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Glücklich mit Kunstrasen

1. FC Rendel spielt auf strapazierfähigem Grün – Sieben Jahre darauf hingearbeitet

Binnen nicht einmal eines Jahres geht in Karben ein zweiter Kunstrasen-Fußballplatz in Betrieb, der dritte in der Stadt. So teuer der Bau auch war: Er spart dauerhaft Kosten – und der 1. FC Rendel erhofft sich einen kräftigen Schub.

Karben. Zwei Jungs biegen um die Ecke. Sie laufen an den Spielfeldrand, lassen ihre großen Sporttaschen fallen. Daraus kramen die Jugendlichen ihre Fußballschuhe hervor, setzen sich auf den Kunstrasen und ziehen sie an. Fehlt noch ein Ball, dann kann es losgehen mit dem Kicken.

„Das Jugendtraining geht gleich los“, beobachtet Dominik Reuß und nickt zufrieden. Kinder und Jugendliche wieder mehr für Fußball zu begeistern, das wollen der Vorsitzende und der ganze 1. FC Rendel in den kommenden Jahren schaffen. Helfen soll das größte Projekt der mehr als 50-jährigen Vereinsgeschichte: Gerade ist der neue Kunstrasenplatz fertig geworden.

Für den Verein bedeutet der neue Platz, der seit 3. September genutzt wird, einen riesigen Schritt nach vorn. „Wir können endlich unabhängig von der Witterung trainieren und spielen“, erklärt der Vorsitzende. Nicht selten war der alte Rasenplatz wegen Nässe und Frost im Winter wochenlang gesperrt.

Die Belastung durch Trainings- und Spielbetrieb „schafft ein Naturrasen nicht mehr“, wenn die Ligateams, Jugend und Alte Herren ihn tagtäglich nutzen, sagt Reuß. Schnell konnte es passieren, dass das Grün dahin war. Hinzu kam, dass immer wieder Fahrer mit Quads oder Autos im Winter auf dem Spielfeld Runden drehten und den Rasen zerstörten.

Das verhindert nun ein Zaun. Den haben die Rendeler auf dem KSG-Sportplatz in Groß-Karben demontiert, als die Zwanziger auf ihren neuen Kunstrasenplatz oberhalb des Stadions umzogen. In Eigenregie stellten die Rendeler den von der Stadt kostenlos überlassenen Zaun an ihrem neuen Kunstrasenplatz wieder auf. Mit dieser Eigenleistung sowie Spenden stemmt der 1. FC einen erheblichen Anteil an den Baukosten von 485 000 Euro. Das Land schießt 100 000, die Stadt 300 000 zu. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Reuß.

Trotz der hohen Kosten ist der Kunstrasen für die Stadt ein gutes Geschäft, findet Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Ein Kunstrasen benötige viel weniger Pflege. „Wir sparen das Mähen und Wässern und Nachsäen und so weiter.“ Jährlich 6000 bis 7000 Euro mache das aus, wenn der Bauhof nur 14-tägig statt wöchentlich anrücken müsse. Das Spielfeld werde nur noch gereinigt.

All das sei aber nicht allein entscheidend, findet Rahn. „Wichtiger ist, dass ein Kunstrasen fast ganzjährig bespielbar ist, es müssen also keine Spiele und Training mehr ausfallen.“ Das war auch der Ansporn, warum der Vorstand bereits vor sieben Jahren mit den Planungen begonnen habe, erinnert Dominik Reuß. Wegen der unsteten Trainingsbedingungen hätten viele den Spaß am Fußball verloren.

Spielgemeinschaften

Das zeigen zurückgehende Mitgliederzahlen bei den Junioren. Inzwischen treten die Rendeler von der G- bis zur C-Jugend in Spielgemeinschaft mit Gronau und Groß-Karben an. Selbst die zweite Mannschaft hat sich aus Personalgründen mit dem FSV Kloppenheim zur Spielgemeinschaft vereinigt. Der Kunstrasen soll nun neuen Schub geben. „Wir wollen die Kinder wieder dazu begeistern, in Rendel Fußball zu spielen“, sagt Reuß. Schon jetzt seien viele heiß darauf, auf dem neuen Grün zu kicken. Das ist aber nur was für harte Jungs: Der Verein hat aus Kostengründen ein neuartiges, aber etwas härteres Polyethylen-Granulat gewählt. „Da kann es schon mal eine Schramme mehr geben“, sagt Reuß mit einem Augenzwinkern.

Doch entspreche der Platz den Fifa-Regularien. „Wir könnten darauf sogar Champions-League-Spiele austragen“, sagt Reuß. Bis dahin wäre es für den 1. FC Rendel aber ein langer Weg nach oben durch die Spielklassen. „Wir haben das bei einem Bier durchgerechnet: Das wären zwölf Jahre.“ (den)