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Weiterer Mauer-Fall droht

Ortsvorsteher Herbert Anders (li.) und Gerhard Jehner vor der Info-Tafel an der historischen Ortsmauer. Foto: Sänger
Ortsvorsteher Herbert Anders (li.) und Gerhard Jehner vor der Info-Tafel an der historischen Ortsmauer. Foto: Sänger

Über die historische Ortsmauer in Dortelweil informiert seit kurzem eine Tafel.

Bad Vilbel. Im August vergangenen Jahres brach die 1715 errichtete Ortsmauer in Dortelweil auf einer Strecke von rund 20 Metern in sich zusammen (wir berichteten). Das alte Mauerwerk war über die Jahrzehnte hinweg in Schräglage gekommen und wurde mit einem dumpfen Grollen unter einer Staubwolke binnen Minuten zu einem Schutt- und Geröllhaufen.

Dank der Initiative des Grundeigentümers Christian Schwab konnte die Bruchstelle nach altem Vorbild wieder hergestellt werden. Die Kosten lagen bei „etwas über 20 000 Euro“, erinnert er sich heute. Die Gesamtlänge der Ortsmauer beträgt rund 450 Meter. Die Instandhaltung und Pflege obliegt den jeweiligen Grundstücksbesitzern, nicht der Stadt Bad Vilbel.

Ungeachtet der privaten Zuständigkeiten wurde nun auf Anregung des Dortelweiler Landwirtes Gerhard Jehner und mit Unterstützung des Ortsvorstehers Herbert Anders (CDU) in Höhe des Lehnfurter Weges eine Info-Tafel zur Geschichte der Mauer angebracht. Gefördert wurde das Projekt vom Verein für Geschichte und Heimatpflege und von der Gerty-Strohm-Stiftung.

Im Dornröschenschlaf

Nach der denkmalschutzrechtlichen Stellung der Ortsmauer sind die jeweiligen Grundstücksbesitzer zur Pflege verpflichtet. Seitens der Denkmalbehörde können auf Antrag Zuschüsse zum privaten Erhalt der Mauer gewährt werden. Doch in weiten Teilen bietet die Mauer weiterhin eine eher trostloses Bild.

Wenn auch einige Anrainer und zugezogene Neubürger zwischenzeitlich die weitere Pflege übernommen haben, die Mauer schädigendes Wurzelwerk und Gebüsch entfernen, so sind weitere Teile der Mauer vom Zerfall bedroht. Flickschustereien mit Zement und falschem Mörtel, wucherndes Efeu und Gebüsch setzen dem Mauerwerk zu, das brüchig und ebenso einsturzgefährdet in einem Dornröschenschlaf verkommt. An einer anderen Stelle ziert gar Stacheldraht die Mauerkrone, die selbst wiederum unsachgemäß und dem historischen Vorbild nicht entsprechend aufgeputzt worden ist.

Demnach ist es eine Frage der Zeit, wann der nächste Mauerfall stattfindet. Aber es sind auch einige Dortelweiler Alteingessene selbst, die sich um ihr historisches Alleinstellungsmerkmal in der Vergangenheit wenig gekümmert haben.

Erst mit dem Bau der Siedlung „Hinter der Mauer“ wurde die historische Begrenzung wieder ins Blickfeld des Denkmalschutzes gerückt. Hierbei ging es jedoch weniger um den Erhalt der Anlage als vielmehr um die Abstände zwischen künftiger Wohnbebauung und der alten Grenzmauer. Mit der öffentlichen Anregung Georg Jehners, das historische Erbe in Dortelweil zu erhalten, ist ein erster Schritt getan. Die politische Frage aber bleibt dem Ortsbeirat vorhalten. (sng)