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Wachsen mit Maß

Auf leeren Grundstücken könnten Wohnhäuser entstehen

Rechts die Rückseiten der Gehöfte des „alten Ortes“ in Rendel, links die Neubaugebiete der Nachkriegsjahrzehnte: Die leeren Grundstücke dazwischen an der Goerdelerstraße wollen Investoren bebauen. Das finden die Stadtpolitiker im Prinzip gut, doch sind ihnen die Planungen zu massiv ausgefallen. Foto: den
Rechts die Rückseiten der Gehöfte des „alten Ortes“ in Rendel, links die Neubaugebiete der Nachkriegsjahrzehnte: Die leeren Grundstücke dazwischen an der Goerdelerstraße wollen Investoren bebauen. Das finden die Stadtpolitiker im Prinzip gut, doch sind ihnen die Planungen zu massiv ausgefallen. Foto: den

Fast mitten im Ort soll der Stadtteil Rendel wachsen – auf bisher unbebauten Grundstücken. Das Vorhaben aber hat die Stadtpolitik ausgebremst: Den Stadtverordneten fällt das Projekt ein wenig zu massiv aus.

Karben. Wer hinschaut, kann es sehen: Bis wohin Rendel reichte, bevor der Ort in der Nachkriegszeit seine Grenzen sprengte und weiter wuchs. Das neue Rendel liegt auf der einen Seite der Goerdeler Straße. Und auf der anderen Seite der ausgefranste Rand des alten Rendel. Kirche und Friedhof liegen hier. Über Jahrhunderte am Rand und oberhalb des Ortes.

Lange schon ist Rendel über diese Grenze hinaus gewachsen. Sichtbar ist sie aber bis heute. Die rückwärtigen Grundstücke der alten Gehöfte sind, der Planer würde es wohl so nennen, ungeordnet. Feldscheunen, verwilderte Zufahrten, Abstellflächen, ein bisschen Wiese, ein paar Bäume gibt es hier. Auf der anderen Straßenseite beginnt die Nachkriegsbebauung mit Bungalows, Einzel- und Reihenhäusern.

Mitten im Ort wenig genutzte Flächen für die Bebauung zu aktivieren: Das ist Wunsch, Vorgabe und Priorität der Regionalplanung. Um im wachsenden Rhein-Main-Gebiet den Flächenverbrauch wenigstens ein bisschen abzubremsen. Kein Wunder, dass die Eigner der Grundstücke am südlichen Rand der Goerdeler Straße im Rathaus mit Freude empfangen wurden – mit ihrem Plan, die alten Flächen zum Leben zu erwecken.

„Die Bebauung soll passend zur Ortskernbebauung erfolgen“, erklärt Heiko Heinzel, Leiter des Fachdienstes Bauen im Rathaus. Konkret sollen auf den Grundstücken östlich des Friedhofs drei Doppelhäuser, drei Einfamilienhäuser und eine Reihenhauskombination entstehen. Maximal zwei Wohneinheiten pro Haus seien vorgesehen, sagt Heinzel. Den Bebauungsplan schlägt er mit recht wenig Vorgaben vor. Allerdings sollen nicht mehr als zwei Geschosse erlaubt sein und die Firstrichtung vorgegeben werden. „Das passt sich gut dem benachbarten Ortsbild an.“ Erschließen wollen die Investoren das Gelände mit zwei privaten Wegen.

Mehr Parkcharakter

Der SPD genügen die Vorgaben jedoch nicht. Ein Blockheizkraftwerk, Solarenergie, Photovoltaik, Glasfaservorbereitung, Besucherparkplätze und Passivbauweise fordert die Partei. Auch solle ein Baufenster gestrichen und durch eine Grünfläche ersetzt werden, schlägt Fraktionsvize Ralf Schreyer in der Sitzung des Stadtplanungsausschusses vor. „Das ist doch sehr eng bebaut für ein ländliches Gebiet.“ Stattdessen wünschen sich die Sozialdemokraten „Wohnen mit Parkcharakter“.

Mehrere dieser Vorgaben seien verzichtbar, erklärt Planer Heinzel: Die Zahl der Parkplätze regele die Stellplatzsatzung. Die Energie-Einsparverordnung mache bereits strenge Vorgaben für den Energieverbrauch der Neubauten. Auch fehle ein Wendehammer, moniert SPD-Fraktionschef Thomas Görlich. Und ob die Breite der Wege genüge, zum Beispiel für die Müllabfuhr und die Feuerwehr?

Diese Skepsis teilt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). „Die Wege sind nur 4,50 Meter breit.“ Das werde sehr eng

Zwar müssten die Bauherren die Stellplatzsatzung einhalten. Doch sei zu befürchten, dass sehr viele Fahrzeuge bei dieser Planung entlang der Goerdeler Straße abgestellt würden, schätzt der Rathauschef. Weshalb Planer Heinzel erinnert: „Die Stadt kann Änderungen vorschlagen.“ Zwar zahlen die Bauherren das Genehmigungsverfahren, doch fällt das Stadtparlament die Entscheidung darüber.

„Wir sollten uns nicht treiben lassen“, räumt Bürgermeister Rahn ein. Für eine etwas geringere Bebauungsdichte rechnet er eher mit Zustimmung in der Politik. „Es ist möglich, noch einmal in Gespräche zu gehen.“

Und genau das geschieht nun: Wenige Tage später kassiert Rahn den nächsten Schritt im Verfahren. Das Parlament erklärt die bisherige Planung daher nicht zum offiziellen Entwurf. Dieser wäre im gleichen Schritt bereits öffentlich ausgelegt worden. Stattdessen sollen nun die Investoren eine neue, reduzierte Planung vorlegen. (den)