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„Nur Flickschusterei“

Dortelweils Wehrführer kritisiert Stadt, weil nicht saniert wird und Personal fehlt

Seit mehr als 40 Jahren engagiert sich Horst Klingenhöfer in der Dortelweiler Feuerwehr. Hessens Europaministerin Lucia Puttrich zeichnet ihn dafür aus. Foto: Mag
Seit mehr als 40 Jahren engagiert sich Horst Klingenhöfer in der Dortelweiler Feuerwehr. Hessens Europaministerin Lucia Puttrich zeichnet ihn dafür aus. Foto: Mag

Unterschiede in der Stimmungslage gab es in der gemeinsamen Jahreshauptversammlung der Einsatzabteilung und des Feuerwehrvereins in Dortelweil. Zunächst wurde der Vorsitzende Horst Klingenhöfer für sein langjähriges Engagement geehrt, anschließend ging Wehrführer Karlheinz Schäfer hart mit der Stadt ins Gericht.

Bad Vilbel. Die Grüße des Landes hatte die Ministerin für Europaangelegenheiten, Lucia Puttrich (CDU), mit im Gepäck. „Der Ministerpräsident hat mich hierher geschickt, um diese Ehrung vorzunehmen, um ihr die angemessene Bedeutung zukommen zu lassen, erläuterte die Niddaerin in ihrer Laudation für Horst Klingenhöfer.

Seltenes Engagement

1976 trat er in den Spielmanns- und Fanfarenzug der Feuerwehr ein, seit 1987 leitet er den Vereinsvorstand als Vorsitzender. „Dieses ehrenamtliche Engagement ist wirklich eine Seltenheit“, sagte Puttrich. „Solche Leute wie Klingenhöfer braucht man, die ihr Engagement aus tiefstem Herzen betreiben.“

Auf 35 Arbeitsstunden pro Woche komme Klingenhöfer nicht selten, das sei eine „beispielhafte Selbstlosigkeit“, lobte die Ministerin und überreichte ihm den Ehrenbrief des Landes. „Da kannst du stolz drauf sein“, sagte Stadtbrandinspektor Karlheinz Moll. Klingenhöfer wurde bei der anschließenden Wahl einstimmig erneut zum Vorsitzenden gewählt.

Doch wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten. So erfreulich wie die kleine Feierstunde fiel der Bericht von Wehrführer Karlheinz Schäfer beim weitem nicht aus: „Die Sicherung des Brandschutzes ist im Hinblick auf die Tagesalarmstärke mit der derzeit zur Verfügung stehenden ehrenamtlichen Personaldecke nur bedingt aufrecht zu erhalten“, sagte Schäfer.

Künftig werde es Probleme geben, die gesetzlich vorgeschriebene Mindesteinsatzstärke im Rahmen der vorgegebenen zehnminütigen Hilfsfrist sicherzustellen. Es sei deshalb unumgänglich, dass die Stadt hauptamtliche Kräfte umgehend einstellen müsse. „Probleme des örtlichen Brandschutzes, insbesondere im alten Ortskern von Dortelweil wurden bereits mehrfach bei den Verantwortlichen der Stadt angemahnt und in Frage gestellt“, sagte Karlheinz Schäfer. Und weiter kritisiert er scharf: „Eine erkennbare Abhilfe ist trotz jahrelanger Hinweise bisher nicht geschaffen worden.“

Nicht mehr vertretbar

Buchstäblich zum Erliegen gekommen sei auch die Bauunterhaltung in den Vilbeler Feuerwehrhäusern. „Getroffene Zusagen über Baumaßnahmen werden nicht eingehalten und im Bereich des Bauamtes so schleppend bearbeitet, dass diese bis heute nicht umgesetzt wurden.“

Was sich das Bauamt und die Verantwortlichen der Stadtverwaltung hier leisteten, sei nicht mehr vertretbar und, verbunden mit den zahlreichen Ausreden der Verantwortlichen, nicht mehr glaubhaft nachvollziehbar, fand der Wehrführer. Als Beispiel nannte er die Sanierung des Hofes des Feuerwehrhauses, die schon vor 13 Jahren geschehen sollte. Stattdessen aber gebe es nur Flickschusterei.

„Auch einige seit Jahren zugesagte Renovierungsarbeiten im Feuerwehrhaus wurden trotz vorliegender Angebote und Terminzusagen nicht annähernd umgesetzt“, klagte Schäfer. Die Stadtregierung war während der Jahreshauptversammlung nicht vertreten.

Dortelweils Wehr rückte 2017 zu 37 Brandeinsätzen und 15 Hilfeleistungen aus. Die Einsatzabteilung zählt 48 Mitglieder. (nma)