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Mal Gans im Vertrauen – Ritter Bechtram

Weihnachten ohne Gans ist wie Sex ohne Liebe. Auch als Mann wird man mit den Jahren weise und muss sich irgendwann entscheiden zwischen irdischem oder himmlischem Geflügel, also Gans oder Engel? Da gibt’s nicht viel zu überlegen, sinnierte Bechtram: Besser eine Gans ganz in der Nähe als einen Engel in den Wolken.

Die Zeiten sind eben nicht einfach und besonders Gänse haben es dieser Tage schwer. Bei einem Bürgerbegehren und Volksentscheid des Gänsevolkes würde sich das liebe Federvieh zu 100 Prozent gegen Weihnachten und die Gänsezeit entscheiden, die jetzt grassiert. Gott sei dank, gibt es hier einige feine Adressen für Gänseleckermäulchen, vom Ahrenshof in Massenheim bis zum Golfclub Lindenhof in Dortelweil.

Dahin machte sich Bechtram kürzlich mit Gefolge auf den Weg, denn im Golfclub sind nicht nur Caddy-Fahrer willkommen, sondern auch das ganz normale Fußvolk. Und weil eine Gans nach gebratener Gans und nicht nach Stroh aus der Mikrowelle schmecken soll, griff Bechtram vorher zum Telefon und ließ sich einen Vogel reservieren. Das Testessen hat ergeben, dass die Gans, für vier Personen im Ganzen gebraten, noch nie so kross auf den Tisch gekommen ist. „Ein guter Jahrgang“, schwärmte Bechtram zwischen deutscher Gans und italienischem Rotwein hin- und hergerissen.

„Eine jute jebratene Jöttinger Jans, ist eine jute Jabe Jottes“, pflegt man in der Gänsehochburg Göttingen zu sagen, die durch das Gänseliesel berühmt geworden ist.

Die Gans, die sich Bechtram mit höchstem Vergnügen und Appetit einverleibte, braucht sich hinter der Göttinger Gans gewiss nicht zu verstecken. Und dazu ließ er sich im Gänsemarsch die Zutaten des Vier-Gänge-Menüs servieren: eine Kürbiscremesuppe, dann Feldsalat, Rosenkohl, Rotkraut, Klöße, Preiselbeeren und zum großen Finale eine Schoko-Creme Brulee. Das alles, für schlappe 34 Euro, staunte er. Ganz im Vertrauen: Vielleicht hat die Bankenkrise ja doch was Gutes. Die Gans isst sich ganz von selbst, nur beim Wein sollte man sich mit dem Glas nicht allzu oft „zurück lassen“, sonst geht es einem noch wie jener Weihnachtsgans im Höhenflug: „Die Gans erwacht im grauen Forst / Erstaunt in einem Adlerhorst. / Sie blickt um sich betroffen. / Mein lieber Schwan war ich besoffen!“