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Wasser zu tief: Keine Furt

Landwirte müssen in Kilianstädten weiterhin große Umwege fahren

Ein rot-weißer Absperrpfosten an der maroden Brücke über die Nidder lässt nur Fußgänger und Radfahrer passieren, aber leider keine Traktoren. Foto: Degelmann
Ein rot-weißer Absperrpfosten an der maroden Brücke über die Nidder lässt nur Fußgänger und Radfahrer passieren, aber leider keine Traktoren. Foto: Degelmann

Weil die Brücke über die Nidder an der Thylmann-Mühle in Kilianstädten marode ist, hatte die Gemeinde Schöneck vor, eine Furt durch das Flüsschen anzulegen. Daraus wird jetzt aber wohl doch nichts.

Schöneck. Eigentlich war die Nidder-Brücke unweit der Kilianstädter Thylmann-Mühle für landwirtschaftliche Gefährte bis zu sechs Tonnen frei. Weil das Bauwerk aber marode ist, wurde es inzwischen mit einem rot-weißen Pfosten gesperrt. Nur Fußgänger und Radfahrer dürfen das Flüsschen hier noch überqueren.

Von dem Verbot sind vor allem einige Landwirte betroffen. Um nun zu ihren Feldern zu gelangen, müssten sie rund zehn Kilometer Umweg in Kauf nehmen, berichtet Günter Rauch, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung bei der Gemeinde Schöneck.

Um ihnen zu helfen, hatte sich die Gemeindevertretung im März 2017 für den Bau einer Furt in der Gemarkung Oberdorfelden entschieden. 100 000 Euro sollte das Vorhaben kosten. Doch daraus wird wahrscheinlich nichts. Im Auftrag der Gemeinde hatte das Ingenieurbüro BGS Wasserwirtschaft aus Darmstadt die Errichtung einer Furt an dem in Frage kommenden Flussabschnitt in der Nähe der Nidder-Halle in Oberdorfelden geprüft.

Behörde sagt Nein

Ergebnis: Wegen der großen Wassertiefe ist das Projekt nicht zu verwirklichen. Aufgrund der hohen Wasserstände sei eine Furt hier auch für landwirtschaftliche Fahrzeuge nicht befahrbar, resümierten die Fachleute. Als Alternative schlug das Büro eine Überfahrt aus zwei nebeneinander verlegten Wellblechprofilen vor, was rund 150 000 Euro kosten würde.

Das jedoch lehnt die Untere Wasserbehörde des Main-Kinzig-Kreises ab. Durch das Bauwerk ginge Rückhalteraum verloren, den man für den Hochwasserschutz brauche. Und: Die Brückenunterkante müsste mindestens 50 Zentimeter über einem 100-jährigen Hochwasser liegen. Möglich wäre das nur durch ein größeres Bauwerk mit langen Zufahrten zur Vermeidung zu großer Steigungen.

Das allerdings würde ein umfangreiches Genehmigungsverfahren und einiges an Ausgleichsmaßnahmen nach sich ziehen, weil der geplante Standort in einem Landschaftsschutzgebiet liegt, gibt die Behörde zu bedenken. „Letztlich hätte das mehr als 200 000 Euro gekostet“, sagt Günter Rauch. Eine Summe, die auch der Gemeinde Schöneck zu hoch sein dürfte, auch wenn die Gemeindevertretung darüber noch nicht entschieden hat. Das voraussichtliche Scheitern der Furt- und Behelfsbrücken-Pläne sieht der Fachbereichsleiter mit Bedauern: „Das ist sehr schade.“

Die betroffenen Landwirte werden deshalb wohl weiterhin Umwege fahren müssen, um zu ihren Feldern zu gelangen. Zwar bleibt die marode Brücke stehen, eine Erneuerung des Bauwerks wird es aber voraussichtlich nicht geben. In diesem Fall müsste die Gemeinde Schöneck nämlich noch sehr viel tiefer in die Tasche greifen, denn die Kosten dafür werden auf 400 000 Euro geschätzt.