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Kur für den Wald – Nidderauer Revierförster will Baumkulturen verjüngen

Nidderau. „Altersüberhang bedeutet einen Bestand mit ungleichmäßiger Altersstruktur und einem hohen Anteil reifen Holzes“, sagt Kaufmann. Im Zuge der Auflösung der geschlossenen Altholzbestände würden jedoch junge Bäume benötigt.

Eine junge Nachfolgegeneration, die im Schirm des Altholzbestandes aufwachse, sei das Ziel. Im 600 Hektar umfassenden Nidderauer Stadtwald gibt es bei Buchen und Eichen viele Veteranen. Auffällig ist dies auch im 400 Hektar großen Bürgerwald Windecken, im Dreieck von Ostheim, Eichen und Altenstadt-Höchst. 150 Hektar Altbestände ab einem Alter von 150 Jahren sind es bei 1000 Hektar Wald insgesamt, also immerhin 15 Prozent. Warum dies so ist, kann Kaufmann nicht beantworten. Eine Übernutzung des Waldes vor 250 Jahren könnte dazu geführt haben, überlegt er laut.

Gelb gepunktet

Bei der Naturverjüngung wird laut Kaufmann die Kronenschicht des Altbestandes durch das Fällen von reifen Stämmen aufgelockert. Die Folge dieser Vergrößerung des Standraumes ist eine bessere Entwicklung der Kronen. Der Baum gewinnt so an Stabilität und Vitalität. Der Zuwachs am Stamm vergrößert sich. Dabei wird versucht, eine Vervielfachung des Wertes durch Pflege der wertvollsten Bäume zu erzielen. Diese so genannten Zukunftsbäume werden mit gelben Punkten gekennzeichnet, um sie vor unachtsamen Fällungen zu bewahren.

Kaufmann weist auf eine wegen Wildverbiss eingezäunte Fläche von jungen Eichenbäumen hin, die sich aus der Saat des vorhandenen Bestandes gebildet habe. „Bei Buche und Eiche benötigen wir hohe Stückzahlen für gute Qualität, um hohe Schneideholzqualitäten zu bekommen“, erklärt Kaufmann. 10 000 Stück pro Hektar seien nötig, um 100 mit einer guten Qualität zu erzielen.

Ein großes Thema in Nidderau sei die Frage, wie die Verjüngung weiter gepflegt werde. Drei Generationen stehen derzeit im Wald nebeneinander. 200 Jahre alte Eichen, 100-jährige Buchen und ein bis zehn Jahre alte Bäume. Der Bestand an Eiche ist laut Kaufmann der wichtigste. Eine Eichenkultur anzulegen, kostet den Waldbesitzer rund 20 000 Euro, eine Douglasienkultur 10 000 Euro. An einer anderen Stelle im Wald weist der Revierförster auf einen Buchenbestand hin. Inmitten eines 150 Jahre alten Buchenkomplexes wurde 1998 damit begonnen, eine Grasnarbe zu pflügen. Diese Art der Bodenbearbeitung ist ein ideales Saatbeet für Bucheckern. Da die Buche allerdings im Alter an Wert verliert, pflanzte Kaufmann zusätzlich Douglasien an, um einen Mischbestand zu erhalten. Douglasie ist zugleich ein Ersatz für die Fichte als Bauholzlieferant.

Die Fichte ist mit der Klimaerwärmung zu einem Problemkind der Förster geworden. „Sie ist nicht mehr standortgerecht und empfindlich, was die Temperaturen betrifft“, sagt Kaufmann. Bei 35 Grad bekomme sie Probleme mit der Wasserversorgung. Zudem führe die Temperaturerhöhung der vergangenen Jahre zu einer starken Ausbreitung des Borkenkäfers.

Dieser Schädling und häufige Stürme seien für den Tod der Fichte in den heimischen Wäldern verantwortlich. Fichtenbestände sind im Nidderauer Wald bereits zu 80 Prozent abgeräumt. Der größte Fichtenkomplex ist noch im Gemeindewald Hammersbach zu finden. Gesund sieht er nicht unbedingt aus.

Winzige Larven des Kupferstechers und Fraßspuren des Buchdruckers, beide zu den Borkenkäfern gehörige Arten, haben sich schon lange durch den Bast gefressen und den Bäumen ihre unverkennbaren Stempel aufgedrückt. Wer die Rinde eines Fichtenbaumes löst, kann die Larvengänge der Käfer deutlich erkennen.