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Stimmenverluste von CDU und SPD bestimmen die Diskussion

Auszählung der Stimmzettel im Niederdorfelder Rathaus: Dass viele Wähler CDU und SPD den Rücken kehrten, sorgt nun für Erklärungsversuche. Foto: Zöllner
Auszählung der Stimmzettel im Niederdorfelder Rathaus: Dass viele Wähler CDU und SPD den Rücken kehrten, sorgt nun für Erklärungsversuche. Foto: Zöllner

Sehr lange Gesichter bescherte das Ergebnis der Bundestagswahl im Main-Kinzig-Kreis. Zwar konnten die CDU-Bundestagsabgeordneten Katja Leikert und Peter Tauber ihr Direktmandat verteidigen – doch der Stimmenverlust gibt zu denken.

Schöneck/Niederdorfelden. Im Main-Kinzig-Kreis drehte sich nach der Bundestagswahl alles um die Stimmenverluste. Die musste nicht nur die Main-Kinziger CDU kreisweit hinnehmen – im Wahlkreis Hanau etwa ein Minus von 8,9 Prozent bei dem Erststimmen-Ergebnis und sogar 9,7 Prozent bei den Zweistimmen. Auch die SPD traf es mit einem Minus von sechs Prozent gegenüber dem Ergebnis der vorangegangenen Bundestagswahl deutlich.

Die beiden CDU-Bundestagsabgeordneten Katja Leikert und Peter Tauber konnten ihr Direktmandat verteidigen. Für die Stimmenverluste suchten sie nach Erklärungen. „Menschen in Not zu helfen, ist kein Fehler“, verteidigte Leikert das Vorgehen der Bundeskanzlerin am Wahlabend in Gelnhausen.

Die Unterlegenen Sascha Raabe und Bettina Müller zogen mit ihren SPD-Oberen an einem Strang und plädierten für ein Ende der großen Koalition in Berlin. Über die Landesliste der hessischen SPD werden auch Raabe und Müller wieder dem neuen Bundestag angehören.

Dass sich die SPD schnellstens neu finden und wieder Themen zuwenden muss, die die Menschen tatsächlich berühren, das hält auch Niederdorfeldens Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) für dringend erforderlich. „Mit Schlagworten wie ,Gerechtigkeit für alle’ können die wenigsten etwas anfangen.“

Seine Wahl habe ihm deutlich gezeigt, dass die Bürger heutzutage nicht mehr blind einer Partei folgen, sondern sehr genau hinsehen würden, für wen sie ihr Kreuz setzen. Früher seien die Menschen bei Wahlen zu Hause geblieben, wenn ihnen die Richtung der regierenden Partei nicht zugesagt habe. Heute hingegen gingen sie zur Wahl und wählten eine Protestpartei. Deshalb habe die SPD in Niederdorfelden nur 36,4 Prozent bei den Erststimmen und 27,5 Prozent bei den Zweitstimmen einsammeln können – ein Ergebnis, das immer noch deutlich über dem Bundestrend liegt.

Ziemlich vergleichbar fiel das Ergebnis für die AfD in Niederdorfelden, Nidderau und Schöneck aus. In allen drei Kommunen hat die Protestpartei zwischen 12,1 (Nidderau) und 12,8 (Niederdorfelden) Prozent erzielt. „Das ist wirklich erschreckend“, kommentierte die Schönecker Bürgermeisterin Conny Rück (SPD). Enttäuscht sei sie darüber, dass die Grünen und die FDP hinter die AfD zurückgefallen seien. „Jetzt ist nicht langes Wunden lecken angesagt, sondern die Parteien müssen sich verstärkt den Sorgen der Menschen zuwenden“, so Rück.

Ebenso wie ihr Kollege Büttner sieht sie eine klare Trennung zwischen Kommunalpolitik und Bundespolitik. Deshalb will sie die 23,6 Prozent, die ihre SPD in Schöneck erreicht hat, nicht als Maßstab für die örtliche SPD nehmen. Mit 28,9 Prozent bei den Zweitstimmen hat die Schönecker CDU auch bei dieser Wahl die Oberhand gewonnen, auch wenn sie mit 9,9 Prozent einen deutlichen Einbruch zu verzeichnen hatte.

In Schöneck gibt es neben der AfD aber noch einen zweiten Sieger: die FDP. „Wir haben hier im Ort eines der besten Ergebnisse für die FDP erzielt“, zeigte sich deren Fraktionsvorsitzende Anke Pfeil sehr zufrieden. „Die Menschen hier haben unseren persönlichen Einsatz ganz klar honoriert“.