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Knöllchen für Sünder

Drei Mitarbeiter des Frankfurter Dienstleisters Wisag unterstützen die Stadtpolizei

Stadtpolizist Jörg Witzenberger steht der Wisag-Mitarbeiterin Yvonne Bahl, die als Hilfspolizistin in Karben unterwegs ist, auf den ersten Touren beratend zur Seite. Neu sind für sie die Wege und die Software zum Erfassen der Strafzettel . Foto: Kötter
Stadtpolizist Jörg Witzenberger steht der Wisag-Mitarbeiterin Yvonne Bahl, die als Hilfspolizistin in Karben unterwegs ist, auf den ersten Touren beratend zur Seite. Neu sind für sie die Wege und die Software zum Erfassen der Strafzettel . Foto: Kötter

Drei neue Hilfspolizisten der Firma Wisag verstärken ab sofort die Stadtpolizei bei der Kontrolle des ruhenden Verkehrs.

Karben. Yvonne Bahl blickt auf ihr Smartphone, will gerade die Farbe des vor ihr parkenden Wagens im Menü auswählen – und dreht sich hilfesuchend um. „Hier tippe ich jetzt einfach auf Silber, oder?“ Karbens Stadtpolizist Jörg Witzenberger nickt. „Genau, wenn die Farbe so eindeutig ist, geben wir sie sicherheitshalber immer mit an“, erklärt er. Bahl tippt noch einige andere Informationen in das Display ein, nickt Witzenberger zu und steckt einen blauen Zettel an die Windschutzscheibe. Die Parkuhr ist seit Stunden abgelaufen.

Dass der erfahrene Stadtpolizist ihr bei den ersten Rundgängen über die Schulter blickt, gibt Bahl ein beruhigendes Gefühl. Die Hilfspolizistin ist durchaus erfahren – doch Karben ist für sie Neuland. Sie ist eine von drei Mitarbeitern der Firma Wisag, die in Karben neuerdings gemeinsam mit der Stadtpolizei den ruhenden Verkehr kontrollieren.

System ist noch neu

„Die Arbeit ist unabhängig vom Einsatzort die gleiche“, erklärt Bahl. „Doch die Stadt, aber natürlich auch das System, mit dem Strafzettel erfasst werden, ist für mich noch neu.“ Seit dem 5. Januar arbeitet die Stadt Karben mit der Wisag zusammen, aktuell läuft die Einarbeitung auf Hochtouren.

In Witzenbergers Streifenwagen biegen die beiden in die Industriestraße ein, parken am Beginn des Parkstreifens und laufen den Weg ab. Es ist noch früh, die meisten Autos stehen korrekt – ab 9 Uhr ist hier eine Parkscheibe gefragt, vier Stunden Parkzeit ist auf dem Schild angegeben. „Doch gerade hier parken immer wieder Kraftfahrzeuge über Tage hinweg“, erklärt Witzenberger seiner neuen Kollegin. Der Parkstreifen wird darum verstärkt kontrolliert. „Verstärkte Kontrolle“, das ist das Stichwort für die Zusammenarbeit mit dem privaten Anbieter verschiedener Dienstleistungen. Für Hans-Jürgen Schenk, Pressesprecher der Stadt, ist dabei wichtig, dass die Stadt „nicht aus heiterem Himmel“ kontrolliert. „Vielmehr kommen wir hier gezielt einem Wunsch von Karbener Bürgern nach. Die stärkere Kontrolle ist immer wieder eingefordert worden.“ Der Grund: An vielen Stellen der Stadt sind immer wieder Rettungswege blockiert – durch Falschparker. In der Tat seien die Kontrollen bislang oft zu kurz gekommen, erklärt Witzenberger, denn die personellen Ressourcen hätten allzu oft gefehlt. Die Zusammenarbeit mit der Firma Wisag schlage zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Kontrolle des ruhenden Verkehrs kann wieder stärker wahrgenommen werden, gleichzeitig werden bei der Stadtpolizei – insgesamt fünf Hilfspolizisten sind direkt bei der Stadt Karben im Einsatz – wieder Ressourcen frei, um anderen Aufgaben nachzugehen.

Sechs feste Routen

Die Teamarbeit soll nun Stück für Stück ausgebaut werden. Anfangs laufen die neuen Hilfspolizisten mit erfahrenen Karbenern zusammen, später werden sie allein in Zweier-Teams unterwegs sein. Sechs feste Routen bieten gerade am Anfang Orientierungshilfe, hinzu kommen je nach Bedarf weitere Kontrollen. Im Visier stehen auch Falschparker auf dem großen Parkplatz des Selzerbrunnencenters. Und: Auch die Kontrollzeiten werden zunehmend ausgedehnt. Findet die Einarbeitung noch am Mittag statt, soll immer weiter auf den Freitagnachmittag, die Abendstunden und das Wochenende ausgedehnt werden.

Witzenberger ist sich sicher, dass das schnell bemerkt wird. In Gegenden etwa, in denen besonders hoher Parkdruck herrsche, bedeute die verstärkte Kontrolle, dass Karossen möglicherweise abgeschleppt werden. Bislang muss das nur etwa zehn- bis zwölfmal im Jahr geschehen, erklärt der Stadtpolizist. „Aber wenn die Parkzeit um über 100 Prozent überschritten ist und hoher Parkdruck herrscht, kann das durchaus öfter vorkommen.“

Doch auch wenn „nur“ ein Knöllchen an der Windschutzscheibe hängt, wird das bei einigen Karbenern für Verwunderung sorgen. Das weiß Witzenberger aus Erfahrung. „Wir hatten wirklich schon Anrufer, die fragten, ob ein Strafzettel vom Freitagnachmittag überhaupt bezahlt werden müsse. Immerhin sei die Stadtverwaltung da doch geschlossen“, erzählt der Vize-Fachbereichsleiter und muss schmunzeln.