Veröffentlicht am

Sanierungsbedarf wird ermittelt – Fachbüro prüft Zustand des Burggrabens

Der leergepumpte Wassergraben um die Vilbeler Burg offenbart Schäden an der Böschung in Richtung Nidda und auf Seiten der Burg durch Stümpfe von vor zehn Jahren gefällten Bäumen. Foto: Hirschmann
Der leergepumpte Wassergraben um die Vilbeler Burg offenbart Schäden an der Böschung in Richtung Nidda und auf Seiten der Burg durch Stümpfe von vor zehn Jahren gefällten Bäumen. Foto: Hirschmann

Bad Vilbel. Der Wassergraben um die Bad Vilbeler Burg muss saniert werden. Das soll binnen der kommenden drei Monate geschehen. Ein ehrgeiziges Projekt, denn: Wie groß die Schäden sind, muss erst noch geprüft werden.
Vor rund drei Wochen wurde das Wasser aus dem rund 200 Meter lange Graben abgelassen und vom Angelverein abgefischt (wir berichteten). Vorige Woche begannen Experten eines niedersächsischen Fachbüros mit den Untersuchungen zur Ermittlung des Sanierungsbedarfs. Vor allem der Damm zwischen Graben und Nidda wurde unter die Lupe genommen, so Claus-Günther Kunzmann.
Der städtische Kultur-Fachbereichsleiter und Festspiele-Intendant ist bekanntlich Hausherr in der Burg. »Wir wissen nicht, welche Probleme es am Damm gibt.« Dass es welche gebe, sei augenscheinlich: »Wenn wir kein Wasser in den Graben pumpen, sinkt mit der Zeit der Wasserspiegel.« Mindestens dürfte es also Probleme mit dem Ablauf geben.
MAUERWERK IST MARODE
Das können die Mitglieder des Bad Vilbeler Angelsportvereins aus eigener Anschauung bestätigen, erklärt Marco Weller. Er gehört zu denjenigen, die erst vor anderthalb Wochen in den da bereits fast leeren Burggraben hinabgestiegen waren, um die Fische aus dem Gewässer zu retten und umzusiedeln.
Nicht nur die Mauern dort sind ein Problem: Beim Öffnen des Ablaufs riss zudem noch eine der Schrauben aus der Aufhängung der uralten eisernen Ablaufklappe ab. Doch der Ablauf sei wohl nicht das größte Problem, schätzt der Bad Vilbeler Gewässerökologe Gottfried Lehr. Der Damm zwischen Graben und Fluss sei hier wohl völlig undicht, glaubt er.
Kunzmann wartet nun auf das Eregbnis der Untersuchung. Das Büro liefere auch Vorschläge für eine Sanierung mit. Die Sanierung solle dann direkt in Angriff genommen werden. Denn bis April will der Festspielchef alles erledigt haben. Schließlich gehe es ja im Mai mit den Vorstellungen los. Vorgesehen hatte die Stadt das Geld für die Sanierung übrigens schon länger. Bereits 2018 standen die 400 000 Euro bereit.
Der Damm ist aber nicht das einzige Problem. Gesichert werden muss auch das Ufer. »Wir haben dort eine zunehmende Erosion, die mehrere Ursachen habe«, erläutert Kunzmann.
Zum einen verursachten sowohl Nutrias wie auch Enten und Nilgänse nach und nach ein Abrutschen der Ufer. Denn wenn die Tiere das Ufer hinauf oder hinab kletterten, zerstörten sie nicht nur die schützende Grasnarbe, sondern Erde und Steine rutschen direkt mit ab. Kunzmann rechnet vor: Wenn nur 20 Nutrias und Enten pro Tag zehnmal vom Ufer ins Wasser und zurück gingen, addiere sich das im Jahr auf 150 000 Ein- und Ausstiege. »Das hat natürlich Folgen.«
SCHÄDLICHE WURZELN
Hinzu komme auch auf der Burgseite eine verstärkte Gefahr des Abrutschens des Ufers. Das sei über Jahrzehnte von den Wurzeln von Bäumen gehalten worden. Vor zehn Jahren aber habe die Stadt die Bäume »aus konservatorischen Gründen« fällen lassen. »Die Wurzeln schädigten zunehmend das Fundament der Burg, und der Schatten der Bäume schädigte die Mauern, weil sie nach Regen nicht richtig trocknen konnten.« Die im Ufer verbliebenen Wurzeln verrotteten nun. Dadurch ergebe sich das Risiko, dass das Ufer abrutschen könne, erklärt Kunzmann.
Sanieren lasse sich so etwas mit überschaubarem Aufwand, beruhigt Fachmann Lehr. In ein bis zwei Metern Abstand zum Ufer könnten zu großen Ballen geformte Kokosmatten eingebaut werden, die nur sehr langsam verrotteten. Zwischen ihnen und dem Ufer werde dann sandiger Untergrund aufgebracht und mit heimischen Flusspflanzen bestückt, vor allem mit Röhricht. Damit sei das Ufer langfristig gesichert. »Man muss das allerdings dann auch pflegen«, mahnt Lehr. Und müsse verhindern, dass beispielsweise Nutrias oder andere Tiere den Schutz wieder schädigten.
Nicht nur für die Natur sei eine solche Lösung sehr gut, betont der Gewässerökologe. Sondern sie verbessere auch das Gesamtbild rund um die Wasserburg. »Wenn es in dem Grünstreifen dann schön bunt blüht, sieht es einfach toll aus.«
Wäre es dann im Sinn der diversen Renaturierungen in der Region nicht sinnvoll, vielleicht sogar die Nidda durch den Graben fließen zu lassen? Da winkt Gottfried Lehr ab. »Das könnte eine unerwünschte Dramatik bei den Burgfestspielen erzeugen«, sagt er und grinst, »wenn die ganze Burg umfällt.« (den)