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Gefährliches Lachen

Vorträge zum Mittelalter stimmen auf Burgfestspiel-Stück „Der Name der Rose“ ein

Burgfestspiel-Intendant Claus-Günther Kunzmann mit einem Plakat der Vortragsreihe über Themen des Mittelalters, die im April und Mai in der Stadtbibliothek näher beleuchtet werden. Foto: Hirschmann
Burgfestspiel-Intendant Claus-Günther Kunzmann mit einem Plakat der Vortragsreihe über Themen des Mittelalters, die im April und Mai in der Stadtbibliothek näher beleuchtet werden. Foto: Hirschmann

Wie spannend, faszinierend und vielschichtig das Mittelalter war, wollen die Burgfestspiele im Sommer mit einer neuen Bühnenfassung des Romans „Der Name der Rose“ unter Beweis stellen. Zur Einstimmung darauf bietet der Geschichtsverein für April und Mai eine Vortragsreihe zu ausgewählten Themen des Mittelalters an.

Bad Vilbel. „Der Name der Rose“, der erste Roman des italienischen Schriftstellers und Gelehrten Umberto Eco, ist vom Genre her ein Krimi. Aber auch ein mehrschichtiges Gesellschafts- und Politik-Portrait des 14. Jahrhunderts in Mitteleuropa mit philosophischem Hintergrund. Die Handlung spielt 1327 in einem Kloster des Benediktiner Ordens und umfasst sieben Tage, an denen es eine Mordserie an Mönchen aufzuklären gilt. Dabei wird ein lebendiges Bild des späten Mittelalters mit seinen politischen, sozialen und religiösen Konflikten entworfen, kommentiert Intendant Claus-Günther Kunzmann, der auch Vorsitzender des Bad Vilbeler Geschichtsvereins ist. Dabei sei Ecos Werk mit zahlreichen Anspielungen auf die Gegenwart durchsetzt.

Neuer Regisseur

Bekanntlich wurde „Der Name der Rose“ 1986 auch erfolgreich verfilmt mit dem ersten James-Bond-Darsteller Sean Connery in der Hauptrolle. Auch eine Fassung für die Bühne wird nicht selten gespielt – unter anderem war auch bei den Burgfestspiele bereits im Jahr 2002 eine Inszenierung von Regisseur Egon Baumgarten zu sehen. Für die bevorstehende Spielzeit wird Malte Kreutzfeldt Regie führen. Er hat diese Aufgabe übernommen, nachdem die ursprünglich dafür vorgesehene Ina-Annett Keppel Anfang des Jahres gebeten hatte, aus ihrem Vertrag aussteigen zu dürfen, wie Intendant Kunzmann mitteilte.

Mit der Vortragsreihe in der Stadtbibliothek am Nidda-Platz soll durch die renommierten Referenten ein Zugang zu den tieferen Schichten von Ecos „Der Name der Rose“ eröffnet werden. Zugleich sollen aber auch im Roman angesprochene Themenbereiche und Fragestellungen vertieft werden.

Zum Auftakt der Reihe am Freitag, 8. April, lautet das Thema „Höllenbrut und Himmelswächter“. Die Kunsthistorikerin und Archäologin Regina Schymczek wird dabei über „Funktionen und Deutungen mittelalterlicher Wasserspeier an Kirchen und Kathedralen“ sprechen. Sie wird der Frage nachgehen, warum diese Ausgussrohre von den Steinmetzen so detailreich und ausdrucksstark als Tierköpfe, Fabelwesen und fratzenhafte Menschengesichter gestaltet wurden und warum diese Darstellungen tief in den mittelalterlichen Glaubens- und Vorstellungswelten verwurzelt sind.

Endzeitvorstellungen

Bei dem Vortrag „Lachen ist gefährlich“ am 12. April geht es dann direkt um ein zentrales Thema im „Name der Rose“, denn Lachen hält der strenge Mönch Jorge von Burgos für Gotteslästerung. Der Volkskundler Alois Döring wird die vielfältigen Anlässe und sozialen Formen des Lachens in der mittelalterlichen Gesellschaft schildern und überraschende Einblicke in dieses facettenreiche mentalitätsgeschichtliche Phänomen geben.

Direkten Bezug zu Umberto Ecos Roman nimmt am 22. April der Kapuzinermönch Nikolaus Kuster, der über „Schwarze Mönche, Dominikaner und Franziskaner“ und dabei die Konkurrenz der Orden in „Der Name der Rose“ erläutern wird.

Mehr Licht in „Umberto Ecos Geheimnisse“ will am 26. April der Historiker Achatz von Müller mit seinem Vortrag bringen und die Frage „Wer war William von Baskerville?“. Ecos Hauptfigur verweist auf den mittelalterlichen Philosophen William von Ockham und dessen erkenntniskritische Grundhaltung, die alles andere als unmodern ist.

Der Sprach- und Literaturwissenschaftler Helmut Brall-Tuchel wird am 4. Mai die Vortragsreihe fortsetzen und unter der Überschrift „Am Ende der Tage“ über Endzeitvorstellungen im Mittelalter referieren.

Warum das „Klima im 14. Jahrhundert“ so gravierende Auswirkungen auf den Gang der Geschichte hatte, wird am 9. Mai der Schweizer Klimaforscher Ulf Büntgen erläutern. So rafften durch Dauerregen verursachte Hungersnöte und Pestepidemien damals in Europa rund ein Drittel der Bevölkerung hin.

Der schwarze Tod

Um Erfindungen und mittelalterliche Innovationen wie zum Beispiel Brillen, Uhren und Kanonen geht es am 19. Mai beim Vortrag des Philosophen und Historikers Gerhard Dohrn-van-Rossum. In Ecos Roman kann William von Baskerville mit seinen „Sehgläsern“ wichtige Dokumente entziffern.

Ein eigener Beitrag ist der Pest, dem „Schwarzen Tod“, gewidmet. Wie diese große Seuche im 14. Jahrhundert Europa veränderte, wird am 23. Mai der Medizinhistoriker Klaus Bergdolt berichten und so die Vortragsreihe beenden.


Alle Vorträge des Geschichtsvereins finden jeweils ab 20 Uhr in der Stadtbibliothek am Nidda-Platz statt. Der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Weitere Informationen sind im Internet bei www.kultur-bad-vilbel.de unter der Rubrik „Stadtbibliothek“ zu finden. Demnächst wird auch ein Flyer kostenlos ausliegen.