Veröffentlicht am

Projekt feiert Jubiläum

Flexible Betreuungsmöglichkeiten seit 20 Jahren mit der Kindertagespflege Schöneck und Niederdorfelden

Tagesmutter Karolin Huhn (links) und Britta Farr von der Fachberatung der Kindertagespflege haben alle Hände voll zu tun. Sie schätzen die familiären Strukturen bei der Betreuungsform der Kindertagespflege. Foto: Lori
Tagesmutter Karolin Huhn (links) und Britta Farr von der Fachberatung der Kindertagespflege haben alle Hände voll zu tun. Sie schätzen die familiären Strukturen bei der Betreuungsform der Kindertagespflege. Foto: Lori

Die Gemeinden Schöneck und Niederdorfelden bieten mit dem Kindertagespflege- projekt flexible Betreuungsmöglichkeiten für Kinder im Alter bis zwölf Jahren an – und das seit 20 Jahren. Das ist für die Betreuerinnen ein Grund zum Feiern.

Schöneck/Niederdorfelden. Ein elf Monate altes Kind auf ihrem Schoß erfordert Karolin Huhns volle Aufmerksamkeit. Drei weitere Kinder spielen in ihrer Nähe am Tisch mit Spielfiguren, ein Junge fährt auf einem Roller durch die Küche. Die Kinder toben, weinen, äußern Wünsche laut. Ein gewisser Geräuschpegel gehört zur täglichen Betreuung dazu.

Die 39-jährige Tagesmutter hat sich daran gewöhnt. Laut ist es immer, langweilig wird es nie. Dem Begriff Tageskind ist sie schon in ihrer Kindheit begegnet. „Als mein Bruder und ich Kinder waren, hatten wir ein Tageskind in der Familie“, erinnert sich Huhn. Heute ist die gelernte Konditorin selbst Mutter von zwei Söhnen, sie besuchen eine Kindertagesstätte.

In Büdesheim lebt Huhn seit sieben Jahren und betreut seit 2011 Tageskinder. Bis zu ihrem 32. Lebensjahr lebte sie in Maintal, arbeitete dort drei Jahre in der Kindertagespflege. Der Job macht ihr Spaß, „besonders, weil man flexibel mit der eigenen Familie ist, die Freiheit hat, den Tagesablauf mit Kindern gemeinsam zu gestalten und auch der Umgang mit den Kleinen macht Freude“.

Britta Farr von der Fachberatung Kindertagespflege in Schöneck ist zu Besuch bei Huhn. „Der familiäre Rahmen in der Kindertagespflege ist gewollt. Für die Kinder ist das wie eine zweite Familie“, weiß Farr. Ansätze für die familiennahe Alternative der Betreuung, sagt sie, habe es erstmals 1996 auf Initiative von Frauenbüros gegeben. In den Dörfern habe man damals keine Kleinkindbetreuung gekannt. Die Stadt Maintal sei dafür Vorreiter gewesen, Frauenbüros hätten sich damals für Betreuungsplätze für Kleinkinder stark gemacht. Die Mitte der 90er-Jahre in Schöneck tätige Frauenbeauftragte Jutta Andes habe der Kindertagespflege dann die nötige Struktur gegeben.

Eine Qualifizierung für Tagesmütter habe es damals noch nicht gegeben, jedoch habe die Kommune mit einem Beitrag zur Altersvorsorge und einem Zuschuss für die Haftpflichtversicherung Anreize gesetzt. Ab 2003 sei eine 45-stündige Grundqualifizierung für Tagespflegepersonen eingeführt worden. Seit 2006 benötigen Tagespflegepersonen eine Pflegeerlaubnis des Main-Kinzig-Kreises. Die Kindertagespflege wurde seit 2006 im Hessischen Kinder-und Jugendhilfegesetz verankert. Neben polizeilichem Führungszeugnis und Erste-Hilfe-Kurs ist auch eine Gesundheitsbelehrung erforderlich. Diese Voraussetzungen machten es sehr schwer, neue Personen für die Tagespflege zu gewinnen – Kindertagespflegepersonen würden weiterhin dringend gesucht. 2009 bis 2011 seien etwa zehn Tagespflegepersonen in Schöneck und vier in Niederdorfelden im Einsatz gewesen, berichten die Frauen. Heute seien es in Schöneck sieben und in Niederdorfelden nur noch eine Person, im Herbst fallen zwei weitere Betreuer in Schöneck weg. Den damals 46 Plätzen stünden damit aktuell 32 Plätze gegenüber. Laut Farr setzt sich der Verdienst aus einer Zahlung des Kreises, Landeszuschüssen und der Zahlung der Gemeinde zusammen und hänge von den geleisteten Betreuungsstunden und dem Alter der Kinder ab.

Obwohl die Tagespflegepersonen selbstständig seien, würde die Hälfte der Sozialversicherungsbeiträge über den Kreis ausgeglichen. „Es ist wichtig, Eltern ein vielfältiges Betreuungsangebot zu bieten, aber auch die Möglichkeit, sich entscheiden zu können“, sagt Farr.