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Petition für Erhalt der Spiel- und Lernstube

Auch beim Straßenfest in der Bad Vilbeler Innenstadt wurden Unterschriften gesammelt. Hier freuen sich Sandra und Carsten Witteck (mit ihren Kindern Josha und Louisa) über die gute Resonanz. Foto: Hirschmann Unterschriften gegen die Schließung der Spiel- und Lernstube durch die Stadt sammelten die neue gegründete Initiative: hier am Stand: von links: Sandra und Carsten Witteck mit ihren Kindern Josha und Lousa
Auch beim Straßenfest in der Bad Vilbeler Innenstadt wurden Unterschriften gesammelt. Hier freuen sich Sandra und Carsten Witteck (mit ihren Kindern Josha und Louisa) über die gute Resonanz. Foto: Hirschmann Unterschriften gegen die Schließung der Spiel- und Lernstube durch die Stadt sammelten die neue gegründete Initiative: hier am Stand: von links: Sandra und Carsten Witteck mit ihren Kindern Josha und Lousa

Eltern sammeln Unterschriften gegen Hort-Schließung – Ihr Notfallplan: Den Betrieb übernehmen

Bad Vilbel. Der Widerstand gegen die für 2021 angekündigte Schließung der Spiel- und Lernstube in der Homburger Straße hat sich formiert. Betroffene Eltern haben begonnen, Unterschriften für den Erhalt des Horts zu sammeln. Sie wollen die Petition an Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und die für Soziales zuständige Wetterauer Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch (SPD) übergeben.
Die Eltern fordern, die Einrichtung so lange am Leben zu erhalten, »bis es an der Saalburgschule eine Nachmittagsbetreuung bis 17  Uhr und eine zusätzliche Ferienbetreuung gibt«, wie Mitinitiatorin Ayse Isik erklärt.

Die zweifache Mutter, die mit ihrer Familie in Massenheim wohnt, fühlt sich von der Politik alleingelassen. Sie kritisiert, es fehle an Alternativen zum Angebot des Horts für Grundschüler. Das zwinge Eltern im Zweifel, sich im Job einzuschränken.
Mitstreiter für ihr Anliegen gibt es laut Isik viele – vor allem aus der direkten Nachbarschaft. Sie haben alle das gleiche Problem wie die Personalberaterin: Isiks Söhne sind der Saalburgschule in der Kernstadt zugewiesen, die    eine Ganztagsschule nach Profil eins, also dem niedrigsten, ist. Eltern müssen ihre Kinder spätestens um 15 Uhr abholen, in der Ferienzeit gibt es keine Betreuung. Träger ist die AWO.  »Um das klarzustellen. Ich habe kein Problem mit der Qualität der AWO-Betreuung«, sagt Isik. Es sei allein der Umfang des schulischen Angebots, der ihr und anderen nicht ausreiche. »Ich brauche eine gesicherte Ferienbetreuung ganztags mit gleichen Erziehern. Denn ich hab‹ keine 74 Tage Urlaub.«

UNKLARE SITUATION
Wann die Eltern damit rechnen können, dass das Ganztagsangebot an der Saalburgschule ausgebaut wird, ist unklar. Dem Kreis als Schulträger zufolge befindet man sich in Gesprächen mit der Schulleitung. Zuletzt hatte beispielsweise Bad Vilbels Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) dafür plädiert, dass die Eltern bei der Schulleitung auf eine schnelleren Ausbau hinwirken.

»Wir können der Schule keinen Druck machen. Wir haben Verständnis für ihre Situation«, entgegnet Isik. Der Saalburgschule fehlten die Räumlichkeiten, um eine entscheidend ausgeweitete Nachmittagsbetreuung stemmen zu können. Die Schulleitung bestätigt auf Nachfrage die Platzprobleme. Die Gruppe um Ayse Isik hat in der Innenstadt beim Straßenfest am Sonntag Unterschriften gesammelt. Auch in den Kitas, deren Kinder der Saalburgschule zugewiesen sind und die mit dem Gedanken gespielt hatten, sie in die Spiel- und Lernstube zu schicken, sieht sie Verbündete. Sie helfen, weitere potenziell betroffene Mütter und Väter über das Hort-Ende zu informieren.

KEINE SCHNELLE LÖSUNG
Mit dem öffentlichen Druck hoffen die Eltern um Isik, die Stadt umzustimmen oder den Kreis zum Handeln zu bewegen. »Im Moment will niemand verantwortlich sein«, sagt Isik. »Ich kann aber nicht ewig warten.« Bis die Ganztagsschulen endlich flächendeckend da seien, seien ihre Söhne längst mit der Grundschule fertig, vermutet sie. Sie brauche eine kurzfristige Lösung. Der Stadt Bad Vilbel  wirft sie vor, ihrem Ruf der Familienfreundlichkeit nicht gerecht zu werden. Auch auf den Fall der Fälle bereiten die Eltern um Isik sich vor. Sollte sich abzeichnen, dass keine öffentliche Institution die Spiel- und Lernstube weiterführen möchte, wollen sie den Betrieb mit einer Initiative selbst übernehmen. Einen Kostenvoranschlag hat Isik sich bereits geben lassen, bestätigt die Stadt.

Doch die Zeit drängt. Ein Schlachtplan für die Übernahme müsste im Zweifel schon nach dem Sommer stehen, sagt Isik , die erst vor kurzem nach Bad Vilbel gezogen ist. »Das ist aber nur der absolute Notfallplan. Eigentlich wollen wir das nicht. Wir haben alle schon einen Job.«                                                                       Von Alexander Gottschalk