Veröffentlicht am

Streit um den Schloss-Verkauf – Befürchtung, dass Interessent abspringt

Einen heftigen und langen Streit um die Zukunft der 18 Sozialwohnungen auf dem Areal des Degenfeld’schen Schlosses mussten die wenigen Gäste bei der Sitzung des Ortsbeirates Groß-Karben über sich ergehen lassen.

Karben. Auslöser für den Streit war der SPD-Antrag, den Verkauf des Wohnhauses in der Westlichen Ringstraße 2a mit seinen 18 Sozialwohnungen von der Vorlage eines Konzeptes über die Zukunft der Mieter abhängig zu machen.

Zunächst hatte Magistratsmitglied Philipp von Leonhardi (CDU) einen Sachstandsbericht zu den Plänen der städtischen Wohnbau-Gesellschaft mit dem gesamten Schloss und den dazugehörigen Wohngebäude gegeben. Ursprünglich sollte das Degenfeld’sche Schloss allein veräußert werden; das Wohnhaus und das landwirtschaftliche Museum sollten im Eigentum der WoBau bleiben. Für den Fall des Verkaufs hatte die Arbeitsgemeinschaft Dorferneuerung einen umfangreichen Kriterienkatalog erstellt, der unverzichtbarer Bestandteil der Verkaufsverhandlungen sein musste. Weil diese Forderungen so umfassend waren, seien daraufhin alle Bieter bis auf einen abgesprungen. „Damit nicht auch noch der letzte Investor das Interesse an dem Schloss verliert, hat der Aufsichtsrat der WoBau ohne Gegenstimme beschlossen, die Verhandlungen mit dem Investor noch einmal ohne die strikte Einarbeitung des Kriterienkataloges von vorne zu beginnen“, berichtete von Leonhardi.

Rechtzeitig einbinden

In die Verhandlung möchte die Bietergruppe dabei ihr Gesamtkonzept für das Schloss und das angrenzende Wohnhaus einbringen. Bevor das Ergebnis endgültig von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden könne, müssten zuvor die Gremien der WoBau zustimmen und der Ortsbeirat Groß-Karben sowie die Arbeitsgemeinschaft Dorferneuerung dazu angehört werden.

Der entscheidende Punkt, an dem sich die heftige Diskussion in der Sitzung des Ortsbeirates am Dienstagabend entzündete, war die Forderung, dass der Ortsbeirat und die AG Dorferneuerung vor Verhandlungsabschluss eingebunden werden wollte. Das sei unrealistisch und vergrößere die Gefahr, dass der letzte Kaufinteressent abspringen werde, so von Leonhardi.

Karbens SPD-Fraktionschef Thomas Görlich warf der Stadt vor, ohne Konzept zu verhandeln und dass dadurch möglicherweise erneut Wohnraum für Sozialschwache verloren ginge. Von Leonhardi wies diese Kritik, die hauptsächlich auf die Person des städtischen Verhandlungsführers, CDU-Stadtrat Otmar Stein, abzielte, zurück. Görlich kenne weder das Gesamtkonzept der Stadt noch seien ihm die Hintergründe und die Ziele bekannt. Die seien in einer der letzten Aufsichtsratssitzungen ausführlich besprochen worden.

Demnach sei beabsichtigt, das Schloss und das dazugehörende Umfeld und damit auch das Wohnhaus zu einem attraktiven neuen Mittelpunkt im alten Stadtkern von Groß-Karben umzugestalten.

Kompromiss

Schließlich einigte sich der Ortsbeirat einstimmig darauf, dass dem Ortsbeirat und der Arbeitsgemeinschaft das Ergebnis nach Abschluss der Verhandlung, aber noch vor Beschlussfassung durch das Stadtparlament vorgelegt werden soll – und beide Gremien deswegen nicht in die Verkaufsverhandlung selber einbezogen werden müssten. Dabei soll aber darauf geachtet werden, dass das Ergebnis ein Konzept für neue Wohnangebote für die derzeitigen Mieter enthält. (jwn)