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Zierrat fürs Amt

Bürgermeister können erstmals eine Amtskette tragen

Schachbrettmuster und Hufeisen: Klaus Büttner (SPD), Cornelia Rück (SPD, Mitte) mit der Künstlerin Martina Schoder. Foto: Niehoff
Schachbrettmuster und Hufeisen: Klaus Büttner (SPD), Cornelia Rück (SPD, Mitte) mit der Künstlerin Martina Schoder. Foto: Niehoff

Rechtzeitig zur 1250-Jahr-Feier der beiden Orte Ober- und Niederdorfelden haben die beiden Rathauschefs Amtsketten erhalten. Eigens angefertigt – und nur für besondere Anlässe.

Schöneck/Niederdorfelden. „Ich habe bisher nur eine Bürgermeisteramtskette. Die ist aus Bonbons und wurde mir spaßeshalber bei meiner ersten Amtseinführung überreicht“, erinnert sich Schönecks Bürgermeisterin Cornelia Rück (SPD). Niederdorfeldens Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) war hingegen eine solche Insignie als erster Bürger und Repräsentant seiner Stadt bislang verwehrt.

Das wollte die 58-jährige Künstlerin Martina Schoder aus Niederdorfelden ändern. Auf die Idee mit den Amtsketten kam sie bei einem Treffen der Niederdorfelder Nachbarschaftshilfe vor etwa einem Jahr, als es um die Vorbereitung der 1250-Jahr-Feier der beiden Orte Ober- und Niederdorfelden ging.

„Die Ersten, denen ich davon erzählt habe, haben noch darüber gelacht und es für einen Scherz gehalten“, berichtet die Künstlerin, die in Hanau und Frankfurt an Volkshochschulen und Kunstvereinen Keramik unterrichtet.

Dann aber habe sie mit dem Niederdorfelder Amtschef gesprochen und ihn von der Ausstrahlungskraft einer Amtskette bei offiziellen Anlässen wie der akademischen Feier bei dem bevorstehenden Jubiläumsfest oder dem anschließenden Festumzug überzeugt.

Natürlich sollte es keine Kopie üblicher Amtsketten sein, sondern ein echtes Unikat. Da Oberdorfelden dazu kommt, sogar zwei Unikate. Gefertigt werden sollten die Amtsketten auch nicht wie üblich aus edlem Metall, sondern aus gebranntem Ton, also aus Keramik. Beide Bürgermeister sagten spontan zu. „Und nun musste ich den Worten Taten folgen lassen“, erzählt Schoder weiter. Keramik sei kein Blatt Papier, auf das man seine Ideen einfach mit dem Pinsel oder dem Bleistift übertragen könne. „Bei Keramik muss man zunächst eine Urform herstellen, dann anschließend ein Modell und schließlich das Kunstwerk. Und jedes Mal muss man abwarten, was aus dem Brennofen wieder herauskommt“, beschreibt die 58-Jährige die schwierige Prozedur der Keramikkunst. Ton sei von Natur aus ein Verwandlungskünstler. Von flüssig bis versteinert, kann er jeden Zustand annehmen. Haltbar ist Ton jedoch erst nach dem Brand, wo die eigentliche Umwandlung stattfindet. Und weil Schoder etwas Besonderes schaffen wollte, hat sie die Anhänger der Ketten in 3-D, also in drei Ebenen modelliert. Dadurch erheben sich die Kronen auf den Plaketten der Niederdorfelder Kette und die Hufeisen auf der Oberdorfelder Kette von der Oberfläche ab. „Das mit Abstand Schwierigste jedoch war das Aufbringen der roten Farbe für die Pferdehufe auf der Oberdorfelder Kette. Die verschwand jedes Mal wieder beim Brennen“, sagt Schoder.

Die Lösung ergab sich mit Hilfe einer Spezialfarbe aus einem Niederdorfelder Unternehmen, das ein Rot im Sortiment hatte, das den Brennvorgang unbeschadet übersteht.

Echt mit Zertifikat

„Schwarzer Ton, weißer Ton, gelbe Lasur und die rote Farbe, dazu eine künstlerische Ader und vor allem viel Geduld waren zur Herstellung der beiden Amtsketten notwendig“, sagt Schoder und überreicht die beiden Ketten an ihre neuen Besitzer.

Weil die Kunstwerke so klein sind, hat sie sie nicht signiert, sondern mit einem Zertifikat über die Echtheit versehen. „Ich hoffe, Sie werden ihre Amtsketten nicht nur bei der 1250-Jahr-Feier von Dorfelden tragen, sondern anschließend auch bei vielen offiziellen Anlässen. Denn die Herstellung war sehr aufwendig, und oftmals stand ich ganz schön unter Druck. Ich wollte ja schließlich zur Feier fertig sein“, verrät sie und ist sichtlich stolz, als die beiden Rathauschefs Rück und Büttner ihre neuen Amtsinsignien anlegen und sich gegenseitig bewundern.