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B3 vorerst wieder frei

Akute Schäden erforderten Reparatur der Brücke – Im Frühling stehen weitere Arbeiten an

Spezialisten am Werk: Thomas Feil und Steffen Borchert verschieben die Stahllamellen, um an die Gleitlager und Stahltraversen darunter zu kommen. Foto: Kopp
Spezialisten am Werk: Thomas Feil und Steffen Borchert verschieben die Stahllamellen, um an die Gleitlager und Stahltraversen darunter zu kommen. Foto: Kopp

Seit vergangenem Freitag können Frankfurt-Pendler wieder alle Spuren der B 3-Brücke über die Nidda nutzen. Doch müssen sie sich auf weitere Baustellen – vermutlich im Frühjahr – einstellen.

Bad Vilbel. Fährt man über die große Bad Vilbeler B 3-Brücke, hat man am Anfang und Ende des Bauwerks für jeweils 40 Zentimeter keinen Asphalt unter seinen Rädern. Dort liegt blanker Stahl. Das hat seinen guten Grund, trotzdem sind gerade diese Bereiche reparaturanfällig. So auch in der vergangenen Woche, als eine Spur der B 3 auch während des Berufsverkehrs in Richtung Frankfurt gesperrt werden musste.

Die Übergangskonstruktionen an den Brücken bestehen aus quer zur Fahrbahn liegenden Stahllamellen und darunter in Fahrtrichtung angebrachten Stahltraversen. Damit nicht Stahl auf Stahl scheuert, befinden sich dazwischen Gleitlager und -federn aus heute meist einem mit Kautschuk ummantelten Stahlblock.

Die Traversen sind essenziell, denn die Brücke macht beträchtliche Bewegungen mit. Im Winter zieht sich das Material zusammen, im Sommer dehnt es sich aus. Zwischen den Stahllamellen an der Oberfläche befinden sich deswegen Dichtungsprofile, welche die Bewegungen aufnehmen und für eine durchgängige Oberfläche zwischen Brücke und der übrigen Straße sorgen.

Lager brechen ab

Rauscht man mit dem Auto über die Übergänge, hört man ein moderates „Do-Dong“. Im Normalfall. Sind die Gleitlager verschlissen oder die Pins der Lager aus den Traversen herausgebrochen, fallen sie heraus, es entstehen Leerräume. Fahren dann Fahrzeuge darüber, verändert sich das Geräusch, Stahl kracht auf Stahl. „Das ist wie der Becken-Tusch bei einer Trommel“, beschreibt es Jürgen Stobinski, Brückenwart bei der Autobahnmeisterei Frankfurt mit Sitz an der A 5 bei Nieder-Eschbach. Eine Kettenreaktion entsteht: Weitere Lager brechen ab, der Übergang wird instabil. Dann müssten alle Spuren gesperrt werden.

„Jede Brücke klingt anders, im Laufe der Zeit bekommt man ein Gefühl für sie“, sagt er. Man hört, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Vor allem, wenn man sich in der Brückenkammer unterhalb der Stahllamellen befindet, die Autos direkt über die eigenen Köpfe rauschen.

So auch bei einer der zwei Mal im Jahr stattfindenden Regelprüfungen durch die 30 Außendienstmitarbeiter. Die Regelprüfung findet zusätzlich zu Einzel- und Hauptprüfungen alle drei und sechs Jahre statt.

Rund 200 Brücken fallen in die Zuständigkeit der Frankfurter Autobahnmeisterei, hinzu kommen 350 Schilderbrücken sowie hunderte Lärmschutzwände und -wälle, nicht nur auf den Autobahnen zwischen Ober-Mörlen und Zeppelinheim sowie Oberursel und der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik, sondern auch auf kleineren Straßen wie der B 3, aber auch Landes- und Kreisstraßen.

So war für die B 3-Brücke ohnehin eine Sanierung vorgesehen. Nun aber wurde es ernst. „Wir mussten sofort handeln“, bestätigt Volker Repp, Teamleiter Brückenbau Mittelhessen bei der Straßenverkehrsbehörde Hessen Mobil, die Alarmmeldung der Autobahnmeisterei. Denn ohne zügige Reparatur kann es gefährlich werden. Entweder senken sich die Lamellen ab, was einen Achsbruch zur Folge haben kann. Oder sie stellen sich auf. Was Reifenplatzer nach sich zieht. „Im schlimmsten Fall wirken sie wie ein Spieß, in den man hineinfährt“, sagt Stobinski. „Einen Todesfall will keiner, lieber einmal eine Einschränkung“, sagen er und Repp einmütig. Auch finanziell hat eine Verzögerung enorme Auswirkung. Die jetzige Reparatur ist auf rund 20 000 Euro veranschlagt. Eine Komplettsanierung der Übergänge würde nicht nur eine Vollsperrung, sondern auch Kosten von rund einer Million Euro bedeuten. Zu berappen vom Steuerzahler.

Wieder Sperrung

Rund 25 Jahre haben die Gleitlager gehalten, „das ist abhängig vom Verkehr, aber durchaus die normale Verschleißzeit“, schildert Volker Repp. Deswegen habe man auch im Oktober die Brücke am Preungesheimer Dreieck zwischen B 3 und A 661 instand setzen müssen, auch hier waren die wichtigen kleinen schwarz-weißen Blöcke verschlissen. Ein Fall für Steffen Borchert und Thomas Feil, zwei von 45 Monteuren der Firma Maurer, die an drei Standorten in Deutschland verteilt sind und von dort aus Brückenlager in der ganzen Welt betreuen und instand setzen. „Innerhalb von zwei Tagen konnten wir den Auftrag an Maurer vergeben“, freut sich Volker Repp. Hätte das nicht geklappt, hätte eine Spur der B 3 für längere Zeit gesperrt werden müssen.

Borchert und Feil schieben die Lamellen auseinander, heben dann die Stahltraversen hydraulisch mit einer Kraft von 50 Tonnen an und bringen neue Gleitlager an. Eine Arbeit, die teils mitten auf der Straße, teils darunter in der Brückenkammer stattfindet. Dabei nehmen sie auch die übrigen Verschleißteile der Brücke unter die Lupe. Heute ist Bauabnahme, freigegeben ist die Strecke dann schon wieder.

Doch Pendler müssen sich auf eine weitere Einschränkung einstellen. Denn auch die Dichtungsprofile der Stahllamellen müssen ersetzt werden. „Das werden wir wohl im Frühjahr angehen“, sagt Repp. Dann muss die Strecke teilweise gesperrt werden. Betroffen sind alle Spuren, das sei leider aber notwendig.

Doch selbst wenn die Autofahrer dann keine Arbeiter in der Baustelle sehen, sollten sie sich nicht ärgern: Wahrscheinlich sind sie gerade in der Brückenkammer tätig. Direkt unter tausenden Autos, die über sie hinwegdonnern.