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Defizit, aber große Wirkung

Bad Vilbeler Festspiele benötigen neue Halle für den Probenbetrieb und auch die Burg selbst muss weiter saniert werden

Vera Maria Schmidt als Anne Frank: Die Inszenierung im Burgkeller soll wegen der brillanten Kritik und der hohen Nachfrage 2018 wieder gezeigt werden. Foto: Eugen Sommer
Vera Maria Schmidt als Anne Frank: Die Inszenierung im Burgkeller soll wegen der brillanten Kritik und der hohen Nachfrage 2018 wieder gezeigt werden. Foto: Eugen Sommer

Rund 600 000 Euro kosten die Burgfestspiele die Stadt und damit den Steuerzahler. Doch dafür gibt es auch was zurück. Einen Ausblick auf die kommende Saison und einen Überblick über den Etat gab Intendant und Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann in der jüngsten Sitzung des städtischen Haupt- und Finanzausschusses.

Bad Vilbel. Der Ausschuss hatte Claus-Günther Kunzmann um Auskünfte gebeten, weil die vorgesehene Deckelung von 500 000 Euro Defizit pro Jahr für die Burgfestspiele nicht mehr zu halten ist. „Das aber liegt an den Abschreibungen“, erläuterte Kunzmann. Für die teilsanierte Burg werden nämlich 218 000 Euro pro Jahr als Ausgaben für die Festspiele fällig, obwohl sie nicht die einzigen Nutzer der Burg seien.

Somit stiegen die Ausgaben für die Burgfestspiele auf 2,775 Millionen Euro an. Dem stehen 2,17 Millionen Euro an Einnahmen gegenüber. Die Summe der Förderungen ist inzwischen auf 150 000 Euro gestiegen, doch die Bad Hersfelder Förderung von 1,2 Millionen Euro durch das Land werde man nie erreichen, erläuterte Kunzmann.

Trotzdem müsse weiter investiert werden. Nicht nur, um die „in Erscheinung und Ästhetik einzigartige und unübertroffene“ Burg in ihrem Zustand zu erhalten und zu verbessern. So müssen die Südostwand und der Burgturm saniert werden. Auch der Wassergraben bereitet weiter Probleme, nicht nur wegen der Überpopulation an Nutrias, Nilgänsen, Enten und Tauben. „Kleinere Probleme haben wir behoben, aber das wird noch ein Thema für die Stadt“, sagte Kunzmann. Und auch Raumprobleme werden kommen. Denn jüngst hat „Silicon Vilbel“-Investor Jörg Peter Schultheis eine Halle in der Rodheimer Straße gekauft, die bisher von den Burgfestspielen als Lager, aber auch als Probenort genutzt wurde. Zudem könne auch die frühere Reithalle neben dem Brunnen-Center ebenfalls irgendwann verkauft werden. Kunzmann schlägt vor, für diese beiden Fälle Ersatz an einem Ort zu schaffen.

Auch weiterhin will Kunzmann an dem „vielseitigen Spielplan“ für verschiedene Vorlieben festhalten. „Wir wollen die Festspiele mit der höchsten Zuschauerzahl in Hessen bleiben“, sagte er selbstbewusst. Und auch in Zukunft werde ein Schwerpunkt auf den Angeboten für Kinder und Jugendliche liegen, nicht nur mit Stücken, sondern auch mit Theaterpädagogik. Zum Erfolg trage auch die Live-Musik bei. Nach mehrjähriger Pause sei mit der Einhausung des Orchesters nun eine neue Lösung gefunden.

Die kommende Saison beginnt am 5. Mai 2018 mit der öffentlichen Generalprobe der Oper für Kinder, am 5. Juni steht die Erstaufführung eines Erwachsenen-Stücks an. Kunzmann will das Stück „Das Tagebuch der Anne Frank“ auch im kommenden Jahr laufen lassen, dann für Schulklassen auch früher. Noch nicht sofort, aber in wenigen Jahren, könnte es auch zu Wiederaufnahmen von „Wie im Himmel“ und „Ziemlich beste Freunde“ kommen. „Wir lagern das Bühnenbild auf jeden Fall mal ein.“

Gut angelaufen sei auch die Teilnahme am Kulturfonds Frankfurt/Rhein-Main. Dort ist Bad Vilbel derzeit noch Mitglied auf Probe, die Stadt zahlt pro Jahr rund 64 000 Euro. Im vergangenen Jahr gab es dafür einen Zuschuss von 60 000 Euro für „Die Zauberflöte“, in diesem Jahr gab es mehr als 140 000 Euro für „Figaros Hochzeit“, die Ausstellung „Blickachsen“ mit mehreren Kunstwerken unter anderem an der Büchereibrücke, eine Lyrik-Lesung und für ein Musical in der Alten Mühle.

Für das kommende Jahr stehen bereits Förderungen von mehr als 100 000 Euro für die Oper für Kinder und ein weiteres Musical in der Alten Mühle an. An weiteren Projekten befinde man sich noch in Gesprächen, sagt Kunzmann.

„Wir kommen als Mitglied im Kulturfonds an Projekte heran, die uns sonst nicht zugänglich wären“, freut sich Kunzmann und bezieht sich damit etwa auf die „Blickachsen“, eine Kunstaktion von nationaler Bedeutung. Zudem schade die Mitgliedschaft im Kulturfonds auch finanziell nicht, das Gegenteil sei der Fall. Im nächsten Jahr soll entschieden werden, ob Bad Vilbel Vollmitglied im Kulturfonds wird.