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Der letzte Ruck!

Eine Brache verschwindet bald aus der Innenstadt. Die Immobilie Frankfurter Straße 77 ist verkauft. Das Gelände wird jetzt neu bebaut. Foto: Deul
Eine Brache verschwindet bald aus der Innenstadt. Die Immobilie Frankfurter Straße 77 ist verkauft. Das Gelände wird jetzt neu bebaut. Foto: Deul

Jahrzehntelang bot die Adresse Frankfurter Straße 77 in bester Innenstadtlage einen verwahrlosten Anblick. Jetzt wurde das Reifschneider-Haus verkauft. Bis 2016 sollen dort zwölf Eigentumswohnungen und Läden entstehen.

Bad Vilbel. Wenige Schritte von der schicken Neuen Mitte fühlt man sich an Bilder der letzten DDR-Tage erinnert. Bereits seit Jahrzehnten standen die beiden zweistöckigen Wohnhäuser des Internisten Helmut Reifschneider leer und verfielen zusehends. Eines wurde 2009 abgerissen. Das ganze Areal hat jetzt der Rosbacher Investor Yunus Ceyran erworben. Wie verwahrlost die Reifschneider-Gebäude sind, beklagten vor Jahren auch die Bad Vilbeler SPD-Senioren bei einem Stadtrundgang.

„Es gibt zu den Gebäuden eine ganz dicke Akte bei der Stadt“, erinnert sich Stadtrat Klaus Minkel (CDU). Darin sind alle Versuche dokumentiert, das Grundstück einer neuen Nutzung zuzuführen. Zuletzt kam 2009 Bewegung in die Sache.

Stadt zahlte Abriss

Weil der Akzente-Verein sein Gebäude für den Bau der Neuen Mitte räumen sollte, bot die Stadt ihm Ersatz an. Das vordere der benachbarten Reifschneider-Häuser hätte aber bei den Bauarbeiten durch Spundwände vor dem Abrutschen in die Baugrube gesichert werden müssen. Die Stadt machte einen Deal, zahlte die 20 000 Euro lieber für den Abriss. Das Grundstück blieb damals aber weiter im Besitz Reifschneiders.

Nun aber geriet das hintere Haus ins Blickfeld der Passanten, das „genauso schön wie das vordere Gebäude“ sei, meint Minkel. Allerdings habe die Stadt vorausschauend das Grundstück in den neuen Bebauungsplan der Neuen Mitte integriert. „Es gibt dort Baurecht“, betont Minkel. Erlaubt seien mindestens zwei Stockwerke plus Dachgeschoss, wobei im Erdgeschoss Ladenflächen vorgeschrieben seien. Der bisherige Eigentümer Reifschneider habe ihm zur Jahreswende zugesagt, nun werde sich bald etwas tun. „Und er hat Wort gehalten“, sagt Minkel. Nun sei er „sehr dankbar, dass der größte Schandfleck in der Stadt jetzt verschwindet“.

Reifschneider äußert sich auf FNP-Anfrage nicht zum Verkauf. Dafür stellt der Käufer, der Rosbacher Bauträger Ceyran GmbH, seine Pläne vor. Geschäftsführer Yunus Ceyran sagt, er sei Patient des Internisten gewesen und habe im Gespräch von den Verkaufsabsichten erfahren. Inzwischen ist er Eigentümer des gesamten Areals Frankfurter Straße 77.

Ceyran plant, dort zunächst eine Tiefgarage zu bauen. Darüber sollen zwei getrennte Baukörper entstehen. Auf einer Erdgeschossfläche von 130 Quadratmetern ist ein Ladengeschäft geplant, für das ein in Bad Vilbel ansässiger Interessent schon angefragt habe. In den beiden Obergeschossen sollen insgesamt zwölf Eigentumswohnungen entstehen, dazu zwei Penthouse-Wohnungen.

Barrierefrei leben

Die Wohnungen seien barrierefrei per Aufzug zu erreichen, mit zwei bis drei Zimmern und im Schnitt 70 Quadratmetern seien sie auch für ältere Menschen geeignet, denen ihr Eigenheim zu groß werde und die wieder in die Stadt ziehen wollten, meint er. Der Quadratmeterpreis werde etwa 3800 Euro betragen, kündigt er an.

Die Baupläne will Ceyran bis Ende Mai einreichen, mit dem Abriss des alten Gebäudes rechne er für August. Danach beginne erst einmal der Tiefbau der Garage. Die Fertigstellung der neuen Gebäude kündigt der Rosbacher für Sommer 2016 an. Bis dahin werde er 3,5 Millionen Euro in das Bauprojekt investiert haben, sagt Ceyran. In Bad Vilbel hat er bereits ein Bauvorhaben realisiert, ein Wohnhaus Am Hang auf dem Heilsberg.