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Bald unter einem Dach – Diskussion über Bildung einer Stadtkirche

Der Vorbau aus den 1950er Jahre musste entfernt werden. Volker Fuchs erläutert, dass über die neue Kirchentür ein Vordach kommen soll. Foto: Wieberneit
Der Vorbau aus den 1950er Jahre musste entfernt werden. Volker Fuchs erläutert, dass über die neue Kirchentür ein Vordach kommen soll. Foto: Wieberneit

Karben. Seit 2017 mit den Bauarbeiten an der Groß-Karbener Kirche begonnen wurde, werden die Gottesdienste im Gemeindehaus gefeiert. Doch diese Zeiten sind bald vorüber. Dabei seien sie gut angenommen worden, meint Pfarrer Christian Krüger. Besonders, wenn nach Gottesdiensten zu gemeinsamem Mahl eingeladen werde. Auch am vergangenen Sonntag ist alles für einen Mittagstisch vorbereitet. Allerdings wird der etwa eine Stunde später beginnen. In der nach dem Gottesdienst anberaumten Gemeindeversammlung besteht Redebedarf.
OSTERN IM GOTTESHAUS
Mit dem Stand der Sanierung der Kirche beginnt Kirchenvorstandsvorsitzender Volker Fuchs die Aussprache. Der Dachstuhl ist fertiggestellt, das Dach neu gedeckt, die Kirche neu gestrichen. Es fehle nur noch der Anstrich im Sockelbereich, so Fuchs. Der Innenausbau wird aber noch auf sich warten lassen. Die Kirchenschiffdecke ist nur mit einem Grundputz versehen. Es müsse abgewartet werden, ob durch die neu eingebauten Dachbalken Setzungsrisse entstünden. Erst dann könne die Innenraum-Sanierung erfolgen.
Auf jeden Fall habe der Kirchenvorstand vor, die Gottesdienste zu Ostern in der Kirche zu feiern. Dafür erntet Fuchs Zustimmung. Allerdings wird die Orgel fehlen. Die wird, so Fuchs, erst eingebaut, wenn innen alles andere fertiggestellt ist. In der zirka zweijährigen Pause wolle der Kirchenvorstand, so Fuchs später, die anstehenden Sanierungsarbeiten am Gemeindehaus in Angriff nehmen.
Pfarrer Krüger zitiert aus historischen Schriften, wonach im Jahr 1869 vom damaligen Pfarrer die erste Kleinkinderschule im ersten Stock in der Gaststätte Fuhr eingerichtet wurde. Bereits 1870 folgte die Margarethenschule, ein eigenständiger Bau für die Kleinkinderbetreuung. Damit setzte sich die evangelische Kirchengemeinde Groß-Karben »ziemlich an den Anfang der Kindergarten-Bewegung«, bemerkte Pfarrer Krüger. »150 Jahre evangelischer Kindergarten in Groß-Karben« – dieses Jubiläum soll gebührend mit einem großen Festwochenende Ende August gefeiert werden. Eine Festschrift soll erarbeitet werden.
DIE KIRCHE IM DORF
Vorreiter in der EKHN werden sollen nun alle sechs evangelischen Gemeinden in Karben, indem sie sich zu einer Stadtkirche zusammenschließen. In vier Arbeitsgruppen arbeiten die Kirchenvorstände und alle Pfarrer seit zwei Jahren an diesem Projekt. Nun stellte Volker Fuchs die Ergebnisse vor. Ziel sei es, bemerkte Fuchs, die Gesamtkirchengemeinde zum 1. Januar 2020 zu starten. Es werde keine Fusion geben. Die sechs Kirchengemeinden bleiben eigene Körperschaften unter einem gemeinsamen Dach. Es wird einen Stadt-Kirchenvorstand mit 20 gewählten Personen geben: Klein- und Groß-Karben mit je vier Personen, die anderen Gemeinden mit je drei Personen. Hinzu kommen die Pfarrer. Jede Gemeinde erhält Gelder durch die EKHN, diese fließen in einen Gesamthaushalt ein. Die Pfarrer, es wird mit nur vier Pfarrstellen gerechnet, werden in ganz Karben aktiv sein. Künftig wird es in den Gottesdiensten eine einheitliche Liturgie geben. Die Gemeindeverwaltung werde zusammengeführt. Zurzeit werde eine Satzung für die Gesamtstadtkirche Karben vorbereitet. Über die müssen die sechs Kirchenvorstände im Laufe des Mai abstimmen.
Es entstand eine kontroverse, lebhafte Diskussion. Ein Thema waren die Änderungen in der Liturgie, einige Gemeindemitglieder kritisierten hart den plötzlichen Zeitdruck, die mangelnde Information über die Fortschritte. Die Gemeinde sei nicht mitgenommen worden, bemerkte jemand.
Volker Fuchs hatte einen schweren Stand. Er versicherte, dass die Gemeindemitglieder keinen Unterschied merken würden. Wie bisher hänge die Aktivität in der Gemeinde – seien es Seniorennachmittage, Kinder-Angebote, Feste – vom Engagement der Mitglieder ab. Der Kirchenvorstand, dann das stadtweit verantwortliche Gremium, entscheidet über beantragte Mittel. Er versicherte, dass in der Satzung eine Ausstiegsklausel für einzelne Kirchengemeinden stehe. Kirchenvorstandsmitglied Joachim Fehse bat die Gemeindemitglieder, mit Mut diesen historischen Schritt für Karben zu gehen und sich einzubringen.
Der Entwurf der Satzung kann, sobald er vorliegt, auf der Homepage www.karben-evange lisch.de aufgerufen, per E-Mail in den Gemeindebüros angefordert werden. Kritik und Ergänzungen bat Volker Fuchs, an den Kirchenvorstand weiterzuleiten.