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Ein Trio hilft weiter

Stadt Karben weitet Sozialarbeit von Gesamt- auf Grundschule aus

Das Team der erweiterten Schulsozialarbeit in Karben (von links): Annette Kehrbaum, Patrizio Satta und Bettina Kreutz. Foto: Sänger
Das Team der erweiterten Schulsozialarbeit in Karben (von links): Annette Kehrbaum, Patrizio Satta und Bettina Kreutz. Foto: Sänger

Die Schulsozialarbeit in Karben, einst ein Pilotprojekt der Kurt-Schumacher-Schule, ist mittlerweile eine feste Institution im städtischen Schulleben. Nun nimmt auch die Pestalozzi-Grundschule an dem sozialpädagogischen Beratungsprojekt teil.

Karben. Seit 1993 besteht an der Kurt-Schumacher-Schule in Karben eine eigene Einrichtung der Schulsozialarbeit. Zunächst unter Trägerschaft des Deutsch-Ausländischen Freundschaftskreises organisiert, wurde diese Institution 2002 komplett mit zwei Teilzeitstellen in die Trägerschaft der Stadt übernommen. Eine sozialpädagogische Maßnahme, die im Wetteraukreis einst eine Pilotfunktion innehatte.

Was sich für die Kurt-Schumacher-Schule als ein „wertvolles und den Schulalltag bereicherndes wie notwendiges Projekt“ darstellte, so Bürgermeister Guido Rahn (CDU), soll nun auf die direkt gegenüber liegende Pestalozzi-Grundschule personell erweitert werden. Ergänzt wird das Team mit Annette Kehrbaum und Bettina Kreutz von Patrizio Satta, der eigens für die Belange der Pestalozzischule als Ansprechpartner zuständig sein wird. Der Diplomsozialpädagoge (32) war zuvor in einer Frankfurter Einrichtung der psychosozialen Betreuung für Jugendliche in einer Wohngruppe zuständig. Die in der Groß-Karbener Pestalozzischule neu geschaffene Teilzeitstelle mit 19,5 Wochenstunden wird nach einer Kooperationsvereinbarung mit dem Wetteraukreis, dem Förderverein Lola und der Stadt finanziert, wobei der Förderverein seitens der Stadt wiederum mit einer Querfinanzierung bezuschusst wird.

Entlastung & Mediation

Mit rund 160 000 Euro jährlich bezuschusst die Stadt das Schulsozialprojekt. Die pädagogischen Leistungen rechnen sich laut Rahn. Denn die begleitenden Hilfestellungen der Sozialpädagoginnen und ihres männlichen Kollegen entlasten nicht nur das Lehrerkollegium. Sie sind Mediatoren bei Konflikten im Schulalltag. Darüber hinaus leisten sie Lebenshilfen in besonderen Situationen, unterstützen und beraten Eltern bei Konflikten.

Diese Leistungen können nicht von den einzelnen Klassenlehrern zusätzlich erbracht werden, betonen gemeinsam der kommissarische Schulleiter der Kurt-Schumacher-Schule, Stephan Mierendorf, und Hilke Bender, Leiterin der Pestalozzischule. Und die Konflikte seien mannigfaltig. Mobbing unter Schülern, Streit und Auseinandersetzungen auf dem Campus oder Handy-Klau gehören zum Schulalltag. „Die Probleme werden immer größer“, sagt Mierendorf. Umso mehr sei eine gut funktionierende Schulsozialarbeit für die gesamte Schulgemeinde wichtig. Aber nicht nur im unmittelbaren Umfeld der beiden Karbener Schulen ist das Team der Schulsozialarbeit aktiv.

„Wir machen auch Hausbesuche, wenn nötig“, sagt Anette Kehrbaum. Denn oft seien die Konflikte in der Schule Symptome für weitere Konflikte im privaten Umfeld. Probleme alleinerziehender Mütter, schwierige Familien- oder Arbeitsverhältnisse mit geringem Einkommen der Eltern sowie das Abgleiten vieler Eltern in eine erzieherische Notlage können durch Beratungen aufgefangen und Hilfen in Kooperation mit anderen Sozialeinrichtungen angeboten werden.

Darüber hinaus bietet das Team Elternkurse an, organisiert Fortbildungsprojekte des sozialen Lernens und entsprechende Elternabende sowie Teambesprechungen innerhalb des Schulkollegiums. Diese Arbeit lässt sich „nicht alleine bewerkstelligen“, sagt Bettina Kreutz. Alle sechs Wochen geht das Beratungs-Team selbst in Supervision, „die wieder von der Stadt mitfinanziert wird“, unterstreicht Rahn.

Eltern beraten

Insbesondere sei Schulsozialarbeit „gerade auch in der Grundschule“ notwendig, in der die Lebenswege der Schüler vorausbestimmt werden, unterstreicht Schulleiterin Bender. Ohne zusätzliche pädagogische Leistungen der Schulsozialarbeit sei dies an der Nahtstelle zu einer weiterführenden Schule nicht möglich.

Hinzu komme die pädagogische Arbeit mit Migranten, deren Integration noch eine Herausforderung an die Schulsozialarbeit darstelle. „Viele Eltern haben einen hohen Beratungsbedarf“, so Bender.

Diesen hohen Beratungsbedarf sieht auch Rahn. „Wir müssten die Mittel eigentlich verdoppeln“, sagt er. Doch das bisher Erreichte in Karben sieht Schulleiter Mierendorf bereits „auf einem hohen Niveau.“ Zurzeit sind es 1220 Schüler, die die Kurt-Schumacher-Schule besuchen, mit der Pestalozzi-Grundschule kommen 200 Schüler dazu. Die Finanzierung der Stellen wird zu einem Drittel vom Wetteraukreis geleistet. Den Rest bestreitet die Stadt und die Fördervereine.