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Die Freiheit kosten

Die Motorradfreunde lieben die schnelle Fahrt auf ihren Maschinen

Rita Schluessler, Chefin der Motorradfreunde, pausierte 30 Jahre und erfüllte sich 2013 den Traum der eigenen Harley. Foto Privat
Rita Schluessler, Chefin der Motorradfreunde, pausierte 30 Jahre und erfüllte sich 2013 den Traum der eigenen Harley. Foto Privat

Sie unternehmen gemeinsame Ausfahrten mit ihren Motor- rädern, begleiten Festtagsum- züge. Intern lieben sie es, Feste zu feiern und pflegen die Gemeinschaft. 1996 wurde aus einer losen Gemeinschaft begeisterter Motorradfahrer der Verein Motorradfreunde Niederdorfelden.

Niederdorfelden. Sie alle erzählen unterschiedliche Geschichten, haben jedoch das gleiche Funkeln in den Augen, wenn sie von ihren Motorrädern schwärmen. Rigo Wittich etwa ist seit 1978 begeisterter Motorradfahrer. „Es ist eine Art Freiheit. Auf dem Motorrad nehme ich die Umwelt anders wahr. Farben und Gerüche sind intensiver“, sagt Wittich.

Sein erstes Motorrad war eine 500er Honda CX mit 50 PS. Heute fährt er eine 125 PS-starke Maschine. Kurvenreiche Pässe in den Alpen, auf Sardinien und Korsika sind eine Herausforderung für ihn. Im Jahr 2000 hat er sich das gefährlichste Motorradrennen der Welt auf der „Isle of Man“ angesehen.

Gefährlich für ihn selbst wurde es auf der Autobahn in Italien. Da ist der erfahrene Motorradfahrer dem Tod von der Schippe gesprungen, als ihn ein Lastwagen beinahe in die Leitplanke gedrückt hätte. Wittich entschied binnen Sekunden, Gas zu geben und rettete sein Leben und das seiner Ehefrau und Beifahrerin Sieglinde.

Schöne Momente

Die weiteste Tour von Fritz Blaesy führte ihn im Jahr 2000 durch sechs amerikanische Staaten. 7000 Kilometer legte er zurück. „An der Route 66 erlebte ich schöne Momente“, erinnert sich der heute 78-Jährige, der seit zwei Jahren kein Motorrad mehr fährt. Doch der älteste Motorradfahrer im Verein war Blaesy nicht: Der heute 84-jährige Werner Dörrsam hat mit 79 Jahren seine aktive Zeit als Motorradfahrer beendet.

„Er fuhr das schnellste Motorrad von uns allen, eine Suzuki Hayabusa mit 175 PS“, erinnert sich Wittich. Reiner Tropp spricht von schönen Momenten, aber auch von rStürzen. Für ihn selbst ist die Fahrt mit dem Motorrad ein reines Hobby und ein Spaßfaktor.

Von 1983 bis 2004 ist Volker Naumann (53), Stellvertreter der Vorsitzenden Rita Schluessler, Enduro-Rennen in der Region und international gefahren: „In den 1980er-Jahren ging ein Drittel meines Lohnes für das Motorrad weg“, erinnert sich Naumann.

Schluessler hört lächelnd zu. Sie machte ihren Motorrad-Führerschein 1983. Ein Jahr später wurde sie Mutter und pausierte für 30 Jahre. 2013 kaufte sie ihre erste Harley, eine Sportster mit 67 PS. Um nach den vielen Jahrzehnten Pause wieder Sicherheit auf dem Motorrad zu gewinnen, absolvierte sie einen Wiedereinstiegs-Kurs. „Eine Harley ist für mich das einzig akzeptable Motorrad. Ich bin von diesen Maschinen fasziniert“, sagt Schluessler. Eine Raserin sei sie nicht. Auf der Autobahn fährt sie nie mehr als 140 Stundenkilometer. Gemeinsame Touren unternimmt sie mit ihrem Mann Klaus-Dieter Schluessler, der dem Verein seit den 1990er-Jahren angehört. Touren führten sie nach Köln, Hamburg und an den Faaker See in Kärnten.

Spenden sammeln

Trotz Regenkombi und Helm gibt es bei ihren Ausflügen oft wetterbedingte Überraschungen. „Eine Woche lang war es nur kalt und regnete. Es gab viele Spitzkehren und in den Kurven hat uns der Wind fast umgeweht“, erzählt Blaesy von seinen Erinnerungen an eine Tour nach Norwegen.

In diesem Jahr planen die Motorradfreunde eine Fahrt nach Slowenien. Da das Motorradfahren auf die Saison von April bis Oktober begrenzt ist, sind die Motorradfreunde auch sozial aktiv und engagieren sich mit Spenden für die Kinderkrebshilfe Frankfurt. Sie betreiben einen Stand beim Straßenfest oder auf dem Weihnachtsmarkt; auch der Nikolaus kommt per Motorrad. Zur 1250-Jahr-Feier begleiten die Motorradfreunde den Festumzug von Niederdorfelden nach Oberdorfelden.

Stammtischtreffen

Jeden ersten Donnerstag im Monat um 19.30 Uhr treffen sich die Motorradfreunde Niederdorfelden zum Stammtisch in der Gaststätte des Bürgerhauses. Der Mitgliedsbeitrag pro Paar kostet 50 Euro im Jahr. Interessenten können sich bei Rita Schluessler, Telefon (01 76) 78 55 09 87, melden.