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Erneut verschoben

Planungsphase für Nidda-Umgestaltung im Stadtgebiet zieht sich hin

Aus dem Kanal soll wieder ein natürlicher Fluss werden: Im Stadtgebiet wie hier in Klein-Karben ist die Renaturierung der Nidda geplant. Doch die Vorbereitungsphase zieht sich noch weiter in die Länge. Foto: den
Aus dem Kanal soll wieder ein natürlicher Fluss werden: Im Stadtgebiet wie hier in Klein-Karben ist die Renaturierung der Nidda geplant. Doch die Vorbereitungsphase zieht sich noch weiter in die Länge. Foto: den

Schon wieder wird es vorerst nichts mit der Nidda-Renaturierung in Karben. Mehrfach schon wurden die Bauarbeiten aufgeschoben. Nun können die Bagger auch im Herbst noch nicht loslegen. Das Projekt ist weiterhin zu stark verheddert im Kabelsalat.

 

Karben. Auf welch großen Flächen die Nidda im Karbener Stadtgebiet renaturiert werden soll, konnte jeder Passant und Anwohner im vergangenen Winter besonders gut sehen. Seinerzeit wurden zig Bäume und unzählige Büsche und Sträucher gefällt und ausgebaggert.

Die sogenannte „Baufeldfreimachung“ musste laufen, bevor im März die Brutzeit in der Natur begann. Denn im Spätsommer, spätestens im Herbst sollte der Fluss zwischen der Dortelweiler Straße in Klein-Karben und dem ASB-Altenzentrum im Groß-Karben umgestaltet werden. Nun aber zeigt sich: Tabula rasa an der Nidda wäre noch gar nicht notwendig gewesen.

„Im zeitigen Frühjahr“, nach dem Ende der Frostphase, könnten die Arbeiten voraussichtlich laufen, erklärte Bürgermeister Guido Rahn (CDU) nun. Denn anders als zuletzt erhofft, werden die Planungen und Verträge nicht früher fertig. Das liege derzeit daran, dass die Stadt noch keine Einigkeit mit der Telekom über das Verlegen von Leitungen habe erzielen können.

Nach einem Personalwechsel beim Telekommunikationskonzern habe dieser sein Angebot für diese Arbeiten überarbeitet. „Es ist deutlich teurer geworden“, seufzte Rahn – es liege nun bei einer Viertelmillion Euro.

Neues Planungsbüro

Das allerdings habe die Stadt nicht akzeptiert und auf Prüfung gedrängt, warum das vorherige, günstigere Angebot nun plötzlich nicht mehr gelten solle. Außerdem sei das Vorgehen des Konzerns äußerst ärgerlich und mache viel Arbeit, weil die Anträge für Fördermittel bereits auf Basis des bisherigen Angebots eingereicht worden seien. Auch sie müssten damit aufwendig korrigiert werden. „Wir erwarten nun täglich ein neues Angebot von der Telekom“, sagte Rahn.

Das Verlegen von Leitungen ist eine wichtige Vorarbeit für die Renaturierung. Denn im Damm neben dem Fluss liegen unter anderem Telekommunikationsstrippen, Elektrokabel sowie eine Wasserleitung der Hassia. Sie alle sollen verlegt werden in einen gemeisamen Leitungskanal direkt neben dem künftigen Niddaradweg. Der wiederum wird auf großen Strecken hinter die Renaturierungsgebiete verlegt. Dadurch wird er auf der vom Fluss weg verlegten, neuen Dammkrone neu aufgebaut. Mit den übrigen Betreibern der Verbindungen sei die Stadt längst einig, betonte Rahn. „Mit der Ovag und Unitymedia ist das völlig unproblematisch.“ Und der Bad Vilbeler Mineralwasserkonzern Hassia wolle eine eigene Trasse bauen.

Mehr Bohrungen

Als Ziel gibt der Bürgermeister nun vor: „Wir wollen im August die finale Einigung.“ Denn dann sei es möglich, noch in diesem Jahr mit den Leitungsarbeiten loszulegen.

Hinzu kommt, dass die Vorbereitungsarbeiten umfangreicher ausfallen sollen als bisher geplant. Das führte dazu, dass die Stadt dem ursprünglichen Planer Gottfried Lehr aus Bad Vilbel eine Absage erteilen musste. Für die Feinplanung und Steuerung der Arbeiten ist nun das Fachbüro von Rolf-Jürgen Gebler aus der Nähe von Karlsruhe zuständig. Der hat als erste den Umfang der Bodenuntersuchungen erheblich ausgeweitet: „Statt 16 wird es 60 Ramm-Kernbohrungen geben“, kündigte der Bürgermeister an. So solle geklärt werden, aus was der Untergrund der Nidda-Dämme aus den 1960er-Jahren besteht.

„Man weiß nicht, was alles dort reingekippt wurde“, sagte Rahn. Die Stadt wolle durch die weitere Untersuchungen spätere Bauverzögerungen verhindern, wenn plötzlich Bauschutt auftauche oder Schlimmeres und sich der beauftragte Unternehmer weigere, dies zu entsorgen, weil er nur einen Auftrag zum Abfahren von Erde habe.

Die Mehrkosten von 30 000 bis 40 000 Euro seien daher gut angelegt, fand der Bürgermeister. Diese fielen im Budget von 2,5 Millionen Euro für den Umbau von 1,5 Flusskilometern nicht ins Gewicht. „Das neue Büro macht einen guten Eindruck“, war Rahn zufrieden. Mit dem Entfernen der Bäume und Büsche im Winter sei wenigstens eine Vorarbeit bereits erledigt. „Die eigentlichen Erdarbeiten für die Renaturierung werden sehr zügig gehen“, kündigte Rahn an – im Gegensatz zur ultralangen Planungsphase mit schon dreieinhalb Jahren Verspätung.

Mit der Renaturierung wird die Nidda vom Kanal-Korsett befreit. Neue Flusskurven und Inseln werden angelegt, die Ufer abgeflacht und die Hochwasserdämme zurückverlegt. Zugleich soll der Fluss für Menschen zugänglich werden.

Die letzten 20 Bäume, die den Bauarbeiten noch im Wege stehen, sollen die Renaturierung überleben. Allesamt sind es Kopfweiden. Die Bäume sollen ausgegraben, zwischengelagert und später wieder eingepflanzt werden. „Diese Umsetzung erfolgt während der Erdarbeiten“, kündigte Rahn an. Diese Aktion lässt sich die Stadt pro Baum 1000 Euro kosten. (den)