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Wagners Holländer

Bald geht’s los. Regisseur Benedikt Borrmann (oben, von links) und der musikalische Leiter Markus Höller. Mitte: Julian Habermann (Steuermann) und Yongmin Hong (Der Holländer). Unten: Johannes Schwarz (Daland), Sarah Mehnert (Mary), Hyosang Isaac Lee (Erik) und Paula Bohnet (Senta). Fotos: Mag
Bald geht’s los. Regisseur Benedikt Borrmann (oben, von links) und der musikalische Leiter Markus Höller. Mitte: Julian Habermann (Steuermann) und Yongmin Hong (Der Holländer). Unten: Johannes Schwarz (Daland), Sarah Mehnert (Mary), Hyosang Isaac Lee (Erik) und Paula Bohnet (Senta). Fotos: Mag

Lange dauert es nicht mehr, bis in der Bad Vilbeler Burg wieder die Festspiele beginnen. Geprobt wird bereits für Wagners „Der fliegende Holländer“, die als Oper für die ganze Familie am 10. Mai Premiere haben wird.

Bad Vilbel. Die Reithalle in Dortelweil ist bei Regisseuren und Darstellern, die schon einmal das Vergnügen hatten, in Bad Vilbel arbeiten zu dürfen, berüchtigt. Das alte Gebäude liegt zwischen dem neuen Seniorenheim und dem Dortelweiler Platz, kaum jemand kennt es. „Wir hatten gestern gerade mal fünf Grad hier“, schildert der Regisseur Benedikt Borrmann. Scheint die Sonne mal nicht, kühlt sich die Reithalle rapide ab, doch treffen Sonnenstrahlen auf das Dach, entsteht schnell eine Atmosphäre, die einem Pizzaofen gleich kommt. Aber die Halle hat auch einen enormen Vorteil: Sie ist riesengroß!

Eine heilige Kuh

„Eigentlich ist alles schon da, es muss nur noch etwas bearbeitet und bemalt werden“, erklärt Borrmann mit Blick auf das fertig aufgebaute Bühnenbild. Die technischen Abläufe, die Auftritte und Abgänge von der Bühne unter realen Umständen üben zu können, sei ungemein wichtig. Auch ein kleines Modell des fertigen Bühnenbilds ist vor Ort, die Zuschauer erwartet ein imposantes Meeresgebilde mit hohen Wellen.

„Die Kostüme werden dazu natürlich passen. Da es für das Stück aber keine genauen Zeitangaben gibt, wird es keine historische Kostümierung geben“, erklärt Borrmann. Nur der Fliegende Holländer wird sich durch sein Aussehen abheben, denn er segle ja schon 300 Jahre lang über das Meer.

1843 wurde „Der Fliegende Holländer“ uraufgeführt. Wagner, bekannt dafür, Opern von enormer Spieldauer verfasst zu haben, lässt den Holländer nur zweieinhalb Stunden fliegen. Doch gilt der Komponist unter Regisseuren und Darstellern als Flagschiff. Man hat großen Respekt vor seinen Werken: „Wagner ist in Deutschland eine heilige Kuh“, meint der Regisseur schmunzelnd und erklärt: „Die Schwierigkeit in diesem Jahr war es, den mythenbehafteten Wagner für Kinder interessant zu machen.“ Dazu seien aber nur wenige Aspekte des Stückes verändert worden: „Wir haben die Rollen und auch den Holländer sehr vermenschlicht.“

Chance für Studenten

Dennoch war die Planung eine Herausforderung: „Ich glaube, ich habe noch nie so viel im Vorfeld telefonieren müssen“, erklärt Borrmann, und der musikalische Leiter Markus Höller pflichtet ihm bei. So sei gerade die gewaltige Orchestrierung im Original ein Sorgenfaktor gewesen, denn in der Burg muss das Orchester kleiner sein.

Doch die Verantwortlichen haben die Lösung gefunden: „Vassily Dück wird die Musiker am Akkordeon unterstützen. Das Akkordeon ist vielseitig und passt gut zu dem Meeresthema“, weiß Markus Höller. Auch die Darsteller müssen sich umstellen. Alle sind Studenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. „Viele große Chöre stehen beim Holländer auf der Bühne, hier übernehmen das sechs Leute“, erklärt Borrmann. „Die Sänger sind ja alle eher Solisten, und außerdem haben die Chöre es musikalisch wirklich in sich“, sagt Markus Höller. „Ich gebe zu, ich war am Anfang sehr nervös, aber mittlerweile mache ich mir überhaupt keine Sorgen mehr“, ist Borrmann optimistisch.

Sogar eine Kostprobe gibt es von der Musik, Paula Bohnet singt, begleitet von Vassily Dück am Akkordeon, eine Ballade. Kaum zu glauben, dass die junge Sängerin erst ins vierte Semester kommt, ihr Gesang ist präzise, klar und professionell. Für die jungen Künstler bieten die Burgfestspiele eine großartige Möglichkeit, während des Studiums Erfahrungen zu sammeln.

Für eine ganze Saison verpflichtet zu werden, ist für die Musikstudenten etwas Besonderes: „Normalität ist das nicht, ich finde es aber sehr schön“, freut sich Paula Bohnet. Die Proben gehen nun in die heiße Phase, denn nach den Probetagen in der Reithalle geht es für die Sänger gleich auf die Bühne.