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Einsatz für 0,0 Euro – Der Quellenstädter freiwilligen Feuerwehr fehlt der dringend benötigte Nachwuchs

Bad Vilbel. Wenn’s zu Hause brennt, ist es zu spät. Etwa für die Frage nach dem Sinn eines ehrenamtlichen Engagements bei der Freiwilligen Feuerwehr Bad Vilbels. Um dieses Engagement ist es momentan eher schlecht bestellt, betont Mario Migdalski, der Wehrführer für die Bad Vilbeler Kernstadt. Die Brandschützer haben sich deshalb wieder eine neue Werbung ausgedacht – nachdem die vorangegangenen Aktionen, etwa über BusReklame, Informationsstände oder Tage der offenen Tür, „null Resonanz“, so Migdalski, erbrachten.

Dabei wird der Nachwuchs dringender denn je gebraucht. Von den 180 Mitgliedern der Bad Vilbeler Wehr seien tagsüber gerade einmal 60 verfügbar, betont Migdalski. Die anderen sind beruflich gebunden. Dabei nehmen die Einsätze immer mehr zu, je mehr die Stadt wächst. Es müsse mit allem gerechnet werden: Bei einem Verkehrsunfall genügten 20 Mann, bei einem Gefahrgut-Alarm werden, sagt der Experte, 120 Helfer gebraucht. Allein die Unwetter des vergangenen Jahres hätten für 150 zusätzliche Einsätze gesorgt. In diesem Jahr musste die Kernstadt-Wehr bereits 98-mal ausrücken, ergibt die Bilanz.

Dabei habe man in Bad Vilbel noch das Glück, dass die Mitgliederzahl „bloß“ stagniere. Es habe in diesem Jahr sogar zwei Quereinsteiger gegeben, die nicht, wie sonst üblich, als Nachwuchs von der Jugendfeuerwehr übernommen worden seien.

Für mehr Aufmerksamkeit soll ein als Stellenanzeige gestaltetes Schreiben sorgen, das die Feuerwehr jetzt verteilt. Sie präsentiert sich darin als „traditionsbewusste, moderne und zukunftsorientierte Organisation auf dem Sektor des öffentlichen Sicherheitswesens“. Vorkenntnisse werden nicht verlangt, denn nach dem Feuerwehrgesetz kann jeder zwischen 17 und 60 Jahren, der geistig und körperlich fit ist und seinen Wohnsitz in Bad Vilbel hat, mitmachen. Voraussetzung ist zunächst ein dreiwöchiger Grundlehrgang, nach dem die Neulinge vom Wehrführer bereits begleitend auf erste Einsätze mitgenommen werden können. Dazu kommen ein bis zwei Dienste pro Woche etwa für Weiterbildung und Wartungsarbeiten.

Vom Jungen-Traum Feuerwehrmann sei heute kaum noch etwas zu spüren – im Gegenteil, findet Migdalski. Die Projekttagen an den Schulen seien stets gut besucht, doch Migdalskis Bilanz ist bitter: „Die wollen sich eine Woche Spaß mieten – und dann reißt’s ab.“ Viele Mitbürger seien auch der Ansicht, in Bad Vilbel existiere eine Berufsfeuerwehr. Dabei gehe selbst in Frankfurt nichts ohne Freiwillige, berichtet der Wehrführer, der hauptberuflich beim Ordnungsamt beschäftigt ist. In Bad Vilbel gibt es bei der Feuerwehr nur vier Hauptamtliche. Das sind die Gerätewarte in den einzelnen Stützpunkten, die sich auch um die Reparatur der Fahrzeuge kümmern. Der Stadtbrandinspektor Matthias Meffert ist als solcher gar nicht in den städtischen Dienstplan aufgenommen worden, sondern wird als „Sachbearbeiter Brandschutz“ geführt.

Dabei werde die Feuerwehr von der Stadt gut unterstützt, lobt Migdalski. Dennoch vermisst er bei manchen Politikern die Anerkennung. Nicht nur, weil „freiwillige“ Polizeihelfer feste Stundensätze erhielten, die Brandschützer dagegen nur „0,0 Euro“. Ihnen sei auch der freie Eintritt ins Schwimmbad verwehrt worden mit dem Argument, dass dies dann auch anderen Vereinen gewährt werden müsse. Dabei sei es ein Unterschied, ob Kaninchenzüchter schwimmen gingen oder sich Feuerwehrleute fit hielten, um Menschenleben zu retten.

Infos bei den Wehrführern Mario Migdalski (Kernstadt), Telefon (01 63) 6 36 80 15, Thomas Farr (Heilsberg), Tel. (01 71) 3 85 01 02, Ulrich Tschauder (Massenheim), Telefon (0 15 77)3 15 94 18, Michael Jeckel (Dortelweil), Telefon (01 71) 8 64 32 00 und Gerald Lamb (Gronau), Telefon (01 77)2 07 23 65