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Generationen verbinden

Mütter- und Familienzentrum vermittelt zwischen Alt und Jung

Gabriele Ratazzi-Stoll (Mitte), Ute Heckmann (links) und Anja Dietze mit Tochter Mirja freuen sich über den Zuschuss für das Mehrgenerationenhaus. Foto: Pfeiffer-Goldmann
Gabriele Ratazzi-Stoll (Mitte), Ute Heckmann (links) und Anja Dietze mit Tochter Mirja freuen sich über den Zuschuss für das Mehrgenerationenhaus. Foto: Pfeiffer-Goldmann

Die Arbeit von Vereinen und Freiwilligen über Generationsgrenzen hinweg soll in Zukunft vom Mütter- und Familienzentrum (Müze) koordiniert werden. Die Bevölkerung kann sich dadurch wohl auf einen Schub für derartige Angebote freuen.

Karben. Ein wenig perplex ist Gabriele Ratazzi-Stoll noch immer. Denn die Chancen, dass Bundesgeld nach Karben fließt, waren nicht allzu groß. Dennoch bewarb sich das Mütter- und Familienzentrum (Müze) in Burg-Gräfenrode, als das Familienministerium in Berlin mehr Geld für den Aufbau neuer Mehrgenerationenhäuser ankündigte. „Und wir haben eine Zusage bekommen“, freut sich Gabriele Ratazzi-Stoll.

Kein Wohnprojekt ist ein solches Mehrgenerationenhaus. Vielmehr ist es eine Koordinierungsstelle für die Arbeit über Generationsgrenzen hinweg (die FNP berichtete). Zwei solcher Häuser gibt es schon in der Wetterau, bei Frauen Arbeit Bildung (FAB) in Friedberg und dem Mütter- und Familienzentrum Müfaz in Bad Nauheim.

Ministerium überzeugt

„Wir haben uns nicht viel Hoffnung gemacht, denn zwei Angebote pro Kreis zu fördern hat der Bund angepeilt“, sagt die engagierte Vorsitzende aus Karben. Doch das, was Ratazzi-Stoll und ihre Mitstreiterinnen als Konzept vorstellten, überzeugte das Ministerium: Sie wollen in Karben die Angebote von Vereinen und Gruppen für die generationenübergreifende Arbeit koordinieren. „Das ist genau das, was Mütterzentren schon seit 30 Jahren machen“, findet die Vereinschefin.

In Karben gebe es ja auch bereits viele Angebot in diesem Bereich. Beispiele sind das Mentorenprojekt der Schulsozialarbeit an der Kurt-Schumacher-Schule zur Berufsfindung, die Lesepaten der Bürgerstiftung oder auch die „Familienfreunde“ des Müze selbst – engagierte ältere Menschen, die Familien bei Bedarf beim Bewältigen des Alltags helfen, der sich nach der Geburt von Kinder erheblich ändert. Dieses Projekt hieß zuletzt „Wellcome“. Wegen stark steigender Jahresbeiträge des „Wellcome“-Dachverbands hat das Müze das Projekt in Eigenregie übernommen und führt es nun unter separatem Namen.

Was bisher in Karben fehle, sei eine Koordinierungsstelle für solche Angebote, sagt Ratazzi-Stoll. Das habe auch der zuletzt beschlossene Altenpflegeplan der Stadt aufgezeigt – und genau die dort geforderte Vernetzungs-Rolle übernehme das Mehrgenerationenhaus nun.

„Niemand will jemandem etwas wegnehmen“, betont die Müze-Vorsitzende. Doch sei die Zahl derjenigen, die bereit seien, sich ehrenamtlich zu engagieren, begrenzt. Über die Koordinierung könnten alle Beteiligten effektiver arbeiten. „Durch Vernetzung können wir hier viel mehr bewegen“, ist Ratazzi-Stoll überzeugt.

Die Förderung des Bundes ist zunächst auf vier Jahre begrenzt. Das Ministerium finanziert mit jährlich 30 000 Euro eine Personalstelle. Die Stadt steuert jährlich 10 000 Euro bei, indem sie die Räumlichkeiten in der Alten Schule in Burg-Gräfenrode dem Verein kostenlos zur Verfügung stellt.

Ein wenig an der Peripherie Karbens sei das Müze ja schon gelegen, räumt die Vorsitzende ein. Bewusst wolle die Stadt nicht alle Angebote im Stadtzentrum zusammenziehen, sondern in den Stadtteilen halten, erklärt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Mit dem Auto und halbstündlicher Linienbus-Anbindung sei das Müze sehr gut erreichbar.

Förderung für 2 Jahre

Vor allem mehr Café-Angebote und andere Treffs sollen die Generationen zusammenbringen, auch an neuen Orten wie etwa im Gebäude des Projekts „Wohnen im Alter“ im Stadtzentrum.

„Wir wollen Begegnungsmöglichkeiten schaffen, um Kontakt aufzunehmen“, erläutert Gabriele Ratazzi-Stoll. Erst im Gespräch sei es möglich, dass Menschen sehr unterschiedlichen Alters Verständnis füreinander entwickeln. „Wenn man sich sympathisch ist, kann daraus ganz viel entstehen.“

Zum Beispiel wenn Senioren beim Handwerken oder im Haushalt versiert sind, Jugendliche am Computer oder Mütter im Gegenzug eine Oma zum Einkaufen mitnehmen können, sagt die Müze-Chefin. „Es geht einfach darum zu entdecken, was der andere bieten kann.“ (den)