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Erste Lockerungen – Vorsichtige Schritte zurück in den Alltag vor der Corona-Krise

Obwohl die Geschäfte wieder öffnen dürfen, bleibt es oberstes Gebot weiterhin Abstand zu halten. Nur so kann die Ausbreitung des Virus eingedämmt werden.
Obwohl die Geschäfte wieder öffnen dürfen, bleibt es oberstes Gebot weiterhin Abstand zu halten. Nur so kann die Ausbreitung des Virus eingedämmt werden.

Bad Vilbel. Nach einer vierwöchigen Pause durften Mode- und Sportfachgeschäfte, Schuh- und Schmuckläden, Buchhandlungen und Eisdielen wieder öffen. Das Gleiche gilt für Autohäuser und Fahrradgeschäfte. Auch wenn die Öffnung mit Auflagen verbunden ist, da die Hygienevorschriften und Abstandsregelungen selbstverständlich weiter gelten, so werden die Lockerungen doch allgemein als ein erster Schritt zurück in den Alltag vor der Corona-Krise wahrgenommen.
Nachdem in der vorigen Woche Bundes- und Landesregierungen die neuen Bestimmungen bekannt gegeben haben, hat der Vorstand des Gewerberings Bad Vilbel seinen Mitgliedern die für Hessen geltenden Regeln in einer Zusammenfassung zugeschickt.

Das wichtigste in Kürze:
• Einzelhandelsgeschäfte mit einer Verkaufsfläche unter 800 Quadratmetern dürfen öffnen
• Geschäfte mit einer größeren Verkaufsfläche dürfen öffnen wenn sie die Fläche auf 800 Quadratmeter begrenzen (diese Größenbeschränkungen gelten nicht für Buchhandlungen, Auto- und Fahrradhändler)
• pro angefangener 20 Quadratmeter Grundfläche darf sich nur ein Kunde im Geschäft aufhalten
• das Abstandsgebot zwischen den Personen bleibt bei mindestens 1,5 Meter bestehen
• besteht die Gefahr einer Unterschreitung von 1,5 Metern etwa in Kassenbereichen, müssen Trennvorrichtungen (z.B. Plexiglas-Scheiben) errichtet werden
• Spielbereiche für Kinder bleiben geschlossen
• in den Geschäften soll auf das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen hingewirkt werden
• Aushänge zu diesen Regeln sollen in den Geschäften darüber informieren.

Die von den Regierungen in Kraft gesetzten Lockerungen gelten vorläufig bis zum 4. Mai. Ob dann weitere schrittweise Lockerungen erfolgen entscheide sich auch daran, »ob die Bürgerinnen und Bürger sich weiterhin so gut an die Vorsichtsmaßnahmen halten wie in den letzten Wochen. Es darf jetzt auf keinen Fall Sorglosigkeit ausbrechen«, betont Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) in den Auslegungshinweisen zur aktuellen Corona-Verordnung. Schließlich bestehe die Bedrohung durch das Virus weiterhin. »Wenn wir jetzt leichtsinnig werden, gefährden wir unsere gemeinsamen Erfolge bei der Bekämpfung der Pandemie, die nur durch die Kontaktverbote und drastischen Maßnahmen erreicht werden konnten Deshalb müssen wir bei jeder Lockerung mit äußerster Vorsicht und Augenmaß vorgehen«, stimmt Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir mit seinem Ministerkollegen Klose überein.

Erleichterung
Steffen Kreiling, stellvertretender Vorsitzender des Gewerberings Bad Vilbel und Inhaber von Schuh-Schmitt, sieht diese Warnungen als gerechtfertigt an. Natürlich ist er wie andere Einzelhändler auch erleichtert, dass er sein Geschäft wieder öffnen darf. Mit dem Start am Montag zeigte er sich zufrieden. »Es waren keine großen Kundenströme, aber das wäre mir auch nicht lieb gewesen, allein schon der Gesundheit unserer Mitarbeiter wegen. Das Ansteckungsrisiko finde ich immer noch groß. Gut, dass auch viele Kunden Masken getragen haben.«
Als Schutzmaßnahme ist der Kassenbereich mit Plexiglas-Scheiben weitgehend eingehaust und alle Mitarbeiter tragen Nasen- und Mundmasken.

Jochen Lukarsch, Vorsitzender des Bad Vilbeler  Gewerberings, ist nach eigener Aussage mit seiner Metzgerei »ja noch gut dran, da ich den Laden nicht schließen musste«. Seine Kunden hätten sich in großer Mehrzahl auch diszipliniert verhalten und die Auflagen mit den sich ergebenden längeren Wartezeiten akzeptiert. So konnten jeweils nur maximal drei Kunden den Laden betreten, um gleichzeitig bedient zu werden. »Teilweise habe ich auch Stühle vor das Geschäft stellen lassen, damit sich vor allem ältere Menschen setzen konnten, bis sie an der Reihe waren«, sagte er.

Zukunftsmusik
Lukarsch wagt auch gleich einen Blick in die Zukunft. »Wenn die Corona-Krise überwunden ist, dann wünsche ich mir für den Einzelhandel von der Politik, dass sie wieder unbürokratisch verkaufsoffene Sonntage zulässt, ohne dass mit den Terminen ein Fest, eine Messe oder ein anderes Ereignis verbunden ist.« Der Handel könnte so einen kleinen Ausgleich für die in der Krise verlorenen Einnahmen erwirtschaften, ist er optimistisch. (hir)