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Hoch die Kelche, aufs Neue! – 2008 – wird’s besser, wird’s schlimmer? Es hofft der Mensch sowieso immer?

Hoffen, hoffen? Das alte Jahr ist so gut wie vorbei, zu hoffen gibt es da nichts mehr, doch viele Fragen sind offen. „Wird’s besser? Wird’s schlimmer?’/ fragt man alljährlich./ Seien wir ehrlich:/ Leben ist immer/ lebensgefährlich“, dichtete Erich Kästner (1899-1974) trefflich zum Jahreswechsel. Wie alles wird? Gut, dass man es nicht weiß. Feststeht: Das Nachtflugverbot hat sich mit Wintereinbruch in die warmen Länder verabschiedet und wird auch nicht mehr wiederkehren.

Warum auch, das Jahr endet nicht nur aufregend, das neue beginnt auch so, stehen doch die Landtagswahlen auf der Türschwelle. Und nachdem sich Genosse Rolf Gnadl abgeseilt hat, brauchen wir jetzt auch einen neuen Landrat in der Wetterau.

Aber nicht nur mit Roland Koch und Kohle (Stichwort Kraftwerk Lubmin, wir berichteten), sondern auch mit Kohlenmonoxid und Sauerstoff müssen wir uns im nächsten Jahr befassen – Stoff genug, um sauer zu sein oder es zu werden.

Ab 1. Januar verkehrt sich nämlich die Geschichte. Nicht mehr der gerne mit Zündschnüren und Schwefelhölzern hantierende Innenminister Wolfgang Schäuble sitzt in unser aller Blickfeld, nein, es steht vielmehr der Bürger selbst unter verschärfter Beobachtung, und zwar vor dem Gucker des Innenministers. Und auf allen Datenautobahnen wird ab Januar geblitzt, gefilmt und abgehört was das Zeug hält. Damit wären wir nicht mehr nur unterwegs in die Überwachungsgesellschaft, sondern schon mitten drinnen im Überwachungsstaat, der unsere Festplatten durchwühlen darf, unsere Köpfe, Schlafzimmer, der zuschauen darf, wo man sich im weltweiten Netz so herumtreibt, wofür man sich interessiert, für Immobilien, Frauen, Islam oder Blasmusik, für Sauna oder Geheimdienste. Die Geheimdienstmänner und -frauen dürfen 2008 mit uns die Zeitungen online lesen, googeln, im Bett liegen, Briefe schreiben, E-Mails ans Salzamt verschicken. Wehe man gerät ins Fadenkreuz der Schnüffelbande. Die haben Bewegungsprofile von uns, kennen unsere Schwächen und Leidenschaften, unseren Handy-Standort und horchen zu, wenn uns Ehefrau oder Geliebte was ins Ohr haucht. Wenn der Staat seinen Bürgern nicht traut, darf er sich aber auch nicht wundern, dass die Bürger solch einem Staat ebenfalls misstrauen. Welche Sackgasse tut sich da 2008 auf?

Nur nicht Trübsal blasen, es wird auch fröhlich in der schönen neuen Welt, denn alle Züge stehen still, wenn das der Hartmut Mehdorn will! Und die Lokführer. Die Klinikärzte jedenfalls wollen schon wieder zehn Prozent mehr Gehalt, und die Politiker klammern sich an ihre Privilegien. Und was widerfährt den armen Managern, müssen die sich mit geringeren „Abfindungen abfinden“, was sie sehr gemein finden. Und die Bundeskanzlerin, darf die mutig bleiben, oder wird sie 2008 deftiger abgekanzelt, wenn sie aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht? Und Ex-SPD-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, wird der wirklich aus der SPD austreten, weil er sie für orientierungslos, gestrig und viel zu links hält?

Der Islam, seine kalten Krieger und seine gewaltbereiten Schläfer in unserer Nachbarschaft, alles Karikaturen eines friedlichen Glaubens, werden uns 2008 gewiss weiter in Atem halten. Und der Hass-Prediger aus Offenbach wird sich ins Panzerfäustchen lachen und die gute Luft dieses Landes atmen.

Außerdem schlagen die Privaten zu, die Krankenversicherung wird teurer und alle versichern ernsten Blickes, das müsse sein. Überhaupt Versicherungen – die genießen hierzulande Narrenfreiheit, führen uns mit „Anpassungen“ am Nasenring durch Potjomkins Dörfer. Alles Schnee von gestern, kennen wir doch schon. Dazu kommt aber noch sicher jede Menge Neuschnee. Was tun, damit es dem Klima besser geht, den Banken, Porsche und der Eintracht Frankfurt? Bleibt nur noch die Königsfrage offen: Schafft es die EU, die deutsche Autoindustrie zu ruinieren oder will da nur ein EU-Kommissar zu Frank Elsner in die Fernsehsendung „Verstehen Sie Spaß?“

Bevor uns jedoch der Spaß die Laune verdirbt, lassen wir lieber freudig die Böller krachen und die Sektgläser klirren, denn „Jahre kommen, Jahre gehen./ Ob sich das lohnt? -/ Wir werden sehen“. Also heben wir darauf die (Sekt)Kelche. Und stoßen vielleicht wie alle Jahre wieder an! Wer weiß, wofür das gut sein wird.