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Halten oder loslassen?

Das Wort zum Sonntag

Pfarrer Breest
Pfarrer Breest

Jesus ist auch heute noch ein Sympathieträger. Er hat Menschen geholfen und selbstgerechte Machtverhältnisse angeklagt. Er ist den unterschiedlichsten Menschen freundlich begegnet und hat sich ihrer Sorgen angenommen. Da fällt es leicht, Jesus gut zu finden, womöglich sich zu ihm und seinem Programm zu bekennen.

Doch so freundlich Jesus damals und heute in der Verkündigung daherkommt, so sehr hat er auch Kanten. Das lehrt uns die Begegnung zwischen Jesus und einem Sympathisanten von ihm. Dieser Mann wollte sich gerne der Jesusbewegung anschließen und fragte Jesus, was die Aufnahmebedingungen seien. Das Gespräch verlief erfreulich. Mit den zehn Geboten hatte er keine Probleme. Jesus war ganz angetan von ihm. Zum Schluss gab es lediglich eine Kleinigkeit noch: „Jesus sah ihn voller Liebe an und sagte: „Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe alles, was du hast, und gib den Erlös den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben. Und dann komm und folge mir nach!“ Der Mann war tief betroffen und ging traurig weg, denn er hatte ein großes Vermögen. (Markus 10,21)

Sich zu etwas zu bekennen, mit etwas zu sympathisieren, ist das eine. Doch Jesus geht es nicht um eine Fangemeinde. Ihm geht es um Befreiung. In dieser Begegnung sprach er den wunden Punkt des Mannes an. Trotz aller Begeisterung für Jesus war er gebunden an seinen Besitz. Von dieser Bindung muss er sich lösen, um frei zu werden. Dabei half ihm nicht, dass er alle Gebote Gottes einhielt. Es war seine Entscheidung, wem er folgen wollte, Jesus oder dem Geld. Wobei es hier gar nicht in erster Linie um das Geld oder gar um eine politische Forderung nach Umverteilung geht. Jesus führte ihm vor Augen, dass nicht er Herr, sondern Gefangener seines Vermögens war.

Die Auseinandersetzung mit Jesus stößt uns auf unsere persönlichen Bindungen. Das muss nicht unbedingt Geld sein, das können auch andere Dinge wie Einfluss, Anerkennung oder Stolz sein. So wie einst Jesus diesen Mann einlud, lädt er uns ein, sich davon mit seiner Hilfe zu lösen. Der Gewinn liegt im Loslassen, nicht im Halten oder Besitzen.

Doch dieser Schritt fordert Vertrauen in Jesus. Genau das macht den Glauben an Christus aus: Loslassen um zu gewinnen. Gönnen wir uns nicht nur die freundlichen Seiten Jesu, sondern lassen uns auch von seinen Kanten herausfordern.

Herzliche Grüße

Ihr Pastor Clemens Breest

Freie ev. Gemeinde Bad Vilbel