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Hier kann jeder kaufen

Der Kleiderladen des Roten Kreuzes in Büdesheim ist beliebt wie nie zuvor

Haben Spaß beim Einkaufen: Ingrid Eichhorn, Elke Michaelis, Gisela Günther-Steinbach und Gisela Breunig mit zwei kenianischen Läuferinnen. Foto: Erbacher
Haben Spaß beim Einkaufen: Ingrid Eichhorn, Elke Michaelis, Gisela Günther-Steinbach und Gisela Breunig mit zwei kenianischen Läuferinnen. Foto: Erbacher

Der DRK-Kleiderladen in Schönecks Ortsteil Büdesheim ist hell, freundlich und einladend. Sortiert, bunt und nach Größen geordnet liegen die Kleidungsstücke in den Regalen. Mit dem Erlös tut der Verein Gutes – diesmal für die neu gegründete Schönecker Essensbank.

Schöneck. Neben Shirts, Nacht- und Unterwäsche für Damen, Herren und Kinder sind im Kleiderladen auch Schuhe, Spiele und Tücher zu finden. Daneben stehen prall gefüllte Kleiderständer, behängt mit Kostümen für Damen und Anzügen für Herren, zusammen mit Hosen, Röcken und Bademänteln in bunter Farbpalette auf Kleiderbügeln.

Fortwährend kommen Kunden in den Laden in der Friedrichstraße 12. Sie wollen nicht mehr benötigte Kleider abgeben, Andere wollen kaufen. Das ist kein Wunder, sind doch die begehrten Objekte zu äußerst günstigen Preisen zu erwerben. Bereits ab zehn Cent kann man beispielsweise Kindersöckchen finden. Schaut man sich um, findet man so manches Designerstück für zwei bis fünf Euro.

Schicksalsschläge

Teilweise sind es Prachtstücke, oft noch neu, sogar originalverpackte Ware wartet auf Abnehmer. Selbst ein Brautkleid, Konfirmations- und Ballkleider finden ihren Weg in die bunte kleine Kaufhalle. Manchmal stehen Schicksalsschläge hinter den Kleiderspenden, Haushaltsauflösungen durch Trennung, Krankheit oder Tod, die Menschen zwingen, Kleidung und Utensilien abzugeben. Der Kleiderladen bietet nicht nur für bedürftige oder sozial schwache Menschen ein Forum, um benötigte Kleidung kaufen zu können. Dort hat man auch ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte. Mitarbeiterin Gisela Breunig betont: „Hier kann jeder kaufen.“ Der stolze Erlös in einer Höhe von 1500 Euro hat der Laden kürzlich an die neu gegründete Essensbank in Schöneck gespendet.

Leiterin des Geschäfts ist Ruth Müller. Sie beschäftigt inzwischen 34 Frauen und vier Männer als ehrenamtliche Mitarbeiter im Laden. Sie alle sind mit Engagement und großer Freude präsent. Die Mitarbeiterinnen Gisela Günther-Steinbach, Gisela Breunig und Elke Michaelis sind von Anfang an dabei. Alle drei haben seinerzeit einen Aufruf in der Zeitung gelesen und arbeiten aus unterschiedlichen Gründen im Geschäft.

Günther-Steinbach hatte jahrelang im Verkauf Erfahrungen gesammelt: „Als ich in Rente ging, wollte ich nicht tatenlos herumsitzen. So fand ich diese Initiative ideal, um wieder einer Aufgabe nachgehen zu können.“ Gisela Breunig hatte jahrelang in Südamerika gelebt, wollte wieder soziale Kontakte in Büdesheim knüpfen. „Dieses Projekt schien mir genau richtig. Und es hat sich gelohnt. Die Arbeit macht viel Freude, ich lerne täglich Menschen kennen“, erzählt die Weitgereiste. Elke Michaelis fühlte sich als Pädagogin etwas einseitig beschäftigt und findet im Kleiderladen einen Ausgleich zum Mathematik-, Physik- und Ethikunterricht: „Die Leute wollen ihre Sorgen loswerden. Weil wir ja nicht so unter Druck stehen wie ein gewinnorientiertes Unternehmen, können wir eben zuhören.“

Ingrid Eichhorn wollte, nachdem ihr Ehemann gestorben war, auf keinen Fall Trübsal blasen und für einen guten Zweck arbeiten: „Hier konnte ich eine erfüllende Aufgabe finden“, erzählt sie zufrieden. Eine Kundin beispielsweise kauft im Laden für Freunde und Verwandte im früheren Osten ein. Zuvor fotografiert sie die Kleidungsstücke, genauso machen es viele polnische Kunden. „Da wird im Laden telefoniert, um letzte Kaufentscheidungen treffen zu können“, berichtet Günther-Steinbach. Und Elke Michaelis ergänzt: „Ein Kundin hatte ihre Mobiltelefonhülle auf den Tresen gelegt. Um ein Haar hatte eine andere Kundin das edle Teil erwerben wollen.“

Für die ganze Familie

Krystyna Wieaorelx findet die Auswahl spannend. „Ich bin so klein und finde anderswo selten passende Kleidung.“ Sie kauft für die gesamte Familie in Polen ein. Von den Kunden kommt Lob und Anerkennung. Manche Besucher spenden ganz spontan Geld oder helfen Bedürftigen mit Geldgeschenken aus. Die Menschen kommen sogar aus Frankfurt, Bad Nauheim, Bergen-Enkheim, Karben und Altenstadt. Viele loben die Auswahl und die gemütliche Atmosphäre.

Wenn die Kleidung nicht mehr verkauft werden kann, kommen die Stücke in den „schwarzen Sack“. In Hanau wird sie erneut sortiert – für Flüchtlingslager. Oder es werden Lappen daraus gerissen. Die Kosten und Erlöse teilt sich der Schönecker DRK-Ortsverein mit dem Kreisverband Hanau. Dabei kommen stattliche Summen zusammen, die wiederum der Gemeinde und ihren Mitgliedern zugute kommen. So wurden bereits der Kindergarten unterstützt, eine Parkbank gespendet, eine Waschmaschine für eine sozial schwache Familie bereit gestellt, im Altenhilfezentrum ein Defibrillator installiert und nun die Schönecker Essensbank unterstützt.