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Startschuss mit Spaten – Die Bauarbeiten für die Nordumgehung haben begonnen – Straße bis 2016 fertig

Darauf warten die Karbener seit 40 Jahren: Die Bauarbeiten für die Nordumgehung haben am Montag symbolisch mit dem ersten Spatenstich der Politiker begonnen. 150 Menschen ließen sich den geschichtsträchtigen Moment nahe der Dögelmühle nicht entgehen.

Karben. Ganz stolz hält er ihn, wie eine Trophäe. Direkt nach dem offiziellen Spatenstich ist Klaus Höhle (75) selbstbewusst nach vorne marschiert und hat gefragt. Und er hat einen der fünf Spaten bekommen. Der Okarbener hat sich immer wieder für die Nordumgehung engagiert, seit er 1970 in die Stadt zog. „Damals ist sie schon nötig gewesen“, findet er.

Ein historischer Tag

Die Nordumgehung Groß-Karben wird nun seit Montag offiziell gebaut. Hessens Verkehrsminister Florian Rentsch und Vizeministerpräsident Jörg-Uwe Hahn aus Bad Vilbel (beide FDP) setzten symbolisch Spaten mit Bürgermeister Guido Rahn, Landrat Joachim Arnold und Franz Eckhardt, Vize-Präsident von Hessen Mobil, in die Erde. „Der beste Umweltschutz ist die Entlastung der Menschen“, meint Minister Rentsch. Da der Verkehr in der engen Ortsdurchfahrt von Groß-Karben um 70 Prozent reduziert werde, würden hier Menschen geschützt. Das führt zu eifrigem Nicken und Applaus unter den rund 150 Menschen, die ans Niddaufer zwischen Dögelmühle und Fasanenhof gekommen sind, wo als erstes Bauwerk eine Brücke entsteht. Harald Ruhl, Sprecher der Bürgerinitiative „Nordumgehung jetzt!“, wohnt direkt an der Bahnhofstraße. Er und seine Nachbarn werden am meisten profitieren. Dazu die vielen Pendler, die sich wohl ab Ende 2016 nicht mehr durch die Stadt quälen müssen. Auch in Okarben und Klein-Karben hoffen viele, von der Umgehung zu profitieren, wenn Autos nicht mehr durch ihre Stadtteile die täglichen Staus zu umkurven versuchen.

Selbst die Stadtentwicklung bekommt durch die neue Straße Schwung: „Ohne die Entlastung könnten wir im Zentrum nichts entwickeln“, erinnert Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Ihm zollt Justizminister Hahn Dank dafür, dass er nach der Klage gegen die Umgehung „die Betroffenen an einen Tisch gebracht hat, bis weißer Rauch aufstieg“. Rahn wiederum ist dem Minister dankbar, weil er geholfen habe, dass Karben als einzige Stadt in Hessen ihre Umgehung fürs Land vorfinanzieren „darf“. Rund eine Million Euro Zinsen für die 16,2 Millionen Euro Baukosten bleiben in der Stadtkasse hängen. Das will die Kommune durch die Möglichkeit, Bauland zu erschließen, wieder reinholen.

Behörden genervt

So wird Rahn ein wenig pathetisch. „Das ist ein historischer Tag für die Stadt.“ Den „vielen engagierten Bürgern“ dankt er. „Das hat uns sehr geholfen.“ Doch kritisiert er die lange Planungszeit von vier Jahrzehnten. „Man muss fragen, ob es wirklich sinnvoll ist, Generationen an Mitarbeitern in den Verwaltungen damit zu beschäftigen.“

Mittendrin unter den Zuschauern steht Ehrenbürgermeister Detlev Engel (SPD) und muss dabei nicken. Seine gesamte Amtszeit hindurch beschäftigte er sich mit dem Projekt. „Wenn die Stadt nicht ständig die Landesbehörden erinnert hätte, wären wir heute noch nicht soweit.“ Die Nordumgehung sei das einzige Projekt, das ihn sein gesamtes politisches Leben lang beschäftigt habe – seit er 1970 Stadtverordneter in der frisch gegründeten Stadt Karben wurde.

Nun aber wird die Umgehung gebaut, nicht nur symbolisch im Sandhaufen, den die Straßenbaubehörde für den Spatenstich auf den noch gefrorenen Wetterauer Lößlehm gekippt hatte. Dieser Tage sollten die Arbeiten für die Nidda-Brücke vergeben werden, kündigt Bürgermeister Rahn an. Zwischen 2014 und Ende 2016 soll die Straße dann Stück für Stück gebaut und fertige Teilstücke auch gleich für den Verkehr freigegeben werden.

Sowohl Minister Hahn wie auch Bürgermeister Rahn lassen die Gegner der Straße nicht unerwähnt. Sie haben erreicht, dass die Stadt 200 000 Euro in die Hand nimmt, um den Lärmschutzwall in Groß-Karben über die gesetzlichen Vorgaben hinaus zu verlängern.

Großes Verständnis hat Spaten-Ergatterer Klaus Höhle dafür, dass sich manche an den Ortsrändern von Groß- und Okarben vor neuem Straßenlärm fürchten. Aber „man muss schon beide Seiten sehen“, findet er. Dann werde klar, dass ein wenig mehr Lärm am Ortsrand die Entlastung in den Stadtteilen mehr als rechtfertige. „Das“, meint Klaus Höhle, „wiegt sich doch gar nicht auf.“ (den)