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Ihm ist nie langweilig – 23-Jähriger absolviert an der Selzerbachschule ein Freiwilliges Soziales Jahr

Karben. Wenn Jens Latte durch die Selzerbachschule läuft, wird er von den Kindern freudig begrüßt. „Hallo Jens!“ rufen sie. Beinahe alle Schüler kennen den jungen Mann, der als Erster ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Grundschule Klein-Karben macht. „Jens ist sehr gefragt an der Schule, sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrern“, berichtet Tamara Castaneda-Striet. Sie ist beim Regionalverband Mittelhessen des Arbeiter-Samariterbundes (ASB) zuständig für Schule und Jugend. Der ASB ist Träger des FSJ-Projektes und hat den 23 Jahre alten Realschulabsolventen vermittelt. Junge Leute können das FSJ im Hausnotruf, beim Menü-Service oder Rettungsdienst absolvieren.

Seit August ist Jens an der Schule. Einen klaren Zuständigkeitsbereich gibt es nicht. So hat er auch beim Renovieren eines Raumes angepackt. „Ich springe ein, wo ich gebraucht werde“, erklärt der Altenstädter. Ohnehin mache gerade die Vielfältigkeit seines Jobs den Reiz aus. „So wird’s nie langweilig.“ Beispielsweise ist Jens dabei, wenn sich die Schüler Spielsachen aus der Spielgarage ausleihen und damit herumtoben.

Konrektorin Petra Matthes-Ahäuser ist für die Stundenpläne und somit für den Einsatz von Jens zuständig. Wenn ein Lehrer ausfällt, bekommen die Schüler einen Arbeitsauftrag. Jens beaufsichtigt die Klasse und leistet mitunter inhaltliche Hilfestellung. Bei Bedarf werden schwächere Schüler von ihm durch eine Art Nachhilfe vor Ort unterstützt.

Der junge Mann ist täglich von 8 bis 16 Uhr an der Schule. Nach Aufsicht und Hilfestellung für einzelne Schüler am Vormittag hilft er bei der Nachmittagsbetreuung des ASB mit. Bei diesem Angebot können die Kinder essen, Hausaufgaben machen und spielen. Auch er tobe gern mal herum, grinst Jens.

Vor allem bei den Mädchen sei der junge Mann sehr beliebt, weiß Matthes-Ahäuser zu berichten. „Von 15 Lehrkräften an der Schule sind 14 Lehrerinnen, so dass es – wie so oft an Grundschulen – an männlichen Pädagogen fehlt“, erläutert sie. Dass er beliebt ist, erklärt sich Jens so: „Ich muss keinen Lehrplan erfüllen, muss daher nicht so streng sein wie Lehrer und lasse mehr durchgehen.“

Mit Jens und einem weiteren FSJler an der Okarbener Grundschule hätten sie durchweg positive Erfahrungen gemacht, berichtet Tamara Castaneda-Striet. „Wir haben viele Anfragen von Schulen in der Wetterau nach FSJlern.“ Deshalb will der ASB gerne auch im nächsten Schuljahr FSJler an Karbener Schulen einsetzen, sofern das hessische Kultusministerium die nötigen Gelder bereitstellt.

Neben praktischen Erfahrungen erhält Jens durch das FSJ die Fachhochschulreife, so dass er im Anschluss ein Studium aufnehmen kann. Bio-Pharmazie und -Technologie – dieser Fachrichtung hat es Jens angetan. Doch die Erfahrungen an der Schule haben dazu geführt, dass er noch mal darüber nachdenkt, welche berufliche Richtung er einschlagen möchte. So kann er sich inzwischen vorstellen, eine Ausbildung zum Erzieher oder ein Pädagogik-Studium zu absolvieren. Nur die schlechte Bezahlung hält ihn bisher davon ab. „Ich habe ja noch ein bisschen Zeit, mich zu entscheiden“, sagt Jens.