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Palm auf der Palme

 In Gronau sind die Bären los. Es handelt sich dabei zwar nicht um Exemplare aus der Familie der Großbären, dafür aber um Waschbären (Procyon Lotor). Einige statten regelmäßig Gärten und Häusern in Ortsrandlage einen Besuch ab.

Bad Vilbel. Auf dem Anwesen von Walter Palm im Mühlbachweg scheinen sich die zur Ordnung der Raubtiere gehörenden Waschbären besonders wohl zu fühlen. Der Musiker erhält seit 2005 regelmäßig Besuch von den auf den ersten Blick putzigen Vertretern aus der Familie der Kleinbären.

Das Grundstück von Walter Palm liegt im nördlichen Teil des Mühlbachweges. Es grenzt direkt an das Nidderufer an. Auf der Westseite des Anwesens befindet sich ein als Pferdekoppel genutztes, unbebautes Grundstück. „Wir wohnen hier sehr schön mitten in der Natur. Wir haben einen freien Blick auf die Gronauer Wiesen und das Storchennest, die Scharmühle und Rendel.“ Die Lage des Anwesens beschert Familie Palm wie auch ihren Nachbarn immer wieder tierische Besucher. Da stehen regelmäßig Graureiher sowie ab und zu das Gronauer Storchenpaar am Rand des Gartenteichs, um einen Blick auf die sich im Wasser tummelnden Fische zu werfen. Ein zur Abschreckung aufgestellter Reiher aus Stein brachte nur vorübergehend Abhilfe. Jetzt hält ein Minidrahtzaun die verfressenen Besucher vom Teichrand und damit von den Fischen fern.

Größere Anstrengungen sind nötig, um die Waschbären vom Betreten des Hausdaches abzuhalten. „Ich habe anfangs auf Marder getippt, die auch hier leben. Doch damit lag ich falsch“, erinnert sich Walter Palm. Entlarvt wurden die nächtlichen Besucher durch eine eigens gekaufte Kamera mit Selbstauslöser. Die Bilder zeigten zwei Waschbären, die treu in die Kamera blickten.

Die beiden waren eindeutig an der für ihre Art typischen Gesichtsmaske, ihrer etwas buckeligen Gestalt und ihrem schwarz-weiß geringelte Schwanz zu erkennen. Auch ihre silbergrau bis braun changierende Felltönung ließ keinen Zweifel offen, wer im Garten und auf der Terrasse unterwegs war. Zum Leidwesen von Walter Palm beließen es die beiden fotografierten Waschbären oder andere der dämmerungs- und nachtaktiven Tiere auf der Suche nach Nahrung nicht bei der Inspektion des Grundstückes.

Die mit einem ausgezeichneten Gedächtnis, Gehör-, Geruchs- und Tastsinn ausgestatteten Wildtiere sind zudem geschickte Kletterkünstler. Und so war es für sie kein Problem auf das im Norden tiefer gezogene Dach des Doppelhauses zu klettern. Auch der Carport an der Westseite wurde als „Leiter“ genutzt. „Die Waschbären sind auf unser Dach geklettert, haben Ziegel verschoben und das Isoliermaterial herausgeholt“, berichtet Walter Palm. Der Wind verteilte die Isolierwolle dann in den Gärten der Nachbarn und auf der Straße.

Bär im Schornstein

Der um Hilfe gebetene Dachdecker hatte keine Zeit und so stieg Walter Palm gut gesichert auf sein Dach, um den Schaden zu beheben. „Ich hatte eine riesige Wut auf die Waschbären“, erinnert er sich. In der Nacht zuvor hörte das Ehepaar die ungebetenen Gäste lautstark über ihren Dachboden tapsen. Walter Palm recherchierte, das Waschbären auf Dachböden, in Zwischendecken oder im Schornstein gern Tagesverstecke einrichten. Ab und zu dienen ihnen Dachböden sogar auch als „Toilette“.

Um die rund 70 bis 85 cm großen und zwischen fünf und zehn Kilogramm schweren Tiere von weiteren nächtlichen Besuchen abzuhalten, baute sich der Hausherr eine Lebendfalle, die er mit Futter als Köder bestückte. Doch der clevere Gast fraß den gut gefüllten Napf leer. Den Auslösemechanismus aber hatte der Allesfresser ganz geschickt umgangen.

Auf dem Speiseplan von Waschbären stehen tierische Nahrung wie Schnecken, Regenwürmer, Insekten, Mäuse und junge Vögel sowie pflanzliche Kost aus Früchten und Samen. Walter Palm hat sein Dach wie auch den Carport mit Hasendraht gesichert, den er an eine kleine Batterie angeschlossen hat. Er hofft, dass dies die Tiere von künftigen Dacharbeiten und Besuchen abschreckt. „Ich möchte ihnen nicht schaden.“

Zum friedlichen Neben- und Miteinander von Mensch und Tier gehört jetzt auch die Sicherung der Mülltonnen und das Wegräumen von möglichen Futterangeboten im Freien. Waschbären nutzen nämlich auch ungeniert Katzenklappen, um an Futter oder an kuschelig warme Plätze zu gelangen.