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Wo Okärber der Schuh drückt

Karben. „Die Feldstraße entwickelt sich immer mehr zur Durchfahrstraße“, klagt Anwohner Klaus Höhle, der dort seit mehr als 30 Jahren lebt. Bei der zweistündigen Ortsbegehung des Okärber Ortsbeirates machen sich am sonnigen Samstagnachmittag unter Leitung von Ortsvorsteher Matthias Flor (SPD) etwa 15 Ortsbeiratsmitglieder und Bürger auf, um die kleinen und größeren Ärgernisse in ihrem Wohnort aufzuspüren.

Als Vertreter des Magistrats ist Baustadtrat Gerd Rippen (Grüne) dabei. Die Feldstraße werde als Abkürzung Richtung Burg-Gräfenrode genutzt, erklärt Höhle. Mögliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung – etwa die Umwandlung in eine Spielstraße – werden diskutiert. Ohnehin ist der ruhende und fließende Verkehr in den engen Gassen Okarbens das dominierende Thema. So sollten die vor der Grundschule Am Römerbad einst bestehenden Sicherheitsmaßnahmen – etwa weiße Markierungen auf der Straße, die an die erforderliche Temporeduzierung erinnern – wieder angebracht werden, regt Waltraud Haertel (Grüne) an.

Rippen verweist darauf, dass solche Maßnahmen in Tempo-30-Zonen nicht vorgesehen seien. Die Nicht-Beachtung der durchgängigen Tempo-30-Zone im Stadtteil ist ein steter Quell für Gefahrensituationen. So könne man aus der Bogenstraße kommend die Hauptstraße nicht einsehen, wenn dort Autos parkten, was immer wieder vorkomme, berichten Bürger. Offenbar werde gern vergessen, dass beim Parken fünf Meter Abstand zur Ecke einzuhalten seien, sagt Flor.

Der Ortsbeirat werde anregen zu prüfen, ob ein Spiegel die Lage entschärfen könne. Nicht gelöst ist auch die Verkehrssituation in der stark befahrenen Großgasse. „Morgens ist hier der Teufel los“, beschreibt Flor die Lage. Bislang erfolgte Maßnahmen wie Schwellen und aufgestellte Barken brächten keine Reduzierung der Geschwindigkeit, sagen Anwohner. Selbst im ersten Stock vibriere noch der Fußboden, berichtet eine Anwohnerin. Die Fliesen im Haus seien gerissen.

An der geplanten Schließung der Volksbank-Filiale Ende November erhitzen sich die Gemüter. „Die Bank trug zur Selbständigkeit bei, viel Infrastruktur haben wir hier sowieso nicht mehr“, klagen Anwohner. Denn auch der Hofladen Unkelbach werde demnächst schließen. Vor allem für die Älteren sei die Filialschließung ein Problem, da sie das Geld gern in kürzeren Abständen von der Bank abholten, um nicht so viel davon zu Hause zu haben, erklärt eine Okärberin. „Wir werden einen Brief an die Bank schreiben. Wenn wenigstens die Geldautomaten hier bleiben könnten, wäre uns geholfen“, erklärt Flor. Vis-à-vis zur Volksbank hat die Sparkasse ebenfalls eine Filiale. „Für die nächsten Jahre ist keine Änderung in Okarben geplant“, beruhigt Sparkassensprecher Bernd Kunzelmann die Bürger Okarbens.

Dass die Sanierungsarbeiten am Denkmal für die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege an der evangelischen Kirche nicht voran gehen, liege an der beauftragten Firma. „Die haben uns im Stich gelassen“, sagt Rippen. Die Firma sei gemahnt worden, wenn das nichts bringe, müsse eine andere Firma beauftragt werden. Unmittelbar neben den Namen für die Soldaten sind Schilder angebracht, die an die deportierten jüdischen Familien Kahn und Grünewald erinnern. Unter den Namen befinden sich zudem noch christliche Kreuze. Man werde sich dafür einsetzen, dass künftig „in angemessener Form“ an die jüdischen Bürger erinnert werde, verspricht Flor. Ebenso greift der Ortsbeirat den Vorschlag auf, an der Mauer des Denkmals zusätzlich auch an jene drei Okärber Kinder zu erinnern, die durch eine Bombenexplosion im Jahr 1946 ums Leben kamen.