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Protest der Anwohner

Initiative gegen Bebauung des Berkersheimer Wegs verschafft sich Gehör

Die Bebauungspläne für Wohnungen für Gering- und Mittelverdiener, darunter anerkannte Flüchtlinge, haben die nächste Hürde genommen. Die Diskussion im Bauausschuss war auch wegen des besonnenen Auftritts einer neuen Bürgerinitiative von großer Sachlichkeit geprägt.

Bad Vilbel. So voll war es bei einer Sitzung des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses selten. Fast 50 Bürger drängen sich in einen Saal des Rathauses, darunter der weitaus größte Teil als neue Bürgerinitiative „Siesmayeranlage erhalten“. Sie wollen nun als Anwohnerzusammenschluss gegen die Bebauung des Grünstreifens in der Nähe des Südbahnhofs kämpfen (wir berichteten).

Obwohl üblicherweise nicht vorgesehen, erteilt der Ausschussvorsitzende Jens Völker (CDU) zwei Sprechern der Initiative, Hans-Joachim Kirschenbauer und Peter Hübner, die Gelegenheit zu einer Stellungnahme. Kirschenbauer spricht dann von der letzten öffentlich begehbaren Fläche in diesem Stadtgebiet, die zudem eine wichtige Verbindung für Radfahrer und Fußgänger beinhalte. Diese werde noch wichtiger, wenn die Eisenbahn-Unterführung vom Berkersheimer Weg in Richtung Kläranlage wegen des bevorstehenden Bahnausbaus verfüllt werde.

Mit der Bebauung des rund 1500 Quadratmeter großen Areals müssten Bäume und Büsche gefällt werden und damit als wichtige Sauerstoffproduzenten wegfallen. Zudem gelange durch den Bahnausbau auch mehr Staub in die Luft. Auch setzt sich Kirschenbauer gegen den gesetzlichen Hintergrund der Beplanung zur Wehr. Denn die laut Paragraf 13 a des Baugesetzbuches entfallende Umweltverträglichkeitsprüfung sei hier dringend gegeben.

Eine emotionale Frage

Lohnend sei nur ein größerer mehrgeschossiger Bau, der aber zerstöre den Charakter des von Ein- und Zweifamilienhäusern geprägten Gebiets. „Es ist auch eine emotionale Frage“, gibt Kirschenbauer zu. „Wir appellieren an Verstand, Vernunft und Menschlichkeit und reichen Ihnen die Hand“, sagt er. Doch Peter Hübner betont auch, dass es nicht darum gehe, wer in die Häuser einziehen soll, der Protest richte sich explizit nicht gegen Flüchtlinge.

Ein Angebot, das von Völker aufgegriffen wird, der aber auch betont, dass das Thema nun nicht von der Tagesordnung genommen werde. Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) ergänzt, dass nun erst einmal die Bauabsicht erklärt werde, genaue Planungen, etwa zu mehreren oder einem einzelnen Gebäude, gebe es noch nicht. „Doch der Radweg bleibt erhalten“, stellt er sicher.

Christian Kühl von der SPD hat zwar wegen der unmittelbaren Nähe zur Bahn „Bauchschmerzen“, doch wolle die SPD keine Chance verstreichen lassen, sozialen Wohnungsbau in Bad Vilbel zu ermöglichen. Auch Clemens Breest (Grüne) spricht davon, dass es günstigere Bauflächen gebe. Alle Sprecher erklären aber, dass man die Bedenken der Anwohner durchaus ernst nehme und ihre Einwendungen bei der Offenlegung genau prüfen werde. Dann stimmen sie bei einer Enthaltung von Peter Paul (Grüne) für den Aufstellungsbeschluss.

Neue Zahlen legt Wysocki zum größten Baugebiet in Massenheim vor. Dort waren Zweifel an der Größe des Areals aufgekommen. Wysocki bestätigt, dass es sich um insgesamt 17 000 Quadratmeter handele, bebaut aber würden nur knapp 10 000 Quadratmeter. Zudem gebe es hier die Option auf eine Grundschule, die einen großen Teil einnehmen könnte.

Landwirtschaftsverkehr

Christian Kühl (SPD) geht auf ein anderes Problem ein, das bei der turbulenten Ortsbeiratssitzung in Massenheim hitzig diskutiert wurde: „Der Verkehr läuft in diesem Bereich komplett über die Breite Straße.“ Doch Tobias Utter (CDU) merkt an, dass vor allem der landwirtschaftliche Verkehr, auch mit Lastwagen, das Problem an dieser Stelle sei, nicht der normale Autoverkehr. Auch hier stimmt der Ausschuss bei Enthaltung der Grünen dem Vorhaben zu. Für das dritte geplante Gebiet im Lehnfurther Weg in Dortelweil fällt die Entscheidung sogar einstimmig aus.