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Ferien im Wilden Westen – Mit Geheul geht’s für zwei Wochen in den bürokratischen Kampf gegen die „Ölprinzessin“

Karben. Im 33. Jahr zieht in den letzten beiden Ferienwochen dieses Sommers wieder der Kinderplanet des Jugendkulturzentrums (Jukuz) seine Kreise: Am Montag stimmten sich die teilnehmenden Kinder für eine Woche auf ein neues Abenteuer ein. In diesem Jahr dreht sich das Treiben rund um „Die Ölprinzessin“.

Schon von weitem erklang bereits ab neun Uhr morgens überschwänglicher Gesang der sechs- bis 13-Jährigen von dem rund zwei Hektar großen Wald- und Wiesengelände des Selzerbrunnenhofs – das Ritual zur morgendlichen Begrüßung. „Inzwischen sind wir hier eine echte Institution“, freut sich der hauptamtliche Jugendpfleger Herbert Goetz, der seit 31 Jahren die Ferienspiele begleitet. „Viele Kinder können es gar nicht abwarten, bis es wieder soweit ist und sind schon ganz neugierig darauf, worum es diesmal geht. Die Eltern legen die Urlaubsreise bewusst so, dass ihre Kleinen hier teilnehmen können“, weiß der 58-Jährige.

Auch in diesem Jahr sei die einstige Teilnehmergrenze von 300 mit rund 500 Anmeldungen weit überschritten worden. Die Kinder verteilen sich dabei auf die beiden Wochen vom 21. bis 25. Juli und 28. Juli bis 1. August.

„Heute geht so ein Ferienspieltag schon einmal von sieben bis sieben Uhr“, berichtet Goetz, der auf die pädagogische und organisatorische Vor- und Nachbereitung der Spieletappen großen Wert legt. „Die Vorbereitungen auf „die Saison beginnen schon im Frühjahr“, erzählt Goetz, fröhlich an seinem ledernen Cowboyhut zupfend. Denn dann erfinden er und ein Kern des aus etwa 50 Helfern und Betreuern bestehenden Teams sich die neue Spielgeschichte. „Da fließt reichlich Gehirnschmalz zusammen“, freut sich Goetz und verrät: In diesem Jahr gehe es um die Besiedelung des Westens. In Anlehnung an Karl May müssen die Völker der Cowboys, Indianer und Städter in Wettbewerben Landrechte erwerben, um Claims kämpfen und entsprechende Anträge ausfüllen.

„Es sind zahlreiche bürokratische Hürden eingebaut“, so der gestreng dreinblickende Michael Langenbach, alias Mr. Smith, der als rechte Hand von Miss Neversmiles – „der Name ist Programm“ – den Vorsitz der Kommission innehat, welche die Landrechte vergibt. „Das hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun“, verrät Silke Kutscher alias Neversmiles schnippisch mit spitzer Schnute. „Es geht hier schließlich um einen höchstmöglichen Gewinn.“ Und schon lassen die beiden die ersten Städter mit den fantasievollen Gruppennamen „Money-Penny“, „Sherif“ und „Desperados“ unter der Obhut von Peggy Sue Lableu – der lässigen Saloon-Dame im lila Kleid – kalt abblitzen: „Dieser „Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars entspricht nicht den Vorschriften.“ Die elfjährige Emely mimt Verzweiflung: „Oh nein! Jetzt müssen wir alles nochmal schreiben“, stöhnt sie, erneut zur Feder greifend. Zwei Jungs lachen. Mit leuchtenden Augen fassen Till und Yanik ihre Erwartungen an die Spiele knapp zusammen: „Viel Spaß und wenig Regen!“