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Nachverhandeln und Geld sparen

Für die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern, wie bei der «Lola« in Groß-Karben mit ihrem Maskottchen, hofft die Stadt Karben künftig auf mehr Zuschüsse. Archivfoto: Dostalek
Für die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern, wie bei der «Lola« in Groß-Karben mit ihrem Maskottchen, hofft die Stadt Karben künftig auf mehr Zuschüsse. Archivfoto: Dostalek

Karben. Die Stadt Karben hat die Verträge mit dem Arbeiter-Samariter-Bund und dem Verein »Lola« für die Nachmittagsbetreuung gekündigt. Grund: Die Verwaltung möchte nachverhandeln und zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Für die Mitglieder des Ausschusses für Jugend, Soziales und Kultur kam die Kündigung völlig überraschend. Die Leiterin des Fachbereichs Kinderbetreuung, Heike Herrmann, und Bürgermeister Guido Rahn (CDU) machten deutlich, dass sie mit den Trägern der Nachmittagsbetreuung nachverhandeln wollen. Denn die Stadt muss viel Geld auf den Tisch blättern, will sie die Nachmittagsbetreuung der Kinder garantieren. Zu viel, wie sie findet.
In diesem Jahr seien rund 470 000 Euro aus der Stadtkasse zugeschossen worden . Und das bei uneinheitlichen Elternbeiträgen und ohne finanzielle Beteiligung anderer. Mit »anderer« ist vor allem der Schulträger Wetteraukreis gemeint. »Der muss mit ins Boot«, sagte das Stadtoberhaupt.
Doch das Thema ist weit vielschichtiger. Wie Herrmann deutlich machte, geht es bei der Schülerbetreuung in den Stadtteilen sehr unterschiedlich zu. So betreut der ASB Schüler in Kloppenheim, Petterweil und Klein-Karben, der Verein »Lola« betreut Mädchen und Jungen nachmittags in Groß-Karben an der Pestalozzischule und in Burg-Gräfenrode.
Anbau geplant
Heike Herrmann gab den Ausschussmitgliedern einen detaillierten Überblick über alle Daten und Fakten. So gebe es in Kloppenheim für die Klassen 1 und 2 insgesamt 49 Plätze, an der Kita »Glückskinder« weitere knapp 30 Plätze. Da der Bedarf an Nachmittagsbetreuung steige, sei ein Anbau an das Schulgebäude geplant. Der Anbau an die Grundschule verzögert sich aber. Deshalb seien Container auf dem Gelände der ehemaligen Kleingärten geplant. Die liegen just gegenüber der Kita »Glückskinder«.
»Lola«-Außenstelle
In Klein-Karben werden laut Herrmann insgesamt 170 Kinder der Klassen 1 bis 4 betreut. In Okarben sind es 76. Die meisten Kinder gehen in Groß-Karben in die Nachmittagsbetreuung, nämlich 123. Weitere 17 würden zurzeit in Burg-Gräfenrode betreut.
Dort hat »Lola« vor einigen Monaten in den Räumen der ehemaligen Bücherei eine Außenstelle eingerichtet, nicht zuletzt im Hinblick auf die künftigen Bauarbeiten zur Erweiterung der Pestalozzischule, die den Schulhof und das dortige »Lola«-Domizil einengen werden. Zudem betreut der ASB in Petterweil 91 Kinder. Mithin gehen in die Nachmittagsbetreuung in Karben insgesamt 556 Kinder.
Die Gebührenstrukturen sind ebenso wie die Betreuungszeiten ganz unterschiedlich. So berichtete Herrmann von einer Ganztagsbetreuung, die an drei Tagen bis 14.45 Uhr dauere und die Eltern 30 Euro pro Monat kostet, aber auch von einer Vier-Tage-Betreuung bis 14.45 Uhr plus einem Zusatztag bis 13 Uhr mit 40 Euro pro Monat. Die Fünf-Tage-Betreuung koste teilweise bis 14.45 Uhr 50 Euro pro Monat, die bis um 17 Uhr aber 100 oder 110 Euro.
Ziel der Stadt sei, die Gebühren zu vereinheitlichen. Zudem gebe es einen erhöhten Bedarf an Ganztagsangeboten. Schließlich erfuhren die Ausschussmitglieder einen weiteren Grund für die geplanten Verhandlungen: »Den optimierten Einsatz der städtischen Mittel.« Dieses Ziel könnte nur mit Neuverhandlungen erreicht werden, weshalb der Magistrat beschlossen habe, die laufenden Verträge mit den Trägern der Nachmittagsbetreuung zu kündigen und neu auszuhandeln. Die Verantwortlichen der Stadt glauben auch nicht, dass ab August »alle in den ›Pakt für den Nachmittag‹ gehen«. Dennoch solle vor allem der Wetteraukreis mit ins Boot geholt werden: Er soll sich, wünscht sich die Stadt, finanziell an der Schülerbetreuung beteiligen.
ASB-Sprecher Peter Steinfadt teilte Zeitung mit, dass seit über 15 Jahren »sehr vertrauensvoll mit der Stadt zusammengearbeitet werde. Die Kündigung des Vertrages sei dem ASB bereits mitgeteilt worden. Ein Gesprächstermin sei für Januar anberaumt. »Wir schauen diesem Termin sehr positiv entgegen.«