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Den Schwarm einfangen

Geschützt mit Imkerhut und Handschuhen macht sich Martin Döbler an die Arbeit, um die ausgeschwärmten Bienen samt Königin in der mitgebrachten Box zu verstauen. Foto: Schenk
Geschützt mit Imkerhut und Handschuhen macht sich Martin Döbler an die Arbeit, um die ausgeschwärmten Bienen samt Königin in der mitgebrachten Box zu verstauen. Foto: Schenk

Karben. Ein Bienenschwarm bringt den Tagesplan von Martin Döbler von der Petterweiler Riedmühle schon mal durcheinander. Der Imker rückt dann aus, um die Bienen samt Königin einzufangen. Seit fast zehn Jahren ist der bekannte Geigensolist auch als Imker aktiv.
Diesen Freitagmorgen hatte Martin Döbler ganz anders verplant. Als plötzlich sein Handy klingelt, geht es für ihn um eine spezielle Art von »Notfalleinsatz«. Der Imker von der Riedmühle wird nach Okarben gerufen. Auf einem Grundstück gibt es ein Problem, das nach einem Fachmann verlangt.
Mit Ablauf eines Tages sind gegenüber der evangelischen Kirche etwa 5000 Bienen zu Besuch gekommen und haben es sich an einer Mauer gemütlich gemacht. Um die Königin herum hat sich in Traubenform ein ganzer Bienenschwarm gebildet. Aus imkerischer Sicht ist jetzt ein Kunstgriff vonnöten. Fachmann Döbler nennt die Aktion »den Schwarm einfangen«.
»Der Platz hier ist ideal für die Bienen«, erklärt er Patrizia Gervasi, die dort wohnt, wo sich der Schwarm aufhält. »Es gibt im Umfeld viele Blumen, die Innenseite der Mauer ist geschützt und von der Sonne aufgewärmt.« Beim Einfangen käme es nur darauf an, die Königin zu finden und von den anderen zu isolieren. Dann würden sich automatisch alle Bienen an deren Geschmack orientieren und ihre Nähe suchen. Auf diese Weise sei es möglich, den gesamten Schwarm in eine Box aufzunehmen.
Der Wasser-Trick
Damit dieses Ziel erreicht werden kann, besprüht Döbler den summenden Haufen zunächst mit Wasser, um das Hochfliegen zu verringern. Dann kehrt er die Tiere in mehreren Anläufen von der Mauer in eine bereitgestellte Kiste. Gleich kommt es in der Luft zu chaotischem Flugverkehr. Hektisch versuchen die Arbeiterinnen ihre Königin zu finden. Versteckt sie sich noch im Mauergefüge? Oder ist sie vielleicht doch schon in der Kiste? Ganz sicher ist sich der Imker auch nicht.
»Durch die Gitterabdeckung kann sie nicht mehr aus der Box raus, die anderen aber zu ihr hinein«, sagt Döbler. »Nach einer gewissen Zeit werden wir wissen, was los ist. Heute Abend fahre ich dann noch mal hierher und nehme den Schwarm mit zur Riedmühle. Ab morgen früh werden die Bienen dann ihre Sensoren auf unsere Blumenwiese einstellen.« Zehn Bienenvölker sind derzeit im Heitzhöfertal bei Petterweil aktiv. In den Sommermonaten zählt ein Volk bis zu 40 000 Tiere. Ihr Ausflugradius beträgt bis zu zwei Kilometern. Durch die Blütenmischung dieser Gegend und die benachbarten Rapsfelder erhält der Honig im Frühjahr eine ganz eigene Geschmacksnote. Der Imker hat ihm den Namen »Petterweiler Blumenwiese« gegeben. Mitte des Jahres dominieren neben blühenden Sommerblumen Obstbäume, Holundersträuche, Linden- und Walnussbäume den Geschmack des Honigs. Döbler hat sich der traditionellen Magazin-Imkerei verschrieben. Auf dem Areal um die ehemalige Mahlmühle hat er ausreichend Stellplätze für die Bienenvölker.
Am Bieneninstitut
»2010 haben wir die Riedmühle gekauft«, erzählt Döbler, der auch als Geigensolist »Martin der Geiger« bekannt ist. »Ein Jahr später habe ich die Imkerei aufgebaut. Der Urgroßvater meiner Frau war auch Imker. Sie kann sich noch gut an sein Handwerk erinnern«, erzählt Döbler. Seine Kenntnisse habe er zum Teil beim Imkerverein Nidderau/Schöneck und im Bieneninstitut in Kirchhain erworben, wo Ausbildungen angeboten werden. »Das Wichtigste sind aber praktische Erfahrungen mit der eigenen Bienenzucht.«