren, versuchte Bürgermeister Stöhr die rund 70 Anwesenden von der Richtigkeit des Vorgehens seiner Verwaltung zu überzeugen. Seit 2006 werde seitens der Stadt nach geeigneten Grundstücken für Seniorenheime gesucht. „Denn die gehören genauso zu einer Stadt wie Kitas oder Schulen“, so Bürgermeister Stöhr. Das Grundstück an der Alten Frankfurter Straße habe sich als besonders geeignet erwiesen, weil es gut erschlossen sei und man von dort Läden zu Fuß gut erreichen könne.

Außerdem sei das Gebäude nicht zu groß, wie von der Bürgerinitiative immer wieder behauptet werde, da nur 40 Prozent des Grundstückes bebaut würden. Auch bei der Gebäudehöhe argumentiere die BI mit falschen Zahlen, denn die Höhe liege lediglich knapp zwei Meter über den Dächern der umliegenden Einfamilienhäuser. Stöhr ging dann noch auf die Art des Bebauungsplanes ein. Den habe man gewählt, damit die Bürger so lange wie möglich ein Mitwirkungsrecht hätten. „Außerdem wird mit dem Bebauungsplan nur der Rahmen der Bebauung, nicht aber jedes Detail vorgegeben. Wir haben Ihnen also nichts verschwiegen, sondern wir wissen selber noch nicht alle Einzelheiten“, sagte Stöhr weiter.

Rückendeckung erhielt der Bürgermeister auch von Mitgliedern des Seniorenbeirates. Sie hätten sich bestehende Einrichtungen des Investors in Hanau und Offenbach angesehen und seien sehr zufrieden mit dem Gesehenen. „So eine Einrichtung in diesem Stil passt gut nach Bad Vilbel und auf den Heilsberg“, meinte beispielsweise Jochen Brings, Mitglied des Orts- und des Seniorenbeirates.

Bürgermeister Stöhr versprach den Mitgliedern der Bürgerinitiative, dass in den nächsten Wochen das Projekt in allen Gremien noch einmal sehr genau durchleuchtet und diskutiert werde. „Man lernt schließlich nicht aus“, so Stöhr. Und auch Ortsvorsteher Christian Kühl (SPD) sagte den Anwohnern zu, im Ortsbeirat über das Projekt noch einmal beraten zu wollen. Dabei werde es aller Voraussicht nach aber nur noch um Details, nicht jedoch um das Ganze gehen. „Denn dass wir so eine Einrichtung brauchen, das steht wohl außer Zweifel“, sagte Ortsvorsteher Kühl.

Zum Thema: 145 Heimplätze

Rund 145 Plätze soll das neue Seniorenheim auf dem Heilsberg erhalten.
Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Betreuten Wohnen und ist deshalb besonders gut für an Demenz erkrankte Personen geeignet. Der Bebauungsplan für das Projekt wird in den nächsten Wochen beraten und soll von der nächsten Stadtverordnetenversammlung endgültig beschlossen werden. (jwn)