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Stunden am Tag üben – Die Karbenerin Sonja Kraus (18) heimste für ihr Cello-Spiel wieder Preise ein

Karben. Zurückgezogen oder weltfremd – dafür werden häufig Menschen gehalten, die sich bereits in jungen Jahren durch ein außergewöhnliches Talent auszeichnen. Ein Vorurteil, dem die 18-Jährige Sonja Kraus schon durch ihr Auftreten Hohn spottet. Fröhlich und ungezwungen begrüßt sie den Besucher, plaudert von Konzertreisen nach Japan und Venezuela genauso frei wie davon, dass sie mit moderner Musik nicht die geringsten Berührungsschwierigkeiten hat und davon, dass Erfolg Neider auf den Plan rufe.

Der Erfolg: Kürzlich erspielte sich Sonja, die in Frankfurt die Waldorfschule besucht, beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Schlitz mit 25 Punkten die höchst mögliche Punktzahl auf dem Violoncello, errang zudem mit dem jungen Pianisten Danlin Felix Sheng (Friedberg) beim Finale des Deutschen Musikwettbewerbs für Amateure in der Alten Oper von Frankfurt mit den Rokoko-Variationen von Tschaikowski den zweiten Platz und den Publikumspreis.

Was sie an diesem Instrument mag? Den „wunderschönen, warmen Klang“. Die spezifischen Schwierigkeiten: „Den differenzierten Ton, den man halten muss, die Bogentechnik und die Intonation wie bei allen Streichinstrumenten.“

Viele Jahre lernte Sonja an der Bad Vilbeler Musikschule, bekam Privatunterricht, spielte an der Musikhochschule Frankfurt vor, bewies die notwendige Qualifikation für die Aufnahme. Da war sie 15. Eigentlich ist der Eintritt aber erst mit 16 möglich. So schrieb man schlichtweg die magische 16 in die Aufnahmeformulare. „Corrigiere la fortune“, nennt das der Franzose. Im sechsten Semester ist Sonja jetzt so genannte Jungstudentin mit anderthalbstündigem Unterricht pro Woche. Doch damit wäre ein Erreichen der Erfolge nicht möglich. Was bedeutet: „Nicht mehr als vier Stunden täglich.“ Sonja ergänzt: „Es bleibt tatsächlich wenig Zeit für andere Dinge. Aber ich bereue das keineswegs. Denn es macht mir Spaß, vielleicht kann ich mal davon leben.“ Womit wir beim Thema Zukunftspläne wären. Die Teilnahme am Bundeswettbewerb steht auf dem Programm, eine Tournee durch sieben osteuropäische Länder mit dem Bundesjugendorchester im Auftrag der EU-Ratspräsidentschaft. Nach dem Abitur strebt Sonja die Weiterbildung ihres musikalischen Talents an. „Mein Traum ist, Orchestermusikerin zu werden. So Teil eines Orchesters zu sein – das macht richtig Gänsehaut . . .“ (anm)