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Spatz oder Taube?

Mai könnte der Verkauf eines großen Quellenpark-Teils in trockenen Tüchern sein. Foto: Kopp
Mai könnte der Verkauf eines großen Quellenpark-Teils in trockenen Tüchern sein. Foto: Kopp

Spatz in der Hand oder Taube auf dem Dach? Über diese Frage zum Thema Quellenpark-Millionen musste das Stadtparlament vorige Woche entscheiden. Am Ende fiel die Abstimmung – bei Enthaltung von DNF und Grünen – einstimmig aus. Für den Spatz mit Option Taube.

Bad Vilbel. Bis 17. Mai hat Bad Vilbel eine Garantie. Bis zu diesem Datum hat die Stadt Zeit, um Bauträger Dietmar Bücher das Ja-Wort zum Verkauf von rund 60 000 Quadratmeter Land für über 42 Millionen Euro zu geben. Doch es könnte auch anders ausgehen. Und deswegen ist zunächst für den 15. Mai eine Sondersitzung des Parlaments anberaumt. Wenn denn noch ein anderes Angebot einschlägt.

Das ist auch vorhanden, als Variante C, aber von einer Bedingung abhängig. Denn ein weiterer Bieter will nicht nur die 60 Hektar, sondern sogar 114 000 Quadratmeter Wohnbauland und 118 000 Quadratmeter Gewerbefläche. Für insgesamt 110 Millionen Euro. Er braucht dafür allerdings einen Ankermieter, einen Markennamen, der auch andere gewerbliche Mieter anlockt und das Gebiet so fortentwickelt.

Thema Transparenz

Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) ist froh, dass es nicht nur eine Option gibt, sondern das Gebiet so bekannt und als werthaft angesehen werde, dass die Stadt nun auswählen könne. 23 Interessenten hätten sich insgesamt gemeldet. Und im Falle Bücher verkaufe man nicht nur an ihn, sondern auch jeweils rund 6000 Quadratmeter Wohnbaufläche an die Unternehmen Kewog GmbH und BCI Projektbau.

Und doch ist erwartungsgemäß nicht jeder glücklich, diese Fülle an Optionen zu haben. Wieder einmal stört sich die Opposition an mangelnder Transparenz. So hatte nämlich Walter Lochmann (SPD) im Vorfeld des Tagesordnungspunktes bereits eine Sondersitzung am 17. Mai beantragt. Denn schließlich wisse man kaum etwas über den zweiten Interessenten und werde wieder einmal vor vollendete Tatsachen gestellt. „Hätte man uns das vorher mitgeteilt, hätten wir uns hier vieles sparen können“, so Lochmann. Es gehöre zu den Grundlagen des parlamentarischen Umgangs, alle Beteiligten zu informieren.

Lochmann forderte weiter ein Konzept, das bezahlbaren Wohnraum beinhaltet. Bei einem Verkaufspreis von 700 Euro pro Quadratmeter sei dieser wohl kaum zu realisieren. Und schließlich sei das vorher von Stöhr an Stadtrat Klaus Minkel (CDU) ausgesprochene Lob für dessen Engagement nicht ganz so ernst zu nehmen, „Wohnraum geht schließlich weg wie warme Semmeln“.

SPD stimmt zu

Trotzdem werde die SPD dem Vorhaben zustimmen. Auch wenn sie noch immer die Option vorziehe, Wohnraum und Gewerbe zeitgleich zu entwickeln. Durch die Sitzung am 15. Mai aber habe man ja noch Gelegenheit, alle Möglichkeiten abschließend zu beleuchten.

Ebenfalls nicht die „Katze im Sack kaufen“ will Ulrich Rabl (Grüne). „Wir wollen Variante C in allen Details besprechen können“, forderte er . Hier seien sogar noch mehr als 110 Millionen drin, 160 Millionen Euro seien hier realisierbar. Und damit könne man nicht nur endlich die Alt-Eigentümer der Flächen ausbezahlen, sondern auch aus der Schuldenfalle kommen.

Klaus Minkel fühlte sich bemüßigt, hier aufzuklären. Rabls Forderung, viel früher Wohnbebauung zu forcieren, sei nicht realistisch, denn erst nach Fertigstellung der Bahnunterführung in den Quellenpark hinein habe man das Projekt angehen können. Und das sei dann auch umgehend im Jahr 2012 geschehen.

Das richtige Näschen

Das Gewerbe sei deswegen mit hoher Priorität anzugehen, weil man so die Arbeitsplatzlücke in Bad Vilbel schließen könne. Denn derzeit gehe viel Gewerbesteuer verloren, weil viele Pendler täglich von Bad Vilbel nach Frankfurt unterwegs seien und der Metropole so hohe Einnahmen bescherten.

„Minkel rettet uns den Hintern“, war dann dazu die Meinung von Martin Gecks (FW). Er habe das richtige Näschen gehabt und stelle nun die Weichen, um Bad Vilbel aus den Schulden zu führen. Und der „Vorratsbeschluss“ mit Option auf kurzfristige Änderung vor Toresschluss schaffe nun Sicherheit und die Möglichkeit, die Eigentümer endlich auszubezahlen, so Irene Utter (CDU).