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Die letzten Steine

Bad Vilbel. Sorgfältig holt Oliver Kornatz einen Sandstein aus dem Behälter und legt ihn auf die Mauerspitze im Osten der Burg. Die ist so breit, dass man bequem darauf stehen kann. Das Gerüst steht hinter der Burg, am Burggraben. Kornatz’ Arbeit ist aufwendig. Die Buntsandsteine werden als Quader angeliefert und müssen vor Ort erst in burgmauertaugliche Stücke gebrochen werden. Auch die Wahl des Spezialmörtels und die Körnung des Materials müssen vorher mit dem Denkmalschutz abgesprochen werden.

Dennoch ist die Sanierung mittlerweile für die Spezialisten Routine. Bereits einen Tag nach dem Ende des Weinfestes in der Burg haben die Arbeiten am Palas, dem dem Eingang gegenüberliegenden Burgteil begonnen – und sind inzwischen schon komplett abgeschlossen, berichtet Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann. Kaputte Steine wurden ersetzt, nicht geeignetes Fugenmaterial ersetzt. Auf Mauer-Oberseite wurde zunächst der Beton entfernt, der rings um die Burg in den 50er /60er-Jahren aufgetragen wurde. Damit sollte abgedichtet werden, was nur allzu gut gelang. Feuchtigkeit im Mauerwerk und eindringende Nässe konnte so nicht mehr entweichen. Das Resultat: Nässestau. Der sprengte bei Frost schließlich die Steine von innen auf, berichtet Kunzmann. So erging es auch der Burgbrücke, die schon vor Jahren erneuert wurde. Wenn der Burggraben vereist war, sah man den Sandstein wie in einer Sanduhr auf das Eis rieseln.

Die Arbeiten an der Ostwand sollen bis zur nächsten Burgfestspielsaison bis April, spätestens Mai, abgeschlossen sein, kündigt Kunzmann an. Auch die Südwestwand werde im Frühjahr noch saniert. Der Eckturm steht hingegen nicht zur Sanierung an. Bereits vor fünf Jahren wurden die Bäume an der meist beschatteten Ostwand des Burggrabens entfernt, damit mehr Sonne auf das Mauerwerk fällt und es austrocknen kann.

Auf dem Palasboden, wo im Sommer die Restauration stattfindet, ist der Boden mit den Eichenbalken dauerhaft befestigt. Hinter dem Holzhaus für die Getränkeausgabe liegt jedoch noch eine provisorische Abdichtungsfolie über dem Dach. Zunächst wolle man abwarten, wie die Austrocknung des darunter liegenden Gewölbekellers vorankomme, erläutert Kunzmann. Erst dann könne man beurteilen, ob es dort weiteren Sanierungsbedarf gebe.

Saniert wird auch der Brunnen im Burghof, der derzeit abgedeckt ist. Mauerwerk und Schacht sind schon fertig, der barocke Brunnenkranz ist noch beim Restaurateur. Obwohl man eigens zwei Wochen eine Archäologin zugezogen habe, seien in dem 6,50 bis sieben Meter tiefen Schacht keinerlei Funde außer Bauschutt zutage gefördert worden, bedauert Kunzmann. Die großen Arbeiten an der Burg seien mit dem aktuellen Vorhaben vorerst abgeschlossen, so Kunzmann.