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»Die Zustände schreien zum Himmel«

Die gelben Bauzüge der Bahn stehen im Nidderauer Bahnhof.(Foto: jwn)
Die gelben Bauzüge der Bahn stehen im Nidderauer Bahnhof.(Foto: jwn)

Kritik am Stockheimer Lieschen wird immer lauter

Niederdorfelden/Schöneck/Nidderau. Das Chaos der vergangenen Wochen auf den Schienen und auch beim Schienenersatzverkehr rund ums »Stockheimer Lieschen«, die Bahnstrecke zwischen Bad Vilbel und Glauburg über Niederdorfelden hat nun erneut die politische Ebene erreicht. Jetzt befasste sich die Dorfelder Gemeindevertretung auf Antrag der SPD mit diesem Thema.

Die jüngsten Bauarbeiten am Gleisbett des Stockheimer Lieschens, der Bahnverbindung zwischen Bad Vilbel und Glauburg-Stockheim, sind Auslöser dafür, dass das Thema in der Niederdorfeldener Gemeindevertretersitzung angesprochen wurde.
Die Gleise für den Verkehr über Niederdorfelden in den Wetterauer Osten wird in Bad Vilbel auch von der S-Bahn-Linie S 6 mit genutzt. Und weil letztere Verbindung momentan ausgebaut wird, hat das in den vergangenen Wochen zu erheblichen Verspätungen und sogar zu Totalausfällen geführt. Mit ihrem Antrag möchte die SPD erreichen, dass sich die in der Arbeitsgemeinschaft Personennahverkehr (AGNV) zusammengeschlossenen Anliegerkommunen mit »großem Nachdruck für Kapazitätserhöhung der Niddertalbahn im Berufsverkehr, das Abstellen von Qualitätsmängel an den Waggons und für eine Ausweitung des Zugangebotes auf einen Halbstundentakt später sogar eine Elektrifizierung der Strecke einsetzen«. Druck soll vor allem auf den Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) ausgeübt werden.

»Denn Zustände, wie sie jüngst auf dieser Bahnstrecke herrschten und wie sie auch treffend den vielen Facebook-Mitteilungen zu entnehmen sind, schreien einfach zum Himmel«, erklärte SPD-Fraktionsvorsitzender Carsten Frey. Was sich da immer wieder abspiele, sei einfach unbeschreiblich. Dabei gehe es nicht nur um die Ausfälle oder Verspätung der Züge, die man wegen der Bauarbeiten am Gleisbett noch hinnehmen könne, schlimmer seien vielmehr, dass die Kommunikation und vor allem der Schienenersatzverkehr nicht richtig funktioniert habe.

»UNTERIRDISCH«
Da auch während der beiden bisherigen Niddertalbahnkonferenzen, an denen neben den Anliegerkommunen auch der Main-Kinzig-Kreis, die Bahn, der RMV sowie die Kreisverkehrsgesellschaft teilgenommen haben, keine Ergebnisse erzielt worden seien, sondern immer nur auf die seit zwei Jahren in Arbeit befindliche Machbarkeitsstudie zur Verbesserung der Situation verwiesen werde, hat die Niederdorfelder SPD von sich aus eine Fahrgastbergung gestartet. »Und was wir dabei erfahren haben, geht über unseren Antrag weit hinaus«, sagte Frey. Von »einer unterirdischen Performance der Bahnverbindung Bad Vilbel–Stockheim wurde berichtet oder »vom rollenden Schrott auf Rädern«.

Auch am Schienenersatzverkehr blieb kein gutes Haar. So sollen Busse losgefahren sein, obwohl die Anschlusszüge kurz zuvor erst in den Bahnhof eingelaufen seien, angeblich, so die Auskunft der Bahn, weil deren Fahrer sich an die aushängenden Fahrpläne hielten. Doch die suchen die Fahrgäste oftmals vergebens. Ein Bürger soll laut Eintrag im Facebook sogar nachts von Bad Vilbel zu Fuß nach Niederdorfelden marschiert sein, weil ein Bus ihm vor der Nase davongefahren sei und er keine Information erhalten konnte, ob zu der späten Stunde noch ein weiterer fahren würde.

Die SPD hatte wegen der Umfrage ihren Antrag um einen weiteren Punkt ergänzt und zwar soll im Falle weiterer Baustellen entlang der Strecke ein wirklich zuverlässiger Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. Vor allem aber müssen die Informationen hierüber rechtzeitig und umfassend vom RMV und der Bahn publiziert werden.

Auch der Vorsitzende des AGNV und Nidderaus Erster Stadtrat, Rainer Vogel (Grüne), ist mit dem Zustand der Niddertalbahn unzufrieden: »Es müsste einfach mal alles klappen und zwar Kommunikation wie auch der Ersatzverkehr. Dann wäre schon viel geholfen«.
Doch damit will sich Niederdorfeldens Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) nicht zufrieden geben. »Zwei Konferenzen zur Niddertalbahn, eine Machbarkeitsstudie, an der seit zwei Jahren herumgewerkelt wird und viele, viele Ankündigungen – doch richtig Handfestes ist bisher nicht rausgekommen. »Wir brauchen endlich Ergebnisse und eindeutige Ziele.« Im Interesse der Bahnbenutzer schlägt Büttner daher vor, Druck auf die Bahn und den RMV auszuüben und die jährlichen Beiträge zu kürzen.
Juristisch jedenfalls dürfte das wohl kein Problem sein, denn die Bahn erfüllt ihre Leistungen nur unzureichend. Der Antrag der SPD in der Niederdorfelder Gemeindevertretung samt Zusatzforderung wurde einstimmig angenommen.