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Gegen das Vergessen – Film über das Roggauer Klärchen und seine Flucht in die USA füllt das Kino

Karben. Mehr als 200 Besucher haben den Film „Klärchen – Flucht in eine fremde Welt“ im Karbener Cinepark gesehen. Mit so viel Interesse hatte die Initiative Stolpersteine nicht gerechnet.

Da der Kinosaal nur für 177 Zuschauer Platz bietet, bleiben einige Gäste stehen, andere gehen wieder, nachdem Hartmut Polzer von der Initiative verkündet hat: „Wir zeigen den Film innerhalb der nächsten Wochen noch einmal“.

Der Film wurde von Polzer und Irma Mattner von der Initiative Stolpersteine in Karben in mehrmonatiger Arbeit zusammengestellt. Erzählt werden Auszüge der Lebensgeschichte der Jüdin Klara Kirschberg. Sie wurde am 16. Oktober 1922 in Burg-Gräfenrode geboren. „Die 500 Einwohner zur damaligen Zeit waren wie eine Familie, man kannte beinahe alle“, erinnert sich die 87-Jährige, die in Roggau einst „Klärchen“ genannt wurde.

Heute lebt sie als Clare Zweig in Florida/USA, wo sie Polzer für das Interview im vergangenen Jahr besuchte. In Burg-Gräfenrode wohnte sie mit ihren Eltern in der Freihofstraße 1, wuchs dort auf und verbrachte eine glückliche Kindheit. Die unbeschwerte Zeit endete mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Klara Kirschberg floh mit 16 Jahren mit einem Kindertransport nach England. Von dort emigrierte sie in die USA.

Im Film kommen außer Clare und Ehemann Arnold Zweig ehemalige Mitschüler und Weggefährten zu Wort. Die persönlichen Erinnerungen werden von Historiker Helmut Heide und Monica Kingreen, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fritz-Bauer-Instititut, untermauert und in einen historischen Zusammenhang gestellt. Beim anschließenden Gedankenaustausch müssen Hartmut Polzer und Irma Mattner viele Hände schütteln, sie bekommen Lob und Zuspruch für ihre Arbeit. Dabei ist auch Hans Moscherosch. „Ich bin mit Klärchen zwei Jahre lang zusammen in eine Klasse auf die Volksschule in Burg-Gräfenrode gegangen. Sie war ein braves und intelligentes Kind“, erinnert sich der 87-Jährige. Er sei froh, dass Klärchen die NS-Zeit überlebt hat. Als sie vor einigen Jahren zu Besuch in Karben war, „da waren wir zusammen zwei Tage lang in der Region unterwegs und haben uns Vieles angeschaut“, erzählt Moscherosch.

Helmut Schuch meint: „Trockene Dokumentationen gibt es zuhauf, aber mit diesem Film ist eine sehr lebendige Art des Erinnerns gelungen, und das Erinnern an diese Zeit ist wichtig, zumal immer mehr Zeitzeugen sterben“.

„Ich hatte mir unter dem Film ein reines Interview vorgestellt und bin überrascht, wie viele Zeitzeugen zu Wort kommen. Diese persönlichen Erinnerungen machen den Film zu etwas ganz Besonderem“, sagt Michael Wheelhouse. Ehefrau Ingrid Wheelhouse ergänzt: „Der Film sollte unbedingt in Karbener Schulen und Jugendclubs gezeigt werden“.

Hartmut Polzer zeigt sich überrascht über die große Resonanz. „Wir freuen uns sehr, dass so viele Menschen gekommen sind. Es ist unser Anliegen, die Erinnerung an Klärchen und die anderen früheren jüdischen Kärber Bürger in die Köpfe und Herzen der Menschen in unserer Stadt zu bringen“. (kre)

Die filmische Dokumentation „Klärchen – Flucht in eine fremde Welt“ wird im Karbener Kino CinePark am Sonntag, 3. Oktober, nochmals zu sehen sein. Filmstart ist um 13.30 Uhr. Der Eintritt ist wieder frei.