Veröffentlicht am

Nah sein und fern bleiben

Für Ursula Jacobsen und ihr Team von der Ambulanten Hospizhilfe Karben ist das Telefon momentan wichtiger denn je. Foto: Kötter
Für Ursula Jacobsen und ihr Team von der Ambulanten Hospizhilfe Karben ist das Telefon momentan wichtiger denn je. Foto: Kötter

Karben. Die Arbeit der Ambulanten Hospizhilfe Karben ist von den Vorgaben zur Eindämmung der Corona-Pandemie betroffen. Denn die bestehenden Besuchsverbote in Pflegeheimen treffen auch die ehrenamtlichen Helfer. Die Nähe zu ihren Palliativpatienten halten sie trotzdem aufrecht – auf ungewohnten Wegen.
Für Ursula Jacobsen und ihr Team ist das Telefon momentan wichtiger denn je. »Wir rufen aktuell bei vielen Menschen an, oder wir schreiben mal wieder einen Brief, den das Pflegepersonal dann vorlesen kann«, sagt die Koordinatorin der Ambulanten Hospizhilfe Karben. »Wir tun eben alles, was helfen kann, um auch aus der Ferne die Nähe aufrechtzuerhalten.«
Denn auch wenn der Telefonhörer keinen Blick, keine Körperwärme, keine Berührung übertragen kann – so ist er aktuell nicht selten die einzige Verbindung zu den betreuten Palliativpatienten. Gerade Pflegeheime, wo hochbetagte Menschen – und damit Hochrisikopatienten für schwere Verläufe von Covid-19 – leben, haben bereits früh Besuchsverbote zur Eindämmung der Corona-Epidemie ausgesprochen.
Von diesen sind die Koordinatorin der Hospizhilfe und ihr Team deutlich betroffen. »Mitunter sind einige von uns täglich ins Heim gegangen«, erzählt Jacobsen. Das geht nun nicht mehr.
»Auf Anraten des Gesundheitsamts Wetterau« ist das Johanniter-Stift Karben seit 19. März für Besucher und Angehörige geschlossen, auch die Einrichtung des ASB hat seither ein konsequentes Besuchsverbot ausgesprochen. »Diese Regelung gilt für alle Angehörigen, Besucher, Ehrenamtler und Therapeuten«, erklärt das Johanniter-Stift in einer Mitteilung. Ausnahmen seien, so bestätigt es auch der ASB, nur im absoluten Notfall nach Rücksprache mit der Einrichtungsleitung möglich. »Es ist hart für alle«, sagt die Tochter einer Bewohnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. »Aber man muss Verständnis für die vorübergehenden Regeln haben.«
Kontaktverbot
Auch für Jacobsen und ihr Team sind die Kontaktverbote verständlich. Die Gefahr für die Bewohner sei zu groß, und »der Schutz des Pflegepersonals hat oberste Priorität«, erklärt sie. Nichtsdestotrotz: Für die Hospizhelfer sei die Vorstellung, dass die Bewohner in diesen Tagen oft allein und ohne jeglichen Kontakt – nicht jeder hat eine Familie, die sich beispielsweise regelmäßig telefonisch meldet – in ihren Zimmern verbringen, »schmerzlich«. »Zuwendung ist doch gerade in diesen Tagen so wichtig.«
Um diese Zuwendung aufrechtzuerhalten, gehen die Ehrenamtlichen aktuell daher neue, mitunter ungewohnte Wege. Ein Helfer etwa habe einer von ihm betreuten Dame bei täglichen Besuchen im Pflegeheim vorgelesen – das werde nun aufs Telefon verlegt. Darüber hinaus steht die Hospizhilfe jederzeit für eine telefonische Begleitung zur Verfügung. »Vielleicht gibt es ja Menschen, die aufgrund der Corona-Krankheit um ihr eigenes Leben oder um das Leben ihrer Angehörigen bangen«, erklärt Jacobsen. »Oder vielleicht gibt es Menschen, die aufgrund ihrer Isolation kaum Gesprächspartner finden.« All jenen will das Team eine Stütze sein.
Nicht zuletzt geht es für Jacobsen beim Einhalten der persönlichen Besuchsverbote auch um den eigenen Schutz: Viele der Ehrenamtlichen sind selbst über 60 und zählen damit bereits zur Gruppe jener, bei denen eine Infektion schwieriger verlaufen kann. Für die dringenden Ausnahmefälle, die gestattet seien, kämen in erster Linie die jüngeren Ehrenamtlichen der Hospizhilfe zum Einsatz, die dann Besuche übernehmen könnten, erklärt Jacobsen.
Auch in anderen Fragen muss ihr Team aktuell umdenken. Der Trauertreff etwa, der erst Anfang März gestartet war, ist ebenfalls den aktuellen Corona-Regeln zum Opfer gefallen.
»Das ist besonders schade, weil das Interesse bei unserem ersten Treffen groß war«, sagt Jacobsen. Zehn Trauernde hätten sich eingefunden. Für April musste daher nun abgesagt werden, auch eine Ganztagsschulung für Ende April sei gestrichen worden. »Eine so kleine Gruppe wie wir spürt die aktuellen Einschränkungen deutlich.«
Entmutigen lassen sich die Hospizhelfer aber nicht, betont Jacobsen. »Wir werden abwarten müssen, wie sich die Situation entwickelt«, weiß sie. Kommen wieder ruhigere Zeiten, werde die Hospizhilfe umgehend den gewohnten Einsatz fortführen. »Wir werden, sobald wir die Angebote wieder starten dürfen, neue Werbung beispielsweise für den Trauertreff machen.«

Trauercafé pausiert
Der im März gestartete offene Trauertreff der ambulanten Hospizhilfe muss wegen der aktuellen Vorgaben zur Eindämmung der Corona-Epidemie zunächst abgesagt werden. Betroffen ist in jedem Fall der Termin am 19. April; möglicherweise auch der 17. Mai. Die Hospizhilfe wird darüber informieren, wann die Treffen fortgesetzt werden. Prinzipiell bleibe es dabei, dass sich die Trauernden in der Regel jeden zweiten Sonntag im Monat bei Kaffee und Gebäck treffen, um sich in ruhiger Atmosphäre auszutauschen. Die Treffen finden statt im Gemeinschaftsraum des Hauses Ramonville Straße 37. Bei Fragen können sich Interessierte bei der Ambulanten Hospizhilfe melden unter Telefon 0 60 39/9 39 87 38. Auch für eine telefonische Begleitung können sich Karbener hier melden. (jkö)