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Ruf nach Mittelzentrum immer lauter

Für mehr als 40 Jahre Parteizugehörigkeit wird Ursula Weber (links) vom CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Mario Beck (rechts) ausgezeichnet. Im Hintergrund Michael Boddenberg, Fraktionsvorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, und Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz. Foto: Niehoff
Für mehr als 40 Jahre Parteizugehörigkeit wird Ursula Weber (links) vom CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Mario Beck (rechts) ausgezeichnet. Im Hintergrund Michael Boddenberg, Fraktionsvorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, und Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz. Foto: Niehoff

Karben. Mittelzentrum war das Schlüsselwort beim Neujahrsempfang der Karbener CDU im Petterweiler Albert-Schäfer-Haus. Die Christdemokraten wünschen sich, dass die Stadt Karben als Mittelzentrum eingestuft wird.
Schon in seiner Begrüßungsrede kam der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Mario Beck auf den momentan vordringlichsten Wunsch der Stadt an die Landesregierung zu sprechen: auf die Aufwertung zu einem Mittelzentrum. Eindringlich bat Beck den Gastredner des Abends, den CDU-Fraktionsvorsitzenden im Hessischen Landtag, Michael Boddenberg, dazu in aller Öffentlichkeit doch Stellung zu nehmen.
Wunsch ignoriert
Doch Boddenberg ignorierte den Wunsch. Stattdessen ging er ausführlich auf einen anderen Wunsch des Karbener CDU-Chefs ein, nämlich auf dessen Appell an die gut 200 Gäste an dem Abend, sich doch mehr in die Politik und da vor allem in die Kommunalpolitik einzubringen. Die Ränder links und rechts der politischen Mitte würden immer stärker, die Unzufriedenheit der Bürger immer größer werden. Und da benötigten die Parteien in der politischen Mitte jeden einzelnen Bürger zur Verstärkung.
Wofür Denkzettel?
Boddenberg sagte, für ihn zähle das Argument vieler AfD-Wähler, den großen Volksparteien einen Denkzettel erteilen zu wollen, nicht. »Wofür eigentlich einen Denkzettel? Dafür, dass wir Vollbeschäftigung haben, dass wir seit mehr als zehn Jahren über wirtschaftliches Wachstum verfügen, oder dass es uns allen so gut geht?«, fragte Boddenberg. Sicherlich seien noch nicht alle Probleme, wie beispielsweise die Auswirkungen der Globalisierung oder Digitalisierung, der Mangel an bezahlbarem Wohnraum oder der Wunsch nach einer akzeptablen Grundrente, gelöst. Auch der Klimaschutz stelle eine Herausforderung dar. Doch das seien alles Fragen, die gemeinschaftlich zu lösen seien.
Verantwortlich für die schlechte Stimmungslage sei auch die AfD, denn die würde alles nur schlecht reden, so Boddenberg. Erst den Euro und ab 2015 die Flüchtlingsfrage. Dieser negativen Einstellung müsse man entgegentreten und sich stärker in der Politik engagieren.
Selbstkritisch räumte Bürgermeister Guido Rahn ein, dass die Politik selbst schuld sei an dem schlechten Bild, das sie seit einiger Zeit in der Öffentlichkeit habe. Es werde viel zu viel Bürokratie aufgebaut, die von den Bürger nicht mehr nachvollzogen werden könne. Beispiel Landwirtschaft mit den sich dauernd ändernden Verordnungen. »Wer kann da noch auf Dauer investieren?« Beispiel: Verkehrspolitik. »Auf den Ausbau unserer B3 warten wir schon Jahre, auf den Ausbau des Eisenbahnnetzes noch viel länger.« Vieles muss einfacher und schneller gehen. Da könne die Politik nach Ansicht Rahns deutlich besser werden.
Voraussetzung erfüllt
Dann ging er noch einmal auf das Thema Mittelzentrumsstatus für Karben ein. »Herr Boddenberg, wir alle hier in Karben erwarten nun endlich die Heraufstufung unserer Stadt zum Mittelzentrum. Zehn Jahre Warterei sind genug«, sagte Rahn. Schon längst erfülle Karben die Voraussetzungen eines Mittelzentrums, biete nicht nur den Karbener Bürgern, sondern auch denen aus dem Umland ein Schwimmbad, ein Kino, eine Bücherei, ein größeres Einkaufzentrum und Altenheime. »Auch das Schwimmbad kostet die Stadt Hunderttausende jedes Jahr«, rechnete der Bürgermeister vor. Das müsse in Wiesbaden doch endlich anerkannt werden. Darauf reagierte Boddenberg mit einem Zwischenruf und lud Rahn zu einem Gespräch nach Wiesbaden ein.