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Fest in Narrenhand – „Piratenschiff“ Rathaus geentert – Beim Sturm fehlte die Stadtkapelle

In voller Besetzung lief das Narrenschiff der Sandhasen am Samstag durch die Stadt, um das „Piratenschiff“ Rathaus zu entern. Hunderte schrill kostümierte Landratten beobachteten vom Straßenrand aus, wie die Schar mit närrischem Getöse sich selbst Mut machte, und schlossen sich den Angreifern mit großem Vergnügen an.

Bad Vilbel. „Wir Narren laufen auf kein Riff, wir entern das Piratenschiff.“ So war es groß an der Spitze des Umzuges zu lesen. Erfreulich, dass die Purzelgarde als jüngster Sandhasen-Nachwuchs im Anhänger an die Sturmspitze drängte. Auch wenn die Stadtkapelle dieses Jahr am Zug nicht teilnahm, so war doch ihr „Fan-Club statt Kapelle“ in grellem Neon-Bärchen-Plüsch dabei.

Das Gardecorps der Fidelen Sandhasen in seinen schneidigen Uniformen setzte einen markanten Kontrast. Fast schien es, als sei es die Garde von Quellenkönigin Beatrice I., die vom Cabrio aus charmant lächelnd ihrem Volk zuwinkte und Küsschen warf. Die Vilbeler Quellen-Monarchie ist bürgernah, wie der direkte Kontakt mit den Handwerkern der Stadt eindrucksvoll demonstrierte. In blauen Kitteln machten sie aus Taschen und aus dem Bollerwagen Werbung für ihre Messe im März. Unter den weiteren Meuten, die mit zum Sturm aufs Rathaus bliesen, waren drei Tanzgruppen sowie das Narrenkomitee des SC Dortelweil, die Cheerleader des GTC und ein ganzes Heer bunter, sportlicher Schachteln des SSV, die vom Heilsberg herunter in die Stadt gepurzelt waren.

Konfetti & Kamellen

Der Stammtisch Wackeldackel hatte eine furchteinflößende Bestie mitgebracht: einen Holzdackel auf vier Rädern, der die Herren im Rathaus allerdings eher amüsierte statt einschüchterte. Die größte Freude an dem närrischen Lindwurm hatten die Kinder vom Waldkindergarten und von der Krabbelstube Kunterbunt 3 minus. Sogar befreundete Narren aus dem Nachbarort Nieder-Erlenbach unterstützten den Sturm aufs Piratenschiff: Mit einer unübersehbaren gelben Armee waren die Bodentrampler angereist.

Dazwischen immer wieder Gruppen der Anführer von den Sandhasen. Stoppelhopser, Bunnys und eine „Beerenauslese“ zogen durch die Straßen. Kühe und Schweine der Big-Bobbes-Mama-Wackler freuten sich mit ihren Bauern, dass sie nach langer Suche endlich Frauen gefunden haben. Vom Elferratswagen flogen kiloweise Konfetti und Kamellen. Aus dem Cabrio des Kinderprinzenpaars heraus zeigte sich Prinz Jonas I. freigiebig mit süßem Wurfmaterial, um die Zuschauer für den Sturm auf die „Piraten“ zu gewinnen, Prinzessin Esther I. versprühte Charme und Liebreiz. Den Abschluss des Zuges bildete der Kanonenwagen der Sandhasen, der schließlich den Ausschlag beim erfolgreichen Sturm auf das Rathaus gab.

Siegessicher gab sich Piratenkapitän Thomas Stöhr noch, als er die bunte Armee zum Sturm auf das Rathausschiff anrücken sah: „Wenn ihr heute so wollt entern, wird euer Plan ganz sicher kentern“, rief er den Angreifern entgegen. Doch Sandhasen-Ehrenpräsidentin Margot Hilling und Präsidentin Ina Momberger-Ascher wussten es besser: „Wir schaffen es in den Rathausbau, das weiß ich sicher und genau. Denn Piraten können nicht widerstehen, wenn sie so schöne Gardemädchen sehen.“

„Stadtkass’ is leer“

Schon machten sich die Sandhasen daran, die närrische Fahne vor dem Rathaus zu hissen, doch Stöhr meinte nur: „Solche bunten Streifendecken sorgen nicht für Angst und Schrecken!“ Die närrischen Anführerinnen konterten: „Wenn wir diese bunte Fahne hissen, dann ist ein Pirat aufgeschmissen. Denn bei so vielen Farben, da wird ihm bang. Er hält das Schiff dann nicht mehr lang.“ Ein erster Donnerschuss aus der Kanone hüllte das „Piratenschiff“ in eine Konfettiwolke.

Die Verwirrung nutzte die Garde, um das „Piratenschiff“ zu entern und im Rathaus den „Piratenkapitän“ Stöhr samt seinem Advokaten, Erstem Stadtrat Jörg Frank, in Ketten zu legen und abzuführen – ins Kurhaus. Denn der Weg zum üblicherweise angesteuerten Hasenstall war durch ein tiefes Loch versperrt, das auch enttäuschende Auswirkungen auf die Beute der Narren hatte: „Die Stadtkass’ ist leer, das ist schon Sitte, das Geld wurde gesteckt in Vilbels Neue Mitte!“

Eine kleine Schatulle hatte Stöhr gerettet. Er leerte sie zur Freude zahlreicher Kinder, die mit den Erwachsenen zum Remmidemmi mit ins Kurhaus gezogen waren: „Mit Schokotalern zum Wurf bereit, wünsch ich eine schöne närrische Zeit“, rief er und ließ es süße Geldstücke regnen. Die Narren waren versöhnt: „Wir lassen ihn frei, er soll feiern und singen und seinen Frohsinn gut nach Hause bringen.“

Dann feierten Narren und „Piraten“ zusammen zur Live-Musik von J&J-Music und stimmten „im schönen Narrenbau“ gemeinsam ein „in ein dreifach donnerndes Bad Vilbel Helau!“